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Lamb - 5

Lamb- 5

Strata / H'Art
VÖ: 15.07.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nummer 5 lebt

Es war nicht schön, das langsame Auseinanderfallen von Lamb zu beobachten. Während in ihrer Musik die grundverschiedenen Charakteristiken zu zauberhaften Klängen verschmolzen, stießen sich Lou Rhodes und Andy Barlow in der Wirklichkeit zunehmend voneinander ab. Und als sie bei "Between darkness and wonder" merkten, die sich ihre ätherischen Melodien und seine kantigen Frickelbeats nicht mehr ineinander verschlingen wollten, verpuffte die Band einfach. Nichts blieb mehr übrig - außer jener Stille, die Lamb zuvor so unnachahmlich durchlöchert hatten.

Dann lud Barlow vor zwei Jahren die ehemalige Partnerin für Aufnahmen in sein Studio ein. Ob sie darauf einging, weil ihre zwischenzeitliche Solokarriere kaum der Rede wert ist, bleibt ungeklärt. Der gemeinsam geschriebene Song für sein Soloalbum war aber derart offensichtlich wieder ein Lamb-Song, dass sie unversehens wieder zu der Band wurden, aus der sie sich einst mühsam herausgewunden hatten. Aus seinem Soloalbum wurde also erst einmal nichts. Zum Glück. Denn die Spannung zwischen den Widerparten sorgt auch auf Album Nr. "5" reichlich getragenes Unbehagen. So legt sich im eröffnenden "Another language", noch bevor Barlows stotternde Elektronik das Wiegenlied zerstören kann, ein Weichzeichner ins Zeug, der Rhodes' tiefgründige Stimme ins rechte Halbdunkel setzt. Sofort ist die alte Magie wieder da: "I'm gonna find a way to say it." Am Ende siegt die Zuversicht.

Lambs Stärke war schon immer, dass sie es nicht bei zartschmelzenden Harmonien beließen, sondern Bassknurren, Störgeräusche und verkantete Rhythmen dagegen setzten. Wenn also "Butterfly effect" mit der Chaos-Theorie flirtet oder "Strong the root" losknistert wie ein Schwarm Insekten, lässt sich Rhodes nicht aus der Ruhe bringen. Spannung erwächst aus der Gegensätzlichkeit. Und dann setzt im famosen "Build a fire" zum trockenen Drum-Groove plötzlich auch noch heftiger Gitarrenlärm ein, der die zarte Elektronik aber nicht vertreibt, sondern ihr Glitzern sogar noch herausstellt.

Natürlich erschaffen Lamb auch wieder Triphop-Kathedralen wie das trübsinnig schlendernde "Wise enough" oder eine verhuschte Elektrofolk-Preziose namens "Rounds", bei der sich ein paar gezupfte Töne im Kreis drehen, bis Barlow am Ende entnervt noch ein wenig Geklapper auf all das ätherische Zwirbeln wirft. Rhodes' Stimme beherrscht die Klangwolken ebenso wie das urbane Surren. Im bedrohlichen "Last night the sky" treibt sie Barlows donnernde Wucht zum nächsten Höhepunkt als Drama-Queen. Und für "Back to beginning" macht sie für Damien Rice Platz und betört ihn aus dem Hintergrund. Das sind berührende Glücksmomente, wie sie ehemaligen Geistesgenossen wie Goldfrapp seit deren Debüt nicht mehr gelingen wollen. Und auch das eigene Werk hatte ja zuletzt dezent geschwächelt. Nach der langen Auszeit hingegen knüpfen Lamb aus dem Stand an ihre Großtat "What sound" an. Ein kleines Wunder.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Another language
  • Build a fire
  • Wise enough
  • Last night the sky
  • Back to beginning

Tracklist

  1. Another language
  2. Butterfly effect
  3. Build a fire
  4. Wise enough
  5. Existential itch
  6. Strong the root
  7. Rounds
  8. She walks
  9. Last night the sky
  10. The spectacle
  11. Dischord
  12. Back to beginning
  13. The spectacle (Reprise)

Gesamtspielzeit: 44:43 min.

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  • Lamb (32 Beiträge / Letzter am 10.03.2018 - 21:06 Uhr)

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