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Soundtrack - I am Sam

Soundtrack- I am Sam

V2 / Zomba
VÖ: 18.02.2002

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Play it again, Sam

Es gehört schon einiges an Mut dazu, heutzutage noch eine Compilation voller Beatles-Coverversionen auf den Markt zu werfen. Schließlich wurde in den über 30 Jahren seit ihrem Exitus nun wirklich jedes Shalala der Pilzköpfe hinlänglich zerhäckselt, jeder psychedelische Trip durch den lateralen Reißwolf gedreht und jeder Melodie für die Ewigkeit ein unerwartet jähes Ende bereitet. Doch ist es - nicht zuletzt nachdem George Harrison seinem Bandkollegen John Lennon in die himmlische Hall Of Fame gefolgt ist - wirklich ein Verbrechen, ein Beatles-Tribute-Album mit Niveau zu konzipieren? Oder ist es vielmehr gar wünschenswert, auch der nachwachsenden Generation nahezubringen, daß die Fab Four mehr zu bieten hatten als merkwürdige Anzüge und beschissene Frisuren, ohne daß dies in Form von blasphemischen, auf die Charts schielenden Gaga-Coverversion geschehen müßte?

Es ist müßig, noch weiter über Sinn oder Unsinn der "I am Sam"-Zusammenstellung zu philosophieren, denn sie ist nun mal da und nicht mehr zu verhindern. Und hält bereits auf den ersten Blick erfreuliche Überraschungen bereit. So wurde zum einen darauf verzichtet, mit "Yesterday" den angeblich meistgecoverten Song der Welt ein weiteres Mal zu verwursten. Und zum anderen sorgt bereits die Liste der Interpreten für glänzende Augen und die Überzeugung, daß hier mit einem Höchstmaß an Respekt ans Werk gegangen und mehr als nur die kurzlebige Hintergrundbeschallung für einen vielleicht noch kurzlebigeren Film kreiert wurde, der in Deutschland zunächst niemals in die Kinos kommen sollte.

Daß viele Umsetzungen sich nur Zentimeter vom Original entfernen und einige noch so namhafte Künstler daran scheitern würden, perfekt geglaubten Songs neue Töne zu entlocken, war indes zu befürchten. Die Black Crowes geraten beim Versuch ins Straucheln, den wichtigsten Initialen des Songtitels von "Lucy in the Sky with Diamonds" nachzugehen, während Aimee Mann dasselbe Stück heillos zerorgelt. Heather Novas Gesäusel in "We can work it out" knüpft nahtlos an die Belanglosigkeiten ihres aktuellen Albums an, während die Stereophonics mit "Don't let me down" selbst chronisch schlaflose Hörer in Sekundenschnelle ins Land der Träume befördern. Und auch von Eddie Vedder hätte man sich sicherlich mehr erwartet, als sich nur lustlos durch "You've got to hide your love away" zu eiern.

Doch oft genug ist man auch dicht davor, im direkten Vergleich das Original zu verpönen, um sich gerade rechtzeitig noch auf die Zunge zu beißen: Wenn es Grandaddys tatsächlich gelingt, "Revolution" ihren eigenen Sound aufzustempeln. Wenn Rufus Wainwright leidend "Across the universe" reist, wie es Thom Yorke nicht inbrünstiger könnte. Oder Ben Harper mit einem Streicherarrangement im Rücken die "Strawberry fields forever" vorm inneren Auge in allen Farben zum Flirren bringt. Ben Folds hingegen bekräftigt mit gerade mal 100 Sekunden "Golden slumbers" eindringlich, zur falschen Zeit am falschen Ort geboren zu sein und eigentlich das heimliche fünfte Mitglied der Fab Four zu verkörpern. Und Paul Westerberg muß vor den Aufnahmen drei Nächte durchgemacht und tonnenweise Whiskey und Zigaretten konsumiert haben, um den krächzenden "Nowhere man" so überzeugend zu mimen. Das größte Glanzstück jedoch gelingt einem Mann, dessen Karriere nicht gerade arm an derartigen Leistungen ist: Nebelschwaden ziehen auf, wenn sakrale Klavierakkorde ertönen und eine sonore Stimme die Worte "When I find myself in times of trouble" durch den Raum hallen läßt. Der große Prediger Nick Cave hat "Let it be" weit mehr als nur nachgespielt, er hat das Stück verinnerlicht und ihm andächtig seinen eigenen Atem eingehaucht. Und auch wenn die Aufnahmen bereits vor George Harrisons Tod entstanden sind, könnten es Nick Caves Zeilen sein, die die Tränen der trauernden Gemeinde zum Trocknen bringen. "Shine until tomorrow, let it be."

(Armin Linder)

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Highlights

  • Across the universe (Rufus Wainwright)
  • Strawberry fields forever (Ben Harper)
  • Nowhere man (Paul Westerberg)
  • Revolution (Grandaddy)
  • Let it be (Nick Cave)

Tracklist

  1. Two of us (Aimee Mann and Michael Penn)
  2. Blackbird (Sarah McLachlan)
  3. Across the universe (Rufus Wainwright)
  4. You've got to hide your love away (Eddie Vedder)
  5. Strawberry fields forever (Ben Harper)
  6. Mother nature's son (Sheryl Crow)
  7. Golden slumbers (Ben Folds)
  8. I'm only sleeping (The Vines)
  9. Don't let me down (Stereophonics)
  10. Lucy in the sky with diamonds (The Black Crowes)
  11. Julia (Chocolate Genius)
  12. We can work it out (Heather Nova)
  13. Help! (Howie Day)
  14. Nowhere man (Paul Westerberg)
  15. Revolution (Grandaddy)
  16. Let it be (Nick Cave)
  17. Lucy in the sky with diamonds (Aimee Mann)
  18. Two of us (Neil Finn/Liam Finn)

Gesamtspielzeit: 62:10 min.

Referenzen

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