Cracker - Forever
Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 28.01.2002
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Die Krümelmonster
David Lowery ist ein Scherzkeks. Damals schon, als er noch Frontmann der hochgelobten, aber notorisch erfolglosen Camper Van Beethoven war, schnappten seine Melodien eher nach Pointen als nach den Sternen. Anfang der Neunziger setzte er sich dann mit seiner neuen Band Cracker einen nach Americana duftenden "Kerosene hat" auf und konnte dabei gar ein Näschen original amerikanischer Chartsluft schnuppern. Doch auch diese Episode war schnell vorbei, und bald war wieder Krümelsammeln angesagt. Nun schrammelt sich Lowery mit Johnny Hickmann und seinen anderen Genossen also wieder hauptsächlich brotlos durch seine meist ironischen Geschichten zwischen Rock und Country. Und man plant auch schon, wie lange dies noch weitergehen soll: vermutlich "Forever".
Diesmal allerdings steht die Band mit beiden Beinen mitten im Leben. Passend zu den lockenwicklerbewehrten Damen vom Cover ist nämlich auch das Songmaterial diesmal ausgesprochen hemdsärmelig ausgefallen. Zwischen Schweineorgel und Jaulgitarre näselt Lowery zu sinnfreien Geschichten von den "Brides of Neptune" oder dem hartnäckigen "Superfan", als hätte er Tom Petty die Polypen geklaut. Das selbstmitleidige Wimmern bei "Sweet Magdalena of my misfortune" und der aalglatte Pseudosoul von "Shameless" weisen jeden Verdacht, daß Cracker die behutsame Emphase wiederentdeckt hätten, weit von sich. Die plumpe Stampferei von "Don't bring us down" legt gar einen neuen Bandnamen nahe: Medioker statt Cracker.
Plötzlich aber werden die Klampfen wieder auf Anschlag gedreht, und Lowery brüllt uns "Guarded by monkeys" entgegen. "You are so beautiful / You should be hid deep in the jungle / On some forgotten island", wünscht er hier seiner Liebsten. Dort mögen sie die Affen beschützen. Fragt sich nur, vor wem. Möglicherweise ja vor dem notorischen Hutträger selber, der längst nicht mehr weiß, wo denn die aufregende Seite des Rootsrock zu finden ist. Statt dessen sucht Lowery seine Identität jetzt an anderer Stelle. "What you're missing" kommt mit Drumloop, knackigem Funk und endlich auch dem lange vermißten Schalk im Nacken daher. Lowery hängt sich ein Goldkettchen um und gibt den Rapper: "The name is MC Cracker D., the singer in this band / That's Cracker with a 'C', not a 'K' or 'Uncle', understand?" Gut, daß wir darüber gesprochen haben.
Highlights
- Guarded by monkeys
- What you're missing
Tracklist
- Brides of Neptune
- Shine
- Don't bring us down
- Guarded by monkeys
- Ain't that strange
- Miss Santa Cruz county
- Superfan
- Sweet Magdalena of my misfortune
- Merry Christmas Emily
- Forever
- Shameless
- One fine day
- What you're missing
Gesamtspielzeit: 52:38 min.
Referenzen
Tom Petty; Soul Asylum; Camper Van Beethoven; The Replacements; Paul Westerberg; The Lemonheads; The Meat Puppets; The Dandy Warhols; John Mellencamp; Neil Young; The Rolling Stones; Grateful Dead; Little Feat; ZZ Top; Uncle Kracker
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