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Highway Child - Highway Child

Highway Child- Highway Child

VME / Soulfood
VÖ: 06.05.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Jetzt lügen Sie aber

Der Rock'n'Roll meint es meistens ja gut, aber er kann einfach nicht anders, als den jungen Leuten Lügen zu erzählen. Bei den Skandinaviern scheint das überproportional der Fall zu sein. Woran es liegt, dass ein erheblicher Teil der relevanten europäischen Rockmusik ihren Ursprung im eher kühlen Norden und nicht im verschwitzten Mittelmeerraum hat, darüber wurde schon viel spekuliert. Vielleicht liegt es daran, dass die Menschen im dunklen Winter nichts zu tun hätten, wenn sie keine Gitarre in die Hand nehmen. Vielleicht ist es auch ein bisschen unterschwellige Rebellion gegen Carl XVI. Gustaf, Harald V. und Margrethe II. Schließlich ist ja auch Großbritannien, das Ursprungsland des Rock'n'Roll, eine Monarchie.

Etwas außerhalb des Flutlichtes der lauten Gitarrenmusik steht meist Dänemark. Völlig zu Unrecht, finden zumindest Highway Child und werfen der ignoranten Menge mit Schmackes ihr drittes Album an die Schläfe. In etwas mehr als einer halben Stunde unternimmt die Band darauf eine detailverliebte, hochgradig nostalgische und immer geschmackssichere Reise zu den Wurzeln der Rockmusik hin, die auch jeden Halbstarken, der noch nicht ganz trocken hinter den Ohren ist, daran erinnert, dass die Gitarre das Instrument des Blues ist.

Manchmal gehen Highway Child dabei den direkten Weg. Geradeaus und über Stock und Stein stolpern, quietschen, stampfen und knarzen Songs wie "Love love love (I’m gonna take it out on you" oder das famos hibbelige "Turn your back and go" in Richtung Blues-Walhalla. Ein Riff, ein Rhythmus und permanente Leadgitarren-Licks reichen, um die Seele in zweieinhalb Minuten zu retten. Es geht allerdings auch subtiler. "Soulmender" ist eine Hommage an klassische amerikanische Soulmusik, und das nicht-so-ganz-akustische Abschlusstück "La reptation macabre" sowie das versumpfte "Copenhagen bye bye" packen den Delta-Blues bei den Wurzeln. Viel weiter kann man nicht zurück in der Geschichte der Rockmusik, wenn man den Verstärker angeschaltet lassen möchte.

Das größte Kompliment, das man Highway Child machen kann, ist allerdings, dass sie nichts bis zum Erbrechen wiederholen. Der rockmusikalische Exzess kann zwar sein ganz eigenes Momentum entwickeln, die vier Dänen halten es allerdings eher mit fast schon provozierender Knappheit, was die Songs nur noch mehr scheinen und glitzern lässt. Da lassen wir uns gerne weiterhin ein bisschen belügen. Und außerdem ist das mit der Lüge doch auch eine Lüge, denn wie jeder weiß: Dänen lügen nicht!

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Shades of blue
  • Love love love (I'm gonna take it out on you)
  • Turn your back and go

Tracklist

  1. Something new to get fooled by
  2. Hangman's blues
  3. Shades of blue
  4. Real love
  5. Copenhagen bye bye
  6. Play for soul
  7. Love love love (I'm gonna take it out on you)
  8. Turn your back and go
  9. Soulmender
  10. Love and let die
  11. La reptation macabre

Gesamtspielzeit: 33:31 min.

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