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Stereo MCs - Emperor's nightingale

Stereo MCs- Emperor's nightingale

!K7 / Al!ve
VÖ: 26.08.2011

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Spielvererber

Das Älterwerden hat nicht nur Nachteile. Man hört zum Beispiel auf, Leute nicht zu mögen, weil die etwas gut finden, das man selbst doof findet. Auch Stereo MCs sind längst nicht mehr die Jüngsten, wobei man natürlich nicht weiß, was die einmal doof gefunden haben. Doch da die Band das Gesicht des britischen HipHop maßgeblich mitgeprägt hat, liegt der Schluss nahe, dass traditionelles Songwriting ursprünglich nicht der Fall von Rob Birch und Nick Hallam war. Zumal sie ob ihres überschaubaren Outputs stets aufpassen mussten, keinen Dance-Trend zu verpennen. Seit "Paradise" erscheinen Stereo-MCs-Alben immerhin im Dreijahresrhythmus, und "Emperor's nightingale" wurde nun sogar erstmals auf herkömmlichen Instrumenten eingejammt.

Wozu sich das Duo erneut prominente Mitstreiter ins Studio lud: Auf der ersten Single gastiert demonstrativ der Jazz-affine Jamie Cullum, auch Bruce Woolley, renommierter Produzent, Filmkomponist und einst Trevor Horns Sozius bei den Buggles, hat seine Finger im Spiel, und die Elektronik-Schrauber Deekline & Wizard geben die Konsultanten für fette zeitgenössische Beats. Und auch wenn Stereo MCs rollende Grooves und gekipptere Nachwehen des Big Beat neuerdings auf Pop-Appeal und Gesang statt Rap prallen lassen, besteht kein Zweifel, dass sie nach wie vor in einem Dance-Kontext gesehen werden wollen.

Der langgezogene Ohrwurm "Boy" tauscht die Tanzfläche zwar kurz gegen entspanntere Rhythmen aus der Chillout-Zone ein, doch wenig später wird das harmonische Element wieder von überrissenen Breakbeats und geschwinden Keyboardlinien torpediert. Und spätestens bei "Sunny day" hat die Straße die Band wieder: "While the sirens wail we just walk / Turn our backs and we don't talk / Try to ignore what's going on." Eine Art dumpfe Vorahnung der jüngsten britischen Straßenschlachten mit moderat eingesetztem Vocoder - und einer der besten Songs eines Albums, das zuweilen etwas zu sehr zwischen Gepolter und Slackertum pendelt. Zum Glück koppeln Stereo MCs die neugewonnene Abgeklärtheit aber auch des Öfteren mit ihren alten Stärken.

"Tales" zischt zu knarzenden Leuchtröhren-Synthies und Piano-Tamponade vorzüglich ab, landet bei einem Singalong-Refrain und schlägt immer wieder verbreakte Haken, "Bring it on (Path to the mind and the soul and the spirit)" drückt Rave-Signale aus dem Sampler gegen eine steifgeschlagene Sequenz und eine Phrasierung, die keinen Widerspruch duldet. Geballte Power aus den Fleischtöpfen der Clubmusik, gegen die betulichere Klopfer wie "2cando" oder "Levitation" wie die Andeutung eines Alterswerks klingen. Und so hinterlässt dieses Album letztendlich einen eher zwiespältigen Eindruck - als wollten die etwas gesetzteren Herrschaften den feierwütigen Lads noch einen guten Ratschlag mit auf den Weg geben: "Viel Spaß, und treibt's nicht so doll!" Ja was denn nun?

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Sunny day
  • Tales
  • Bring it on (Path to the mind and the soul and the spirit)

Tracklist

  1. Wooden heart
  2. Boy (feat. Jamie Cullum)
  3. Phase me
  4. Far out feeling
  5. Sunny day
  6. Manner
  7. Tales
  8. 2cando
  9. Bring it on (Path to the mind and the soul and the spirit)
  10. Levitation
  11. Desert song
  12. Wooden heart (Reprise)

Gesamtspielzeit: 50:20 min.

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