The Mountain Goats - All eternals deck
Tomlab / Indigo
VÖ: 01.04.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Was zur Hölle
Wäre John Darnielle nicht Sänger und Songschreiber geworden, einer Karriere als Lyriker, Theaterregisseur oder Wanderprediger stünde nichts im Weg. Bester Beweis dieser gar nicht kühnen Behauptung ist das letzte Album seiner Band The Mountain Goats "The life of the world to come": Mit hingebungsvoller Versponnenheit mutierte er zum singenden Theologieprofessor, komponierte vielmehr Psalme als Rocksongs und hinterließ sein Publikum ratlos. Ob er das jetzt ernst meint? Das kann man bei einem ausgemachten Geek wie Darnielle nie wissen. Eines indes ist glasklar: "All eternals deck" markiert eine erneute Kehrtwende. Die Songs handeln natürlich wieder von Mord, Mystik und Plagen, der biblische Unter- bzw. Überbau des direkten Vorgängers ist jedoch kaum mehr existent. Was bleibt sind kryptische, maximal-metaphorische Texte morbiden Inhalts. Mit anderen Worten: Folkrock für Black-Metal-Freunde.
The Mountain Goats thematisieren auf "All eternals deck" wieder den Untergang der Menschheit, wie eben nur sie es können: Zu reduziertem Folkrock packt Darnielle seine abseitigen Lyrics aus, erzählt Geschichten von unheimlichen Männern und diesen verdammten Vampiren überall. Was The Mountain Goats seit jeher von anderen Folkrock-Kapellen unterschieden hat, wird auf "All eternals deck" ein weiteres Mal deutlich: Diese Band liebt den Abgrund, tänzelt im fahlen Mondlicht um den Scheiterhaufen. Der modrige Geruch verwesender Körper steigt dem Hörer in die Nase. Dazu passt die optische Ähnlichkeit von John Darnielle zu Norman Bates wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Dramatisch beginnt das dreizehnte Album seiner Schneeziegen: Ein zurückhaltendes Piano eröffnet den herrlich-versponnenen Opener "Damn these vampires", der zum Ende hin immer einnehmender wird, während das Trio zeitgleich alle Robert Pattinsons dieser Welt zur Hölle schickt: "Crawl 'til dawn, on my hands and knees / God damn these vampires, for what they've done to me." Heldentum sieht vermutlich anders aus, doch The Mountain Goats waren noch nie für ihre breiten Nackenmuskeln bekannt. Im nervös drängelnden "Estate sale sign" wird den Märtyrern jeder Wunsch gewährt, die Gitarren machen Tempo und Darnielles Stimme gerät bedenklich ins Wanken.
Das folgende "Age of kings" erzeugt mit Streichinstrumenten eine unheimliche Stimmung, während sich der Song zu einem waghalsigen Kammerpop-Stück entwickelt. The Mountain Goats beschwören eine unheilvolle Stimmung herauf. Ein Song wie "The autopsy garland" ist der beste Beweis für die dunkle Gemütslage: "You don't wanna see these guys without their masks on." Bedrückend, bedrohlich und schaudernd spinnen sich die Geschichten im Kopf des Hörers weiter. "All eternals deck" ist erneut eine sehr starke, fokussierte Platte der Mountain Goats. Man kann froh sein, dass sich John D. für den richtigen Job entschieden hat!
Highlights
- Damn these vampires
- Age of kings
- Beautiful gas mask
Tracklist
- Damn these vampires
- Birth of serpents
- Estate sale sign
- Age of kings
- The autopsy garland
- Beautiful gas mask
- High hawk season
- Prowl great Cain
- Sourdoire Valley song
- Outer scorpion squadron
- For Charles Bronson
- Never quite free
- Liza forever Minnelli
Gesamtspielzeit: 42:17 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Kristian |
2011-05-03 10:21:19 Uhr
Auch nach mehreren Wochen lässt meine Begeisterung für dieses Album nicht nach. Meine Favoriten auf All Eternals Deck wechseln wöchentlich, zurzeit hält sich aber "Soudoire Valley Song" sehr hartnäckig an dieser Stelle. |
Post |
2011-04-26 21:28:06 Uhr
Müll |
gawain |
2011-04-26 20:11:26 Uhr
Ich sehe das ähnlich wie Obrac, muss aber auch sagen, dass "All Eternals Deck" mit Sicherheit das beste Album nach "The Sunset Tree" ist, da ich mit dem guten "Get Lonely" bis auf "Maybe Sprout Wings" und "Moon Over Goldsboro" nicht mehr so richtig warm werde. Auf dem neuen ist aber zumindest mit "Never Quite Free" ein persönlicher Lieblingshit vorhanden. |
Obrac |
2011-04-26 19:36:20 Uhr
Bin sicherlich ein Darnielle-Fanboy und die Texte auf der neuen sind wieder herausragend, aber dennoch finde ich, dass nach "Get lonely" kein Meisterwerk mehr kam, auch "All Eternals Deck" ist weit davon entfernt. Mittlerweile ist da einfach zu viel Durchschnitt im Songwriting dabei, zu wenig Frische. Man könnte aus den letzten drei Alben ein hervorrangendes machen, aber für sich allein sind die Platten viel zu durchwachsen, um wirklich zu überzeugen. Ich würde mir wünschen, dass Darnielle jetzt erstmal drei Jahre Pause macht. |
Kristian |
2011-04-26 19:07:09 Uhr
Keine Liebe für "All Eternals Deck"? Huhu, das ist ein 9/10 Punkte-Album! Spread the word, dogs. |
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Referenzen
The Extra Glenns; John Vanderslice; Will Oldham; Bonnie 'Prince' Billy; Palace Music; M. Ward; David Dondero; The Rural Alberta Advantage; Smog; Bill Callahan; Robyn Hitchcock; Herman Düne; Vic Chesnutt; Iron & Wine; Andrew Bird; Two Gallants; Mount Eerie; The Microphones; Simon Joyner; Bright Eyes; Conor Oberst; Daniel Johnston; The Tallest Man On Earth; DiskothiQ; Tim Kasher; Frightened Rabbit; The Weakerthans; Neutral Milk Hotel; Okkervil River; Silver Jews; The Decemberists; Neva Dinova; Josh Ritter; Wilco; Uncle Tupelo; Elvis Perkins; Clem Snide; Eef Barzelay; Kevin Devine; Jonathan Richman; Horse Feathers; Phosphorescent; Magnolia Electric Co.; Songs: Ohia; The Wrens; Elliott Smith; The Magnetic Fiels; Titus Andronicus; Lifter Puller; The Hold Steady; Rock Plaza Central
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