Red Hot Chili Peppers - I'm with you

WEA / Warner
VÖ: 26.08.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Raus aus dem Funkloch
Im Nachhinein sieht man immer klarer. Und irgendwie war es ja nur logisch, dass es nach "Stadium arcadium" für die Red Hot Chili Peppers so nicht weitergehen konnte. Denn das Doppelalbum bot gleich Dreierlei: einige sehr schöne Songs, viel Füllmaterial und den schlagenden Beweis, dass Saitengott John Frusciante und der Rest der Truppe musikalisch nicht mehr ganz auf einer Wellenlänge lagen. Das merkte auch Frusciante selbst und verabschiedete sich Anfang 2009 zum zweiten Mal aus der Band – diesmal ohne Drogensucht, dafür aber wohl endgültig. Mitte der 1990er reagierten die Red Hot Chili Peppers auf Frusciantes Abgang mit der Verpflichtung von Dave Navarro und dem kontroversesten Album ihrer Karriere, "One hot minute". Und heute? Ein ähnlich radikaler Stilbruch wie 1995 steht den Fans nicht ins Haus, schließlich bedient mit Josh Klinghoffer nun ein Vertrauensmann Frusciantes die Gitarre, der schon früher bei Liveauftritten der Pfefferschoten mithalf. Doch genügt diese Personalrochade, um die Band auf ihrem zehnten Album "I'm with you" wieder zurück zu alter Stärke zu führen?
Bereits der Einstieg macht Hoffnung: "Monarchy of roses" prescht, angetrieben von Fleas treibendem Bass, mit Wucht aus dem Startblock. Auch auf dem nachfolgenden "Factory of faith" ploppt der Bass munter vor sich hin und sorgt für gute Laune. Doch aufmerksamen Hörern wird schon jetzt nicht entgangen sein, dass sich Klinghoffers Gitarre dezent im Hintergrund versteckt. Ansonsten sind die Veränderungen in der Post-Frusciante-Ära eher gering ausgefallen. Zumindest an der Oberfäche. Nach dem tanzbaren Start steuern die Red Hot Chili Peppers souverän alle weiteren Eckpfeiler ihres Sounds an. "Look around" und "Goodbye hooray" wagen noch einmal eine Rückkehr zum etwas dreckigeren Sound der frühen Neunziger, auch wenn der Funk wenig überraschend komplett außen vor bleibt. Zarte Melancholie gibt es hingegen im schönen "Police station" und in "Meet me at the corner", während "Did I let you know" zum romantischen, von Afro-Percussion untermalten Liebesgeständnis ausartet. Die poppige Single, die seit "Californication" auf keinem Album der Kalifornier fehlen darf, gab es ja bereits vorab mit "The adventures of rain dance Maggie". Allerdings zählt die Single klar zu den schwächeren Stücken eines Albums, bei dem die positiven Überraschungen im Detail stecken.
Dass die Songs auf "I'm with you" erstmals zu einem Großteil am Klavier komponiert wurden, macht sich in einem luftigeren Sound bemerkbar. Klinghoffer lässt seine Gitarre oft über die wie immer hochklassige Rhythmus-Section schweben und füllt geschickt Leerstellen aus, anstatt sie zuzukleistern. Auch scheuen sich die Red Hot Chili Peppers nicht, dem Klavier größeren Raum in der Instrumentierung einzuräumen. Im dramatischen Hochkaräter "Even you Brutus?" bilden abgehackte Piano-Akkorde die Drohkulisse, über die sich Anthony Kiedis in einen wütenden Klagegesang hineinsteigert. Nicht minder hochklassig ist das wunderschöne "Brendan's death song", in dem Kiedis ungewohnt nachdenklich über den Tod philosophiert. Noch vor wenigen Jahren hätten sich die Red Hot Chili Peppers Lieder wie diese beiden wohl nur widerstrebend zugetraut, nun sind sie die überraschenden Highlights auf einem Album, das eine verdiente Band beim würdevollen Altern zeigt.
Den Spaß haben die Kalifornier nicht völlig hinter sich gelassen. Ein Musikerleben voller sexueller Anzüglichkeiten, Quasi-Nacktfotos auf Zebrastreifen und Auftritten mit überdimensionalen Glühbirnen auf dem Kopf kann man schließlich nicht so ohne weiteres abstreifen. Doch es gibt keine Albernheiten à la "Hump de bump" mehr, nur um die Fans der ersten Stunde zu beglücken. Vielmehr wirkt es so, als fühlten sich die Red Hot Chili Peppers ohne ihren langjährigen Mastermind endlich dazu bereit, den Herbst ihrer Karriere einzuläuten. Von der Lähmung, die "Stadium arcadium" zuweilen befiel, ist jedenfalls nicht mehr viel zu spüren. Nun kann man Frusciantes Verdienste um die Red Hot Chili Peppers ja kaum genug würdigen, doch anno 2011 bleibt auch festzuhalten: Man vermisst ihn eigentlich kaum.
Highlights
- Monarchy of roses
- Brendan's death song
- Police station
- Even you Brutus?
Tracklist
- Monarchy of roses
- Factory of faith
- Brendan's death song
- Ethiopia
- Annie wants a baby
- Look around
- The adventures of rain dance Maggie
- Did I let you know
- Goodbye hooray
- Happiness loves company
- Police station
- Even you Brutus?
- Meet me at the corner
- Dance, dance, dance
Gesamtspielzeit: 59:25 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Raelisrock |
2011-09-21 22:26:49 Uhr
...kann Tom Green nur recht geben, selten so einen belanglose Mucke gehört. Leider kann man Frusciante nicht ersetzen, indem man die teilweise echt nervige Stimme von Kiddis featured. |
Demon Cleaner |
2011-09-19 20:32:02 Uhr
The Mars Voltas Debüt, Metallicas "Death Magnetic", die SOAD-Alben, Slipknots "Vol. 3", Johnny Cashs späte "American"-Alben - alle an der oberen Grenze der Lautheitsskala abgemischt. Bei TMV ging es noch, Metallica und PHCP haben da stark darunter gelitten. Wie Watchful_Eye sagt, das ist kein Zufall, er ist da mittlerweile ein Garant für zermatschtes Mastering. |
Wolffather |
2011-09-19 18:06:47 Uhr
klar, solange er das toleriert und evtl gutheißt, ist er natürlich im Endeffekt mitverantwortlich |
Watchful_Eye |
2011-09-19 18:05:26 Uhr
Naja, selbst wenn er nicht die Person ist, die den Regler auf 11 gedreht hat.. ;-) dann arbeitet er eben bewusst mit Leuten zusammen, die das tun. Kommt auf das selbe raus. Ich sehe ihn in jedem Fall für die hohe Lautstärke der von ihm produzierten Alben in großem Maße verantwortlich - da glaube ich nicht an Zufälle. |
Wolffather |
2011-09-19 18:05:25 Uhr
"Da ist der Stereoanlagenbesitzer einfach nicht mehr die Zielgruppe in erster Linie. Wer in erster Linie unterwegs Musik hört, freut sich über eine konstante Lautstärke, weil so Hintergrundgeräusche verdrängt werden"naja naja... wenn ich ein Überlautes Album auf MP3-Player mit Kopfhörer höre, klingt das gerade dann grauenvoll - matschig, undefiniert und mit viel Rauschen |
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Referenzen
Incubus; Hoobastank; 311; Soak; Supergroove; Living Colour; Fishbone; Jane's Addiction; Porno For Pyros; Primus; Mother Tongue; fIREHORSE; Sublime; Urban Dance Squad; 24-7 Spyz; Foo Fighters; Ash; Dave Matthews Band; Smash Mouth; Sugar Ray; OPM; Maktub; Big Chief; G. Love & Special Sauce; Lenny Kravitz; Maroon 5; Led Zeppelin; Jimi Hendrix Experience; Parliament; Sly & The Family Stone; Skunk Anansie; John Frusciante
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