Brooke Fraser - Flags

Starwatch / Warner
VÖ: 01.07.2011
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Passive Niedlichkeit
Die Finger jucken, die Tasten rufen: "Tipp uns!" Es mag aber nicht so wirklich laufen. Brooke Fraser, Tochter eines neuseeländischen Rugby-Spielers, Vorzeige-Christin und Singer-Songwriterin kommt mit ihrer dritten Platte "Flags" erstmals auch auf den deutschen Markt. Amerika hatte mal wieder die Ehre, das Ding ein paar Monate vorher auf die Ohren zu bekommen, und war entsprechend angetan. Da liegen dämliche Pointen auf der Hand. Wenn nicht diese Musik wäre. Die weckt mit ihrer Niedlichkeit Beschützerinstinkte und verbietet jeden dummen Wortwitz, jeden sarkastischen Kommentar. Doch der erste Eindruck täuscht. Den Einstieg bekommt der geneigte Radiohörer seit geraumer Zeit mit den Dududus und Ahahahas von "Something in the water" in die Ohren gespritzt. Brooke Fraser hat's denn auch anscheinend mit Flüssigkeiten. Ihre Musik sei nämlich "wie ein warme Tasse Tee, zu der man Ingwerkekse reicht." Prost!
Obwohl Musikern die Metaphern gerne auch mal durchgehen, kommt Frasers Musik tatsächlich rüber wie eine Tasse Fenchel-Anis-Kümmel-Tee. Und ist genauso spannend. Country, Folk und Pop tischen sich auf. "Coachella" fummelt an einem Glockenspiel rum. Die Gitarre darf das Weite suchen. Aufregung ist schließlich nicht gut fürs Herz. "Sailboats" bemüht Liebe und Triebe. Spannende Melodien haben beide Tracks nicht im Angebot, und das gemächliche Tempo drückt sich komplett auf "Flags" durch. Keine Offensive, nur passive Niedlichkeit. Brooke Fraser kommt nicht einmal aus der Deckung. "Betty" könnte mit nettem Rhythmus mal nach vorne gehen, überlegt es sich aber rasch anders und leiert seinen Spannungsbogen aus.
Selbst Kollege Matt "Aqualung" Hales kann "Who are you fooling?" nicht retten, und so versenkt sich der Track samt Piano selbst im aufgetragenen Kitsch. Und doch sind solch große Gesten auf "Flags" eher selten. Höchstens darf sich noch der Orchestergraben von "Ice on her lashes" fünf Minuten ausbreiten. Einen Eindruck hinterlässt aber auch er nicht. Dafür mangelt es "Flags" einfach an zu vielem: Taugliche Melodien und vor allem einprägsame Texten sind Mangelware. Fraser fehlt die stimmliche Kraft und das kompositorische Können. Weil "Flags" aber schon die Phantasie vermissen lässt, wird die fehlende Dringlichkeit zum noch größeren Problem. Selbst das Mehr an Perkussion bei "Jack Kerouac" vergibt die Chance, zu variieren und sich abzusetzen. Einzig "Crows + locusts" deutet an, dass Fraser die Kraft besäße, die Langeweile zu überwinden. Doch "Flags" hängt mit jeder Umdrehung trostloser herunter. Bei diesem lauen Lüftchen kräuselt sich nicht einmal die Wasseroberfläche.
Highlights
- Crows + locusts
Tracklist
- Something in the water
- Betty
- Orphans, kingdoms
- Who are we fooling? (feat. Aqualung)
- Ice on her lashes
- Coachella
- Jack Kerouac
- Sailboats
- Crows + Locusts
- Here's to you
- Flags
Gesamtspielzeit: 45:16 min.
Referenzen
Hillsong; Jesus Culture; Lisa Mitchell; KT Tunstall; Joan Baez; Missy Higgins; Kim Walker; Alela Diane; Melissa Etheridge; First Aid Kit; Cerys Matthews; Linda Perry; 4 Non-Blondes; Sheryl Crow; Joan Osborne; Alin Coen Band; Marianne Faithfull; Marissa Nadler; Fleet Foxes; Jakob Dylan; The Wallflowers; Audrey Assad; Bethany Dillon; Leeland; Phil Wickman; Chris Tomlin; Starfield; A Fine Frenzy; Oh, Napoleon
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