Figurines - Figurines
Cargo
VÖ: 17.06.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Flucht nach vorn
Sie hatten sich ganz einfach übernommen. Das spektakuläre "When the deer wore blue" war zwar ein Meilenstein für den Sound, für das Songwriting, für die Entwicklung der dänischen Indie-Popper Figurines. Doch wollte das außer ihnen und ein paar wenigen hyperventilierenden Musikkritikern niemand so recht glauben und schon gar nicht hören. Die Band zerschellte an diesem Epos, das sich zwischen die Beach Boys, die Beatles und The Velvet Underground setzen wollte. Mitglieder verschwanden und damit der Glaube an die eigenen Fähigkeiten. Mit dem selbstbetitelten vierten Album fängt das Trio nun von vorne an.
Dass allein der Titel als hilfloser Versuch der Selbsterklärung gedeutet werden muss, fällt nicht weiter ins Gewicht. Schließlich sind die knappen 40 Minuten durchaus kurzweilig und unterhaltsam. Es ist der post-depressive Sound einer gemarterten Band, die die Fühler erneut zur Sonne ausrichtet. Kleine Gitarrenpop-Stücke, die sich an ihren Melodien reiben und mit seichtem Piano-Stakkato ihre Leichtigkeit unterstreichen. Dass Christian Hjelm dabei noch immer wie Brian Wilson im Stimmbruch klingt, lässt die Songs besonders heimelig und sommerlich klingen. Die Schwere ist verschwunden und damit auch die Tiefe.
Es sind die verspielten, dreiminütigen Lieder, die das Album tragen. Das Glockenspiel in "Every week" hüpft freudig vor sich hin, die beschwingten Streicher von "Free today" erzählen von dem neuen Optimismus. Die Aufarbeitung des eigenen Scheiterns mündet in harmlose Songs, die selig vor sich hintreiben und dabei immer aufmunternde, fröhliche Stimmung verbreiten. Diese neugewonnene Naivität rettet das Album - auch wenn man es besser weiß, denn kalkuliert klingt hier keine Note. Alles berauscht sich an sich selbst, zieht sich wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Schlick der Erwartungen an sich selbst.
Das vergnügt orgelnde "New colors" ist der entsprechende Anker: neue Farben, neue Welten. Zwischen den Uptempo-Nummern und den beschwingten Melodien sticht das dramatische "Call your name" wegen seiner Schwere geradezu erholsam heraus. In weiter Ferne schwebt das monströse "Because" der Beatles, Hjelm lässt seine Kopfstimme im Raum stehen, der Hall weht sie irgendwann davon. So auch die Erinnerung an die abschließende "Dreigroschenoper"-Verbeugung "Call your name". Gut ist das. Auch ohne epische Qualitäten.
Highlights
- Free today
- Every week
- Call your name
Tracklist
- Hanging from above
- The great unknown
- New colors
- Free today
- Glee
- We got away
- Every week
- Poughkeepsie
- Lucky to love
- Call your name
- Unable to drift
Gesamtspielzeit: 37:40 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Earl Grey |
2011-11-16 21:20:43 Uhr
"When the deer wore blue" war ein wunderbares Album. Die Stimmung die dieses Album erzeugt, ist etwas ganz besonderes. Und allein das Cover ist den Kauf schon wert... Nur mit dem neuen Album bin ich noch nicht warm geworden. Hab es schon in verschiedenen Momenten aufgelegt... Nunja, wer weiß, erstgenanntes hat mich auch eines Tages völlig überraschend umgehauen. |
koe |
2011-11-15 18:37:23 Uhr
Total untergegangen. Versteh ich nicht. Ist ein echt cooles Album.Anstatt hier 25.000 bloede Threads vollzuspammen kann man sich auch mal das Album anhoeren. Oder waehrenddessen. Was weiss ich. ;-) |
koe |
2011-07-21 21:11:36 Uhr
Klingt fuer mich nach mehr als 6/10 bis jetzt. Sehr nice. Skeleton oder Shake a mountain sind noch entfernt allerdings. |
Gordon Fraser |
2011-06-21 20:39:52 Uhr
Gerne übersehene Band, dabei waren "Skeleton" und "When The Deer Wore Blue" großartige Platten. Das selbstbetitelte vierte Album kommt mit folgenden Songs:1 Hanging From Above 2 Great Unknown 3 New Colors 4 Free Today 5 Glee 6 We Got Away 7 Every Week 8 Poughkeepsie 9 Lucky to Love 10 Call Your Name 11 Unable To Drift Erster Eindruck: trotz langer Pause wird am Sound des Vorgängers festgehalten. Gut so! |
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Referenzen
Youth Group; Holopaw; Band Of Horses; The Shins; Tigerbombs; The Earlies; The Flaming Lips; The Beach Boys; Brian Eno; Grandaddy; Girls In Hawaii; Ben Kweller; The Pretty Things; The Move; Tiger Tunes; Throw That Beat In The Garbagecan; Spoon; Built To Spill; Stephen Malkmus; Pavement; Guided By Voices; Modest Mouse; The Velvet Underground; Phantom Planet; Maritime; The Promise Ring; Das Pop; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; The Long Winters; Mazarin; Weezer; Nada Surf; Death Cab For Cutie; Neil Young
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