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She Wants Revenge - Valleyheart

She Wants Revenge- Valleyheart

Five Seven / EMI
VÖ: 22.07.2011

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schatten werfen

Es ist zum Melancholischwerden! Da bringt man mit fachkundig abgedunkeltem Indiepop Schatten an die kalifornischen Strände und liefert damit überhaupt erst den Soundtrack, zu dem endlich auch die blassen Emo-Goths beim Spring Break an der anderen Küste mitvögeln dürfen. Und wer dankt es einem? Niemand. Nicht mal die sonst so geschmackssicheren Schreiber von Plattentests.de erkannten bislang die Brillanz von She Wants Revenge. Zwei Mal gab's mickrige 6/10. Wozu also noch die Gitarren mit Joy-Division-Laune schrubben und der Welt mit wogendem Bariton Vorwürfe machen?

Das allerdings wäre eine tiefer gehende Sinnfrage, und für eine solche fühlen sich She Wants Revenge an der polierten Oberfläche viel zu wohl. Also ist auch das dritte Album von Justin Warfield und Adam 12 schattiger Gitarrenpop mit Aushilfselektronik. Wie schon bei den beiden Vorgängern "She Wants Revenge" und "This is forever" müssen Echo und Moll als Tiefgangalibis durchgehen. Da auch der Horizont von "Valleyheart" vom Schlafzimmer aus gut sichtbar ist, begrenzt sich der im Bandnamen vollmundig behauptete Wunsch nach Rache auf das Ausüben rhythmischer Leibesübungen. Kein Wunder: Wer jahrelang Liebeskummer für den Weltuntergang hielt und läppisches Magengrimmen zu ausgewachsenen Depressionen hochjazzte, muss sich eben mit Zorn und Zynismus zurückhalten.

Wenn man jedoch die Erwartungen an existenzialistischen Betrachtungen im Viervierteltakt zurückstellt, entpuppen sich die kalkulierten Düstergrooves als durchaus wirkungsvoll. Der Opener "Take the world" barmt in die hypnotische Schwermut hinein und stellt die Weltherrschaft in Aussicht, wenn das Pathos bis dahin reicht. Als Treibstoff nutzen She Wants Revenge weiterhin die guten, alten Achtziger. "Up in flames" zündelt sich einen munter wippenden "Personal Jesus" zusammen, und die Single "Must be the one" geht dahin, wo die Straßen keinen Namen haben. "Reasons" könnte gar ein neuer Song von The Sisters Of Mercy sein. Oder wenigstens von The Mission.

Mit vertrauten Mustern machen She Wants Revenge jedenfalls wenig falsch. Und weil sie sich mit Schaukelbewegungen so gut auskennen, gelingen ihnen mit geringem Aufwand knackige Songs, denen Subtilität gerade noch am Schlüpfer vorbei geht. Wo das hormongesteuerte "Suck it up" noch "Don't you underestimate my dirty mind" grollt, gibt Warfield in "Little stars" den sanften Marilyn Manson und ist für "Holiday song" ein ebenso charmanter Verführer wie der späte David Bowie. Das ist zwar wenig eigenständig, aber wie der Großteil von "Valleyheart" geschickt inszeniert. Zwischendurch überreizen jedoch flache Sehnsüchteleien wie "Kiss me" oder "Not just one girl" das Spiel mit dem verführerischen Schwarz. Weil die beiden Kalifornier ihren melodischen Minimalismus nicht auf die Songstrukturen ausdehnen, fällt der Verdacht mangelnder Substanz wie ein Schatten über die Musik von She Wants Revenge. Dabei wollten sie das Dunkel doch eigentlich selbst verbreiten. Es ist zum Melancholischwerden!

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Take the world
  • Up in flames
  • Reasons
  • Suck it up

Tracklist

  1. Take the world
  2. Kiss me
  3. Up in flames
  4. Must be the one
  5. Not just one girl
  6. Reasons
  7. Little starts
  8. Suck it up
  9. Holiday song
  10. Maybe she's right
  11. Must be the one (Radio mix)

Gesamtspielzeit: 50:28 min.

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