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Jewel - This way

Jewel- This way

Atlantic / Eastwest
VÖ: 18.02.2002

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schöner Schein

Wenn tatsächlich so etwas wie ein männlicher Beschützerinstinkt existieren und dieser gar meßbar sein sollte - Jewel Kilcher würde garantiert jede Skala sprengen. Mit winselnden Klageliedern Marke "Foolish games" oder "Hands" erklärte sich die Dame das Leiden zur Lebensaufgabe und legte auf zwei Alben eine Zerbrechlichkeit an den Tag, daß man als Mann sicherheitshalber schon mal den Klebstoff bereit halten wollte, um die Dame im Unglücksfall behutsam wieder zusammenzupappen. Und auch mit ihrem dritten Album scheint Jewel nun wieder in die Vollen zu gehen und jeden Mann zur Vollbremsung bringen zu wollen. Denn wenn sie auf dem Cover schon nicht für ihre Umschulung von der Folkpop-Chanteuse zur Verkehrspolizistin übt, so macht sie in jedem Fall einen ziemlich plan- und hilflosen Eindruck. Tschul'jung, kann man Ihnen helfen?

Doch auch wenn ihr Gesichtsausdruck etwas anderes vermuten läßt, scheint ihre Geste zu wissen, wo sie hin will: da lang. Und damit ist im Falle von "This way" weit mehr als nur eine festgelegte Richtung gemeint. Jewel bemüht sich nach Kräften, nicht länger auf die Rolle des fragilen Schnuckels festgelegt zu werden und packt auf ihr drittes Album eine erstaunlich breite Palette an neuen Klangfarben, die mal rocken und mal jammern, mal grinsen und mal heulen. Ungefragt dreht sie den Spies um und will nicht mehr klein und schwach sein, sondern helfen statt geholfen werden: "Who says a woman cannot serve? It would be my pleasure". Danke, sehr aufmerksam.

Was sie dabei aus dem Handtäschchen auf den Servierteller zaubert, kann sich durchaus sehen, hören und genießen lassen: Mit "Love me, just leave me now" klopft sie einen Blues, wie es Sheryl Crow nicht verrauchter könnte, während bei "Serve the ego" die E-Gitarre zu verschwitzten Bongos tanzt. Im betörenden "Do you want to play?" dagegen sei laut Liner Notes eine Referenz an die Autorin Anais Nin versteckt. Schneller zu finden ist allerdings die an Alanis Morissette, die eine bissige Spitze wie "Are you only half alive or have you always been this inarticulate?" nicht charmanter hinrotzen könnte. Danke für die Blumen.

Und wer zwischen all diesen freudigen Überraschungen und vereinzelten mißlungeneren Ausflügen wie "The new wild west" die hinlänglich bekannten, angenehm seichten Tränendrücker vermißt, kommt immer noch zur Genüge auf seine Kosten: "I won't walk away" versichtert Jewel, fleht in "Break me" eindringlich "Kiss me once / Well maybe twice", um irgendwann dem Spieglein an der Wand die Vertrauensfrage zu stellen: "Mirror, mirror. Do you..." Nein, nicht weiterbetteln. Du kennst die Antwort doch eh schon.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Break me
  • Do you want to play?

Tracklist

  1. Standing still
  2. Jesus loves you
  3. Everybody needs someone sometime
  4. Break me
  5. Do you want to play?
  6. Till we run out of road
  7. Serve the ego
  8. This way
  9. Cleveland
  10. I won't walk away
  11. Love me, just leave me alone
  12. The new wild west
  13. Grey matter (live)
  14. Sometimes it be that way (live)

Gesamtspielzeit: 59:51 min.

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