Jono McCleery - There is

Counter / Rough Trade
VÖ: 02.09.2011
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Mit Augenmaß
Weihnachten fühlt sich richtig an, wenn es draußen schneit, im Haus der Kamin knistert, der Baum leuchtet, die Familie strahlt und von einer knackenden Platte Bing Crosbys "White christmas" klingt und ein Chor "Stille Nacht" anstimmt. Das kitschige Bild wird amerikanische Kinoproduktionen überleben, TV-Inszenierungen und selbst die Marketingmaschine in Einkaufszentren. Das liegt wohl am Bedürfnis nach einer - wenigstens kurz anhaltenden - heilen Welt und Harmonie. Jono McCleery greift diese Atomsphäre auf. Von einer stillen Nacht. Von Crosby. Von Wohltat. In gerade einmal 1:10 Minuten verpasst er "Raise me" eine Lo-Fi-Erscheinung mit einem gospeligen Housemartins-Background. Wer die Assoziation nicht teilt, dem bleibt immer noch ein herzerwärmendes Interlude: "I learned to be forever fine / Only heartless kind will move".
McCleery wohnt in London und hat sein erstes Album in Eigenregie produziert. "There is" entstand mit Fybe und Matt Kelly als Partner in Produktion und Arrangement. Die Verquickung von Soul, der elektronischen Musik, dem Dubstep, das hat James Blake oder auch Jamie Woon ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Hier aber ist ein großartiges Album gewachsen, das sich überdies ganz bewusst der Klassik und dem folkigen Singer-Songwritertum öffnet und dieses Selbstverständnis mit wärmenden Melodien verwebt. "Tomorrow" zelebriert vier Minuten lang Streicher-Arrangements, zu denen eine Akustikgitarre einzelne Töne zupft, erst danach löst McCleery das Instrumental-Konstrukt und füllt den Beat mit Dubstep-Blutstropfen: "Your silhouette imprinted on mine / Binds us wholly and keeps us trying / I never doubt this I never fear."
Das Dehnen der Silben verleiht McCleerys markanter Stimme mitunter eine orientalische Note, die im nächsten Moment im Kopfkino Bildern von Nick Drake weicht. Das hat auch Vashti Bunyan so sehr begeistert, dass sie auf "Only" gleich mitgesungen hat. Wenn es läuft, kannst du auch was wagen. Aus Blacks "Wonderful life" macht McCleery ein Stück mit xylophonistischen Nadelstichen, dessen Beat unter Herz-Rhythmusstörung leidet, während im Refrain Synthies im tiefen Morast versinken. In "Stand proud" glänzen Jazz-Soul-Eskapaden meisterlich und in "It's all" gibt die Aussage "It's all a game to you" den Startschuss für den Eintritt in ein geordnetes musikalisches Chaos. Als habe jemand im Musikladen gleichzeitig auf den Drums gewirbelt, mehrere Geigen unkontrolliert ausprobiert und etliche Effektknöpfe am Keyboard willkürlich getestet. Eine wahre Wonne. Der steuerbare Spieltrieb macht McCleery zu einem maßvollen Künstler. Und er ist deutlich näher am Maß aller Dinge, als dass das Maß voll ist.
Highlights
- Garden
- Stand proud
- Raise me
- She moves
Tracklist
- Fears
- Garden
- Wonderful life
- Tomorrow
- It's all
- Stand proud
- Home
- Only
- Tie me in
- Raise me
- The gymnopedist
- She moves
Gesamtspielzeit: 50:50 min.
Referenzen
Bonobo; The Cinematic Orchestra; The Weeknd; Jamie Woon; Patrick Watson; King Creosote & Jon Hopkins; José González; Tim Buckley; Junip; James Yuill; Fink; Nick Drake; Vashti Bunyan; Zero7; Nitin Sawhney; Bill Withers; Floating Points Ensemble; Quantic; Thievery Corporation; James Blake; Radiohead; Thom Yorke; Marvin Gaye; Nina Simone; Jazzanova; Modern Jazz Quartet; Coldcut; Tosca; Lost In The Trees; Owen Pallett; Max Richter; Prince Of Assyria; Ron Sexsmith; Jonathan Jeremiah
Surftipps
- http://www.jonomccleery.com/
- http://ninjatune.net/de/artist/jono-mccleery
- http://www.counterrecords.com/jonomccleery/
- http://www.rough-trade.net/2011/08/12/jono-mccleery-there-is /
- http://www.myspace.com/jonomccleery
- http://www.lastfm.de/music/Jono+McCleery
- http://www.discogs.com/artist/Jono+McCleery
- http://www.planetangel.net/news/features/jono-mccleery-music -interview/
- http://onetaste.co.uk/collective/jonomccleery/
- http://www.youtube.com/watch?v=4VNPJfjcQYY
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