Liebe Minou - Ich

Columbia / Sony
VÖ: 01.07.2011
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Auf den Keks
Hach, es ist ja alles so schnuckelig hier. Das Booklet erstrahlt in blassem rosa, Herzchen und Seifenblasen, wohin man schaut, bunt gesprenkelte Kleidchen in freier Natur und eine Künstlerin, die niedlich verhuscht in die Kamera lugt und sich dabei als Keks-Fetischistin entpuppt. Die Welt der Ama Hellhamer - oder besser: Minou - ist so wunderbar, die hier verbreitete Lebensfreude so überbordend positiv, dass es schon wieder ans Ekelhafte grenzt. Nichts gegen eine gesunde Zuversicht, aber "Ich" zerrt so sehr an den Feelgood-Nerven, dass man am liebsten schreien und Minou schütteln möchte. Allein es nützt ja nichts, da eh nur ein Keks als Versöhnungsangebot gereicht und dann munter weitersäuselt wird. Wie so oft kommt es also auf die Dosierung an, und die ist bei dem Gesamtpaket "Ich" einfach nicht ausgeglichen genug.
Liebe Minou macht zumindest Einiges richtig, um momentan gut anzukommen. "Ich" ist eine ungefährliche Mischung aus Merci-Cherie-Chansons à la Udo Jürgens, ohne jemals dessen Tiefe zu erreichen, und dem, was Annett Louisan seit jeher abliefert. Am Ende des Wohlfühlens steht meist lockerleichter Kirmesjazzpop mit Klavier, Akkordeon, Posaune und Tuba. Die erste Hälfte dieses Debütalbums ist verspielter, ein Track trägt nicht umsonst den Titel "Zirkus". In der zweiten Hälfte übernehmen gewöhnlichere Singer/Songwriter-Stücke mit einem Hauch von Disney das Zepter. Es wird also etwas dicker aufgetragen, insbesondere bei der verträumt dahinglitschenden Erinnerungsphantasie "Kastanienbaum" sowie bei "Wenn Engel lieben", einem Song, der genau so schlimm ist, wie der Titel vermuten lässt. Yvonne Catterfeld lässt grüßen.
Doch nicht jeder Song fällt so tief. Manches an "Ich" ist nett und kann problemlos im Radio dudeln, ohne dabei unangenehm aufzufallen. Ama Hellhamer versucht gar nicht erst, auf verrucht zu machen, und die Songs umständlich auf eine rauchige Bar umzuschreiben. Die Stücke gefallen wenn überhaupt genau dort am besten, wo die Hamburgerin sie vorträgt und ihr Lieblingsgebäck gleich mitbringt: In Fotoautomaten, Telefonzellen oder irgendwelchen Wohnzimmern. Hoffentlich schmecken wenigstens die Kekse. Und immer schön freundlich bleiben.
Highlights
- Zirkus
- An Dich
Tracklist
- Intro
- Seit Du gesagt hast
- Hallo
- Zirkus
- Mein Zuhause
- Jonah
- Abgetaucht
- Wiedersehen
- Liebe Minou
- Kastanienbaum
- Schneekugel
- Wenn Engel lieben
- An Dich
Gesamtspielzeit: 40:37 min.
Referenzen
Annett Louisan; Yvonne Catterfeld; Danny Dziuk; Dziuks Küche; Mireille Mathieu; Wunder; Ulla Meinecke; 2raumwohnung; Ich + Ich; Anjaka; Quarks; Jasmin Wagner; Veronika Fischer; Meret Becker; Udo Jürgens; Carla Bruni; Katie Melua; Vanessa Paradis; Ina Müller; Norah Jones; Maria Mena; Françoiz Breut; Barbara Schöneberger; Françoise Hardy; Camille; Coralie Clément; Charlotte Gainsbourg; Hildegard Knef; Götz Alsmann Band; Element Of Crime; Herbert Grönemeyer; Toni Kater; Juli; Nena; Lucilectric; Lemonbabies; Virginia Jetzt!; Wonderwall; Valentine; Vanessa Carlton; Mariha; Somersault; Klee; Kira; Pur; Roh; Lukas Hilbert; Barbara Cuesta; Rosenstolz; Stefan Gwildis; Laith Al-Deen; Xavier Naidoo; Söhne Mannheims