Blondie - Panic of girls
Parlophone / EMI
VÖ: 15.07.2011
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Harry meint es gut mit Dir
Komm erst mal rein und mach's Dir bequem. Deborah Harry und ihre Jungs warten schon ganz gespannt darauf, Dir ihr erstes Album seit acht Jahren vorzuspielen. Und trotz des Titels bitte keine Panik: Harry meint es gut mit Dir. Die Kollegen vom deutschen "Rolling Stone" übrigens auch. Die legten "Panic of girls" schon zwei Wochen vor offizieller Veröffentlichung ihrem Magazin bei. Womit schon einmal eine erkleckliche Teilauflage unters Volk gebracht und ein flächendeckendes Statement zur Lage des Girl-Pop abgegeben wäre. Auch wenn die Protagonisten die 60 inzwischen locker überschritten haben. Doch was die aktuellen Wiedergänger des New Wave der Endsiebziger können, können Blondie natürlich schon lange.
Das wissen auch die Jüngeren spätestens seit ihrem 1999er Comeback "No exit" und dem Top-Ten-Hit "Maria". Seitdem nehmen Harry, Chris Stein und Clem Burke alle Jubeljahre ein Album auf und sehen ansonsten in aller Ruhe zu, was zeitgenössische Musiker mit ihrem Erbe anfangen. Und da das im Falle von The Sounds oder Dover in letzter Zeit nicht mehr allzu viel war, sind sie mal wieder so frei. Mit Harry als überlebensgroßer Alice im Wunderland der Mutationen auf dem Cover und Songs, die im Hinblick auf Blondies Lebenswerk nicht recht überraschen - und das wahrscheinlich auch gar nicht wollen. Dass 2011 auch ein paar neue Mitstreiter rekrutiert wurden, streicht die Band zwar gerne heraus - sie macht aber wenig Anstalten, so zu klingen, als habe das irgendeine Bedeutung.
Ein zickiger elektronischer Rumpler wie "D-day" macht als Opener zunächst einiges her, taugt aber in Zeiten von Metric oder Yeah Yeah Yeahs nur schwerlich als Alleinstellungsmerkmal. Auch "What I heard" lockt mit windschnittigem Uptempo, Keyboard-Sirenen und dynamischer Hookline erfolgreich in die Bärenfalle Power-Pop - bald aber offenbaren Stücke wie das ganz offensichtlich an der "Maria"-Vorlage klebende "Mother" oder "Love doesn't frighten me" ein Hauptproblem von "Panic of girls": Gute Songs sind diesmal Mangelware. Da hilft es auch nichts, fremde zu bemühen. Etwa Sophia Georges "Girlie girlie", einen verwässerten Goodtime-Pop-Reggae aus den Achtzigern.
Dem ohnehin dürftigen Original verpassen Blondie nämlich das gleiche schwüle Südsee-Flair, das einem schon vor 30 Jahren bei "The tide is high" auf die Nerven ging. Ähnlich ergeht es "A sunday smile" von Beirut, das für eine keimfreie Ska-Groove-Version nicht nur des unbestimmten Artikels, sondern auch seiner charmanten Trunkenheit beraubt wird. Erstaunlich, dass sich Beirut-Mann Zach Condon unter diesen Umständen breitschlagen ließ, zum grenzwertigen Latino-Bums von "Wipe off my sweat" Trompete zu spielen. Harry meint es gut mit Dir - wird wohl auch er sich gesagt haben. Und hat damit vielleicht noch nicht einmal Unrecht. Einen Gefallen haben Blondie ihm mit diesem Feature jedoch nicht getan. Genausowenig wie sich selbst und dem Hörer mit einem nicht wirklich schlechten, aber ziemlich uninspirierten Album. Vielleicht ist jetzt wieder acht Jahre Ruhe.
Highlights
- D-day
- What I heard
Tracklist
- D-day
- What I heard
- Mother
- The end the end
- Girlie girlie
- Love doesn't frighten me
- Words in my mouth
- Sunday smile
- Wipe off my sweat
- Le bleu
- China shoes
Gesamtspielzeit: 43:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Meine Kunst |
2011-07-14 09:51:14 Uhr
Furchtbares Albumcover!!!11 |
CBGBs |
2011-07-14 09:36:01 Uhr
der titel des albums trifft nur in teilen ihren eigenen lebensabschnitt..panic yes, girl no. |
Der Finne |
2011-07-14 00:16:09 Uhr
4-5 gute Songs sind schon dabei,und die Stimme klingt wie früher(Studiotechnik machts möglich).4/10 ist schon fast zuviel. |
Walenta |
2011-07-13 23:56:49 Uhr
4/10, leider.Vieles verzichtbar (vor allem hintenraus), einiges nicht schlecht bis toll, aber alles in einem furchtbar aufgeblasenen Sound. |
Clem |
2011-07-13 22:18:21 Uhr
geile Musik, je öfter desto besser, Omi-Debbie hat immer noch 'ne Hammer-Stimme. 8/10 |
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Referenzen
Deborah Harry; Kim Wilde; Altered Images; Transvision Vamp; Missing Persons; The Motels; Divinyls; The Pretenders; The Sounds; Dover; Lambretta; Briskeby; Paris; Beangrowers; No Doubt; Gwen Stefani; The Bangles; Dragonette; Pin Me Down; The Ting Tings; Ephemera; The Cardigans; Howling Bells; Metric; The B-52’s; Marina & The Diamonds; Garbage; Concrete Blonde; Heart; Pat Benatar; The Go-Go’s; Belinda Carlisle; Jane Wiedlin; Quarterflash; Berlin; The Cars; Device; Bananarama; Stevie Nicks; Cyndi Lauper; Roxette; Republica; CSS; New Young Pony Club; Noisettes; Alice In Videoland; The Like; The Pipettes; Sita; Katy Perry; Lily Allen; Shakespear’s Sister; 4 Non Blondes; Sophia George; Beirut
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