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Wooden Shjips - West

Wooden Shjips- West

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 12.08.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Dickbrettbohrer

Es stand auf Plattentests.de: Wooden Shjips spielen "very primitive, improvisational psych rock". Genauer gesagt: hier. Und das stimmt nach wie vor. Fürsorgliche Zahnärzte sollten ihren vor dem Bohrer zitternden Patienten also tunlichst kein Album des kalifornischen Quartetts über Kopfhörer verabreichen. Oft ist der Gitarrensound von "West" nämlich nur so marginal vom Behandlungsgerät zu unterscheiden, dass es die Ärmsten vermutlich erst recht vom Stühlchen lupfen würde. Was Ripley Johnson zusammen mit Partnerin Samae Yamada bei Moon Duo kann, das kann er auf dem dritten regulären Album von Wooden Shjips eben schon lange. Und zieht mal wieder einen der durchgeschmortesten Soundwälle hoch, an denen man sich zurzeit Ohren wundhören und Zähne ausbeißen kann.

Falls noch etwas von ihnen übrig ist. Denn "West" vermag trotz überschaubarer Länge und Stückanzahl schnell komplette Gebisse mit seinen essigsauren Qualitäten zu verätzen. Da steigt der dunkle Qualm auch dann wie von selbst über den heimischen Lautsprecherboxen auf, wenn das erste Stück nicht "Black smoke rise" heißen würde. Mit blickdichter Sonnenbrille auf der Nase und sich kräuselndem Schamanenbart werfen Johnson und seine Jungs die fette Beatmaschinerie an, lassen die Gitarren entweder dröhnend brettern oder zwirbelnde Mantra-Leads spielen, während mal mehr, mal weniger dick aufgetragenes Georgel eine zusätzliche halluzinogene Schippe auf die stoisch rotierenden Songs drauflegt.

Gesang ist hier meistens mehr zusätzliche Ressource im Soundarsenal denn bedeutungstragendes Element - wenn sich die Drones einmal besonders massiv eines Stücks bemächtigen, wird er mitunter gar zur Nebensache. Als wären Black Rebel Motorcycle Club in einer milchigen Zeitblase gefangen, wo ihnen nichts anderes übrigbleibt, als immer wieder dasselbe Riff zu spielen. Doch zugegeben: Viel anderes tun Wooden Shjips auf diesem Album eigentlich auch nicht. Hier und da erliegen sie beinahe der Versuchung, aus einem Song wie "Flight" einen geradeaus polternden Rocker zu machen, doch die kreiselnde Rhythmusgruppe hat genauso etwas dagegen wie die im Dunkeln glühenden Keyboards.

Wenigstens "Crossing" könnte man dank des schleppenden Beats fast mit Death In Vegas' "Aisha" minus Entbeinungsphantasien verwechseln. Und auch dem Rest genügt zumeist Midtempo zum Zerbeulen des Kleinhirns. Dass das beweglichste Stück ausgerechnet "Lazy bones" heißt und beim abschließenden "Rising" Drums und Stimme konsequent rückwärts laufen, gehört dabei zum hintergründigen Witz eines Albums, das ständig eine Monotonie durch die andere ersetzt und dessen neblige Auswürfe in Zeitlupe über dem Mobiliar zerplatzen. Kein Wunder, dass es am Ende ähnlich grünlich schimmert wie das Wasser auf dem Cover oder das Gesicht des Hörers. Und dafür muss dieser nicht einmal zum Zahnarzt gehen. So hinreißend psychoaktive Musik wie diese läuft dort ja ohnehin nicht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Black smoke rise
  • Home

Tracklist

  1. Black smoke rise
  2. Crossing
  3. Lazy bones
  4. Home
  5. Flight
  6. Looking out
  7. Rising

Gesamtspielzeit: 37:37 min.

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  • Wooden Shjips (7 Beiträge / Letzter am 13.01.2022 - 00:03 Uhr)

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