William Elliott Whitmore - Field songs
Anti / Indigo
VÖ: 08.07.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Allein auf weiter Flur
Folkmusik macht sich ab und zu so klein, dass sie droht, in der lauten Welt des 21. Jahrhunderts vollends unterzugehen. Umringt von all dem Krach im Radio, auf Festivalbühnen und den Auswüchsen des Loudness War erscheint sie manchmal ganz nah an der Wahrnehmungsgrenze. Dennoch: Ob es der Minimalismus der letzten Johnny-Cash-Platten, die Zerbrechlichkeit von Joanna Newsoms Harfenspiel oder die tieftraurig gehauchten Akkorde von "The weary kind", dem oscarprämierten Quasi-Titelsong des Jeff-Bridges-Films "Crazy Heart" sind, manchmal hat diese Musik die Kraft, den Hörer stärker zu berühren, als jedes markerschütternde Gitarrenriff.
William Elliott Whitmore hat mit "Field songs" eine Platte voll solcher Songs aufgenommen. Obwohl "voll" auch schon wieder zu hochtrabend, zu laut klingt. Denn gerade einmal acht Stücke versammeln sich hier, deren gesamte Instrumentierung man an einer Hand abzählen kann. Noch weniger würde Stillstand bedeuten. Dass "Field songs" nicht zu einem achtfachen "4'33''" wird, liegt somit hauptsächlich an Whitmores grummeliger Heiße-Kartoffel-Stimme, in der meist ein herzzerreißendes Timbre mitschwingt, das nicht selten an die Großtaten des fast vergessenen Rhythm-and-Blues-Künstlers Eddie Hinton erinnert.
Nur von Akustikgitarre und monoton hämmernder Basstrommel begleitet, brummt sich Whitmore durch das staubtrockene "Don't need it". Dann zerbricht er fast am Heimweh der Mollakkorde von "Everything gets gone" und trottet zusammen mit der einsamen Mandoline in "Bury your burdens in the ground" an einem bewölkten Herbsttag über abgemähte Felder in Richtung Westen, wo die Sonne schon den Horizont küsst.
"Write this down, don't forget / That the best of times ain't happened yet", singt Whitmore in "Field song" mit einem Hoffnungsschimmer und ebenso viel Verzweiflung in der Stimme, dass einem vor lauter Zerrissenheit die Tränen kommen. Bei so viel grandioser Fragilität verwundern eigentlich nur die teils plumpen, arg uneleganten und irgendwie ruppigen Songtitel wie "Don’t need it", "Get there from here" oder "Will carry on" – hinter denen sich allerdings genauso wunderschöne Meisterwerke verbergen, wie hinter jeder der acht Nummern.
Highlights
- Field song
- everything gets gone
- Not feeling any pain
Tracklist
- Bury your burdens in the ground
- field song
- Don't need it
- Everything gets gone
- Let's do something impossible
- Get there from here
- Will carry on
- Not feeling any pain
Gesamtspielzeit: 34:19 min.
Referenzen
Arizona Dranes; Micah P. Hinson; Howlin' Wolf; C.W. Stoneking; Jason Isbell & The 400 Unit; Seasick Steve; Ben Weaver; Blind Willie Johnson; Robert Johnson; The Felice Brothers; Silver Leaf Quartett; Buell Kazee; Dock Boggs; Patterson Hood; Son Volt; Roscoe Holcomb; Wade Mainer; Jim White; Tom Waits; Leonard Cohen; Bob Dylan; Hank Williams; Richard M. Jones; Blanche Calloway; Alejadro Escovedo; Cody Canada & The Departed; Richard Buckner; The Handsome Family; Castanets; The Sad Riders; Vic Chesnutt; Iron & Wine; Lucero; M. Ward; Will Oldham; Smog; Edith Frost; Sixteen Horsepower; Wovenhand; Howe Gelb; Giant Sand; Willard Grant Conspiracy
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- William Elliott Whitmore - Radium death (1 Beiträge / Letzter am 01.04.2015 - 19:47 Uhr)
- William Elliott Whitmore (20 Beiträge / Letzter am 21.11.2006 - 18:59 Uhr)