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Yuck - Yuck

Yuck- Yuck

Fat Possum / Pharmacy / Cooperative / Universal
VÖ: 22.04.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Groß im Dazwischen

Wenn der Faden gerissen und die Stimmung auf dem Tiefpunkt ist, gibt es sicher einfachere Wege als: eine Band bereits nach ihrem Debüt zu verlassen. Sie damit in den Abgrund zu reißen. Dann eine neue Band zu gründen. Andere Instrumente zu bedienen als in der davor. Und dann auch noch ganz andere Musik zu machen. Max Bloom und Daniel Blumberg haben all das dennoch getan. Die beiden Gitarristen des Londoner Vierergespanns Yuck klotzen mit ihrem selbstbetitelten Debüt ein Album hin, das kaum größeren Abstand zu ihrer eigenen jüngeren Vergangenheit wahren könnte. Klangen sie als Sänger und Bassist von Cajun Dance Party so typisch britpoppig wie alles und jedes, was zwischen Newcastle upon Tyne und Truro schon mal die Röhrenjeans abgerollt und an ein Bobbycar gepinkelt hat, so bedient sich "Yuck" nun derart stilsicher bei den Neunzigern, dass sich alle anderen Jahrzehnte warm anziehen können.

Was "Yuck" dabei so außerordentlich gut und besonders macht, hängt mit der alten Weisheit zusammen, dass jedwede Musik immer wieder herausragend sein kann, wenn sie nur präzise und emphatisch genug gespielt wird. Das trifft auch dann zu, wenn Shoegaze ohnehin gerade mal wieder im Aufwind ist. Oder wenn ein Song wie "Georgia" nichts weiter möchte, als genau zwischen Teenage Fanclubs "Star sign" und Yo La Tengos "Sugarcube" unterzuhaken. Die Akkordwechsel, die überformende Gitarrenmelodie, der schwebende Duett-Gesang, das Tamburinrütteln und der mehr als unterschwellige Lärm: Aus zwei alleinstellungswürdigen Klassikern erwächst hier eindeutig ein dritter im Bunde.

Der harmonische Durchhaltewille ist dann auch Yucks größter Trumpf auf Albumlänge. Haben sie einmal eine Melodie gefunden, so scheinen sie oft gar nicht genug davon zu bekommen. So etwa bei den gütig schaukelnden "Suck" und "Stutter", die sich mindestens doppelt so lang anhören, wie sie im einzelnen sind, weil Yuck hier zwei große Pläne zu einem einzigen zusammenschmieden. Und auch der Hörer lässt im Sonnenschein dieser perlenden Gitarren Raum und Zeit einfach mal gut sein. Das instrumentale "Rose gives a lilly" versenkt seine delayten Gitarren zur Belohnung tief in die ganz frühen Maserati. Und "Rubber" genügt ein einsamer Akkordwechsel für ein siebenminütiges hypnotisches Dronen und Brummen, das dennoch einen erhebenden Abschluss findet und vor Kraft nachgerade pulsiert.

Zu "Holing out" und "Get away" klackert der Bass hingegen wie bei einer frühen Buzzcocks-Liveaufnahme, während Blumbergs Gesang leicht angezerrt durch den Hintergrund jagt und die Fuzzgitarre vergrätzte Seitenhiebe ins obere Midtempo schlägt. "Operation" gönnt sich einen groß aufgehenden Schlusssatz in seinem Dinousaur-Jr.-Riff, während "Suicide policeman" sowie "Sunday" die folkrockigen Harmonien weniger unter Klangwänden verstecken und deshalb genau in der Mitte zwischen Ride und Buffalo Tom umherschwofen - spätestens jetzt ein bekanntes Bild, gewiss.

Deshalb sei schnell noch einmal klargestellt: "Yuck" liefert nicht mehr, aber keinesfalls weniger als eine Essenz. Jede Abweichung ist schon probiert, jeder Kampf um Aufmerksamkeit bereits verloren worden. Der Fluch der zweiten und dritten Generation wird zum Triumph der vierten oder gar fünften. Selbst Swervedriver mussten sich schließlich von NME bis Melody Maker einst anhören, sie seien wohl die amerikanischste aller britischen Bands - was keinesfalls als Kompliment gemeint war. Auf welche Schuhmarke sie also auch starren mögen: Yuck sind keine Mittelkinder. Sie sitzen sattelfest in einem Jetzt, das sie nicht verursacht haben oder gar zu stören versuchen, in das sie aber sehr wohl einzuhaken wissen - weil Genierbankschunkeln zu mehreren halt auch besser aussieht.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Get away
  • Holing out
  • Georgia
  • Operation
  • Rubber

Tracklist

  1. Get away
  2. The wall
  3. Shook down
  4. Holing out
  5. Suicide policeman
  6. Georgia
  7. Suck
  8. Stutter
  9. Operation
  10. Sunday
  11. Rose gives a lilly
  12. Rubber

Gesamtspielzeit: 49:30 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

qwertz

Postings: 926

Registriert seit 15.05.2013

2021-03-15 19:40:47 Uhr
Ein moderner Klassiker - jetzt auch endlich beim Streamingdienst eurer Wahl verfügbar. Die Nachfolgealben gibt es dort ja schon länger.

Banana Co.

Postings: 247

Registriert seit 14.06.2013

2013-07-03 18:30:58 Uhr
:-(

Ist total an mir vorbei gegangen. Sehr sehr schade. Daniel scheint es ja wirklich nicht lange in einer Band zu halten. Mal sehen wie es mit Yuck nun weiter geht. Die s/t war super und eigentloich mein Highlight aus 2011.

rondo

Postings: 25

Registriert seit 16.06.2013

2013-07-03 18:18:59 Uhr
hab das debut von Hebronix jetzt zur hälfte durch: gefällt mir bei weitem nicht so gut wie yuck. schwächeres songwriting und auch die schönen melodien sind abhanden gekommen. ich hätte jetzt gedacht, dass er eine klarere richtung einschlägt, z.b. in richtung oupa. ist aber nicht der fall.

noise

Postings: 968

Registriert seit 15.06.2013

2013-07-03 12:59:03 Uhr
Ja, sehr schade dass der Frontmann die Band verlassen hat. Zumal er und der Guitarist Max Bloom die Songwriter waren.
Kann mir jetzt nicht mehr vorstellen, dass die neue an den Überraschungserfolg des Debüts heranreichen wird.

saihttam

Postings: 2359

Registriert seit 15.06.2013

2013-07-01 14:17:43 Uhr
angeblich arbeiten die verbliebenen Mitglieder an einem neuen Album, dass auch irgendwann dieses Jahr rauskommen soll.

http://www.spin.com/articles/yuck-new-album-max-bloom-new-lineup-interview/
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