Times New Viking - Dancer equired
Wichita / Cooperative / Universal
VÖ: 29.04.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Im Rauschen der Gefühle
Rauschen nennt man in der Systemtheorie alle Vorgänge, die keine relevanten Informationen für das System selbst bereitstellen. Viel Lärm um nichts, auch wenn viel gesagt und getan wird. Bevor das Rauschen relevant werden kann, muss es geordnet und kompatibel gemacht werden. Schon auf "Born again revisited", dem letzten Album von Times New Viking, gab es ja das eine oder andere Problem mit dem Rauschen und der Ordnung. Es verstörte gar mit seinem Soundmatsch, der sich auch hier ohne Augenzwinkern fortsetzt. 14 Stücke mit allen Variationen an Lärm sind es auf "Dancer equired" geworden - jetzt liegt es am Rezensenten, Spreu vom Weizen und Krach von Melodie zu trennen.
"Don't go to Liverpool" besitzt einen Melodiebogen und einen Titel, bei dem sich schon nach dem ersten Hördurchgang der Aha-Effekt einstellt. Die Nebengeräusche werden ein wenig zurückgefahren, und der von Beth Murphy gesungene Refrain ertönt in voller Schönheit. Leider endet das Stück abrupt, und kurzes, deplatziertes Geklimper leitet zu "Fuck her tears" über, das mit Punkattitüde und Piano glänzt. Ähnliches gilt auch für den gelungenen Auftakt "It's a culture", eine geradlinige Uptempo-Revue, in deren Melodie man fast schwelgen mag. Fast ein klassischer Popsong und mit knapp zweieinhalb Minuten schon eins der längeren Stücke auf diesem bereits fünften Album.
Dass sich das Trio aus Columbus, Ohio insgesamt sehr gut aus der Affäre zieht, liegt an der im Vergleich zu den beiden Vorgängern etwas saubereren Produktion. Man kann unter dem ganzen Soundwirrwarr immer etwas wahrnehmen, das nach Melodie schreit, auch wenn diese Hoffnung manchmal im Keim erstickt wird: Das träge "Somebody's slave" etwa scheppert auch nach mehrmaligen Versuchen lediglich unbeholfen vor sich hin. Wenn man jedoch die Lärmbrocken durchdrungen hat, wird man die Lichtblicke erkennen, so nach dem allseits bekannten Motto "Unter'm Pflaster ist der Strand". Hedonismus und Brachialität gehen hier doch ab und an Hand in Hand.
Nun steht fest, dass Melodie, Rausch und Rauschen keinen Widerspruch darstellen. Und so ist Times New Viking tatsächlich ein kleines, äußerst hörbares Schmankerl gelungen, bei denen sowohl die Rauschsüchtigen als auch die Melodieversessenen auf ihre Kosten kommen werden. Mehr darf man nicht erwarten. Wir nehmen "Dancer equired" hiermit jedenfalls gerne als himmelhochjauchzende, keineswegs betrübte 7/10 in unser Plattentests.de-System auf.
Highlights
- It's a culture
- No room to live
- Don't go to Liverpool
- Fuck her tears
Tracklist
- It's a culture
- Ever falling in love
- No room to live
- Try harder
- California roll
- Ways to go
- New vertical dwellings
- Downtown Eastern bloc
- More rumours
- Don't go to Liverpool
- Fuck her tears
- Want to exist
- Somebody's slave
- No good
Gesamtspielzeit: 31:37 min.
Referenzen
No Age; The Pains Of Being Pure At Heart; Sonic Youth; The Velvet Underground; Ariel Pink's Haunted Graffiti; The Thermals; The Catheters; Abe Vigoda; Deerhunter; Japandroids; Ganglians; The Dodos; Cloud Nothings; Cymbals Eat Guitars; Blitzen Trapper; Vivian Girls; Guided By Voices; Pavement; Eric's Trip; Sebadoh; Dinosaur Jr.; Fugazi; Male Bonding; Jay Reatard; Thunderbirds Are Now!; The Raveonettes; Wavves; HEALTH; The Blue Angel Lounge; Parts & Labor; Magic Kids; Wire; Gang Of Four; New York Dolls; Suicide; Richard Hell & The Voidoids; The Fall; Public Image Ltd.
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