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Clare Maguire - Light after dark

Clare Maguire- Light after dark

Polydor / Universal
VÖ: 20.05.2011

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dramarama

Es müsste eigentlich feucht zugehen. Mit Regen und langsamen Kamerafahrten in Großaufnahme über verheulte Gesichter. Tausende von zerrissenen Liebesbriefen auf dem Boden und eben der ganz großen Dramatik bis im kleinsten Detail. Doch stattdessen trockene Kalkulation mit einer großen Stimme. Die gehört der Britin Clare Maguire, die es unlängst auf die BBC-Liste "Sound of 2011" schaffte. Und spätestens seit Adele, Owl City und Little Boots ist klar, dass sich damit über kurz oder lang weit mehr als Aufmerksamkeit generieren lässt. Es ist einfach, sich nun hier über die Anbiederung an den Erfolg auszulassen und sich mit schlechtem Stil in Tiraden von Wortspielen und Vergleichen zu verlieren, um dieses Debüt zu verreißen. Dass die Kalkulation umso mehr schmerzt und der Rest nicht möglich ist, schafft alleine jene Stimme von Clare Maguire, die dann doch den einen oder anderen Track wieder unter den Regen schubst.

"Ain't nobody" lässt der 23-Jährigen den Raum, den ihr Timbre braucht, um sich über die Streicher zu heben. Dass der Rhythmus der Nummer da keine Akzente setzt, ist fast logisch. Das Tempo dümpelt auf "Light after dark" verlässlich zwischen Ballade und Normalgeschwindigkeit. Und Streicher um Streicher um Streicher türmen sich hier auf. "Bullet" bettet seinen gemopsten Gospelchor entsprechend im Orchestergraben ein und auch "Sweet lie" kleistert sich so die Scheiben zu. Das wäre alles verträglich im Gehörgang, wenn die Produktion daraus nicht so ein anbiederndes Brett machen würde, welches dem gesamten Sound die Höhepunkte abschneidet und permanent das große Drama sucht. Das ist nämlich überhaupt nicht nötig, macht Clare Maguire das doch schon in ihren Tracks höchstpersönlich. Was die Inszenierung betrifft, ist "Light after dark" so zurückhaltend wie ein Stalker nach der ersten Abfuhr. "Break these chains" juckelt so unbeholfen mit seinen Synthies vor sich hin, dass sich der Track schon jetzt darauf gefasst machen kann, zum besten Feierabendprogramm im Radio verramscht zu werden. Und auch da hilft der Chor-Bombast wenig.

Doch ab und an blitzt das Talent von Maguire auf. Etwa im "Last dance", das die große Verbeugung vor dem King Of Pop versucht und auch schafft. "Got to try move on but I promise you / I will kiss your crown when life takes me down." Da laufen Melodie und Lyrics perfekt zusammen, um einen unvergleichlichen Moment zu kreieren. Die Streicher, die Elektronik, die Stimme und die gesamte Luft flirren nur so vor Anspannung. Sobald auf "Light after dark" der erste Stein kippt, offenbaren sich die Schwächen. Denn auch textlich kann Maguire wenig Neuigkeiten dem Kanon zufügen. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Produktion nicht jegliche Bedeutung aus den Worten saugen würde, um sie am Ende als leere Phrasen über leere Beats kugeln zu lassen. Staubtrockener Pop, der unter den Händen zerbröselt. Und Fettflecken hinterlässt das auf der guten Bühne bestimmt auch noch.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Last dance
  • Ain't nobody

Tracklist

  1. Are you ready? (Intro)
  2. Shield and sword
  3. Last dance
  4. Freedom
  5. I surrender
  6. Bullet
  7. Happiest pretenders
  8. Sweet lie
  9. Break these chains
  10. You're electric
  11. Ain't nobody
  12. Light after dark
  13. This is not the end

Gesamtspielzeit: 45:23 min.

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  • Clare Maguire (1 Beiträge / Letzter am 08.10.2020 - 16:37 Uhr)

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