Dan Black - ((Un))

Ministry Of Sound / Warner
VÖ: 01.07.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Mensch gegen Maschine
Schon seltsam: Spricht man im Ausland irgendjemanden auf herausragende Eigenschaften der Deutschen an, fallen stets die selben Wörter: Fleiß, Beharrlichkeit, Pünktlichkeit. Sind schon die ersten beiden kaum mehr als ausgetretene Klischees, sträuben sich vor allem beim drittgenannten Schlagwort die Nackenhaare. Niemand, der jemals auf einen Zug der Deutschen Bahn angewiesen war, kann ernsthaft behaupten, Pünktlichkeit liege uns Deutschen im Blut. Trotzdem hält sich das Klischee hartnäckig. Dass auch Dan Blacks Debütalbum "((Un))" hierzulande mit satten zwei Jahren Verspätung auf den Markt kommt, wird daran ebensowenig ändern.
Macht aber nichts, denn das Warten hat sich in diesem Fall wahrlich gelohnt. Schon 2009 schien Blacks fiepender, blubbernder Elektropop irgendwie aus der Zukunft zu kommen. So verwundert es nicht, dass die von den englischen Kollegen als "Wonky pop" kategorisierte Musik auch zwei Jahre später nicht angestaubt klingt. Was der Engländer und sein Laptop da in einsamer Fieselarbeit fabriziert haben, verbarrikadiert in einem Pariser Appartement, ist definitiv ungewöhnlich. Zumal man sich vor Augen halten muss, dass Black eigentlich gelernter Rockmusiker ist und sich seine ersten Sporen als Frontmann von The Servant verdient hatte. Das nur zur Einordnung, denn seinem Solodebüt merkt man dies in keiner Sekunde an. Wer die majestätisch schwebende und unerhört eingängige Singlehymne "Symphonies" hört, kann sich nur schwer vorstellen, dass Black je etwas anderes gemacht hat, als dem Computer den perfekten Popsong zu entlocken. Der Einstieg ist mehr als geglückt, und Black kann das hohe Niveau des Openers im weiteren Verlauf von "((Un))" halten.
Der Zeremonienmeister weiß, wie er seine Songs von überflüssigem Bombast verschont und sie trotzdem kraftvoll klingen lässt. In den allermeisten Liedern verbinden sich dezent wuppende Beats mit schrägen Synthies, fiependen Hintergrundsounds und eingängigen Melodien zu etwas erstaunlich Homogenem. Wenn Black dann trotzdem mit den stampfenden "Yours" und "Pump my pumps" Richtung Tanzfläche schielt, klingt das genauso schlüssig wie die zarte Melancholie im schönen "Cocoon". Fast schon nebenbei schmuggelt der smarte Brite hartnäckige Ohrwurmhooks in das euphorische "U + me =" oder das dramatische Kleinod "Wonder". Nein, Schwachstellen gibt es nicht auf "((Un))". Nichts klingt hingeklatscht, alles sitzt, wackelt und hat Luft. Natürlich wird es Nörgler geben, die von Sterilität sprechen und hinter der kühlen Perfektion von "((Un))" das Menschliche vermissen. Aber, ganz ehrlich: Wenn dabei starke Alben wie dieses hier herauskommen, dürfen die Maschinen gerne die Weltherrschaft übernehmen. Zumindest die Pünktlichkeit wäre dann garantiert.
Highlights
- Symphonies
- Cocoon
- Yours
- Wonder
Tracklist
- Symphonies
- U + me =
- Ecstasy
- Alone
- Cocoon
- Yours
- Pump my pumps
- Wonder
- Cigarette pack
- Life slash dreams
- I love life
- Let go
Gesamtspielzeit: 45:52 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Halcyon |
2011-07-25 19:04:18 Uhr
Das dachte ich mir auch schon, aber wenigstens kann man "Wonder" und "Symphonies" (die einzigen Songs die ich von ihm kenne, daher nenne ich nur die) immer mal wieder schön entspannt hören ... |
Eastern Glow |
2011-03-09 23:28:00 Uhr
Hmmm....also der von Dir angesprochene Song mit Bag Raiders trifft mal überhaupt nicht meinen Geschmack. Naja.Blacks Gesang allerdings hat wirklich was sehr ansprechendes. Nach ein paar Wochen im iPod ist das Album aber doch nicht so nachhaltig... |
Halcyon |
2011-03-06 13:28:26 Uhr
Erstmal vorweg: Ja, das ist (oder besser war) der Sänger von The Servant und ja, Fifa hat einen bemerkenswerten Musikgeschmack :)Hab mal in "Wonder" reingehört. Gefällt mir. Den Namen merk ich mir mal. Auf Dan Black gestoßen bin ich über seinen (auch zu empfehlenden) Song mit Bag Raiders, "Sunlight", der mir vor allem wegen dem Gesang gefällt. Ich weiß auch nicht was es ist, aber Dan Blacks Gesang hat definitiv was. |
Eastern Glow |
2011-01-29 22:18:05 Uhr
Ich hab' neulich Fifa 11 gespielt und mich nebenbei über die teils großartigen Songs gewundert, die es auf den Soundtrack geschafft haben (u.a. von Massive Attack, Yeasayer, Ladytron und Jonsi) und bin dabei über ein Lied gestolpert, dass mich im ersten Moment an The Cooper Temple Clause erinnert hat. Beim Nachsehen kam ich dann drauf, dass es sich um "Wonder" von Dan Black handelt. Hab mal in das Album reingehört: nicht übel!Wahrscheinlich nichts, das nachhaltig hängen bleibt, aber trotzdem ein nettes Pop-Album, auf dem man das ein oder andere entdecken kann. Eine Frage noch dazu: Ist das eigentlich der Sänger von The Servant? |
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Referenzen
IAMX; Sam Sparro; Frankmusik; Dangerous Muse; Alphabeat; Golden Silvers; Dragonette; Miike Snow; Little Boots; Passion Pit; MGMT; Bag Raiders; Of Montreal; Girls; Neon Neon; Ou Est Le Swimming Pool; Delphic; Moby; Lo-Fi-Fnk; Robyn; Mika; VV Brown; Fenech-Soler; Gnarls Barkley; Justin Timberlake; Jamiroquai; Console; The Notwist; The Servant
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- Dan Black - ((Un)) (4 Beiträge / Letzter am 25.07.2011 - 19:04 Uhr)