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Britney Spears - Femme fatale

Britney Spears- Femme fatale

Zomba / Sony
VÖ: 25.03.2011

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Platzt in der Sonne

Die glitzerne Musikwelt folgt in gewisser Weise royalen Gesetzmäßigkeiten: Es kann und darf nur eine Queen geben. Was sich in den Dynastien dieser Welt über streng hierarchisch gegliederte Hackordnungen mehr oder weniger von selbst regelt, ist im Pop-Biz jedoch eine Frage des Outputs. Nur die Sternchen, die regelmäßig Hits abwerfen, tolle, extravagante Bühnenshows liefern und auch ansonsten für genug Gesprächsstoff sorgen, haben eine Chance auf den Platz an der Sonne. Und da sieht es für Britney Spears derzeit eher mau aus: Lady Gaga ist die lebendigere Freak-Show, Katy Perry das frischere frivole Früchtchen und Rihanna bringt genügend Bad-Boyfriend-Gossip. Eigentlich - ja, eigentlich ist das Konzept Britney Spears obsolet. Mit "Femme fatale" versucht sie trotzdem den Sturm auf die Bastille, auch wenn die Platte an akuter Richtungslosigkeit leidet. Ein Totalschaden ist ihr siebtes Album jedoch auch nicht, dafür muss man als Hörer schlicht zu oft schmunzeln.

Natürlich richtet Spears ihre Fühler aus, fahndet nach den aktuellen Trends und kocht daraus ihr ganz eigenes Süppchen. Und da in den letzten drei Jahren vor allem elektrophiler Duracell-Hasen-Pop der Marke Robyn und La Roux gefragt war, zwängt sie sich nun also in dieses Korsett. Bisweilen treibt diese Suche nach dem trendigsten Trend auch skurille Blüten: weltmusikalische Einflüsse, billiger Dubstep, komische Flötensounds - all diese Elemente werden zu einem proppevollen Hit-Paket geschnürt. Das ist mitunter richtig unterhaltsam, denn Spears versucht sich an unterschiedlichen Stilen und mischt wie ein wildgewordener Waldorf-Erstklässler alle Farben zu einem kunterbunten Klecks. Klar, ein roter Faden fehlt "Femme fatale", aber solange der Bass der Hirnrinde weich wummert und sich die Melodien ins Gedächtnis bohren können, besteht dafür auch kein Bedarf.

Mit der ersten Single-Auskopplung "Hold it against me" wagt Spears einen kleinen Ausflug ins Reich der subfrequenten Bässe und klingt in ihrer Zwanghaftigkeit regelrecht amüsant. Freilich hat dieser Versuch etwas unfreiwillig Komisches, doch irgendwie schätzt man Spears - wenn man sie denn schätzt - für genau diese Stücke. Tatsächlich tummeln sich auf "Femme fatale" einige gute Nummern, auch wenn das Gros der Songs eher stumpfe Beats und lyrische Fragwürdigkeiten feilbietet. Mit dem Techno-Pop von "Till the world ends" und "Trip to your heart" schielt die 29-Jährige noch mal in Richtung Chartsspitze, getragen auf einer meterhohen Welle von Bumm-Bumm-Beats. Viel an "Femme fatale" ist Karneval, Kirmes und Zirkus in einem, jeder Song besteht aus zigtausenden, grell-blinkenden Leuchtdioden. Epileptische Anfälle gibt es frei Haus.

"I wanna go" kommt recht geschmeidig um die Ecke, borgt sich dabei seine wenig gewitzte Pfeifeinlage bei Bob Sinclars "Love generation". Nur ohne den dusseligen Plüschlöwen. "Seal it with a kiss" hingegen wäre so auch von Robyn denkbar, erweist sich als feiner Dancefloor-Song und zählt mit Sicherheit zu den Highlights dieses quietschfidelen Albums. Die Kollaboration mit Will.I.Am ist gemäß den Erwartungen eine mittelschwere Katastrophe, was vor dem Hintergrund der letzten Black-Eyed-Peas-Alben wenig überrascht. Einige Vocoder-Verbrechen später fragt man sich als Rezipient schon, ob Spears damit wieder die unangefochtene Nummer Eins im Wunderland Pop werden kann. Im Mai erscheint das neue Lady-Gaga-Album, und danach werden die Karten neu verteilt. Mit "Femme fatale" bringt sich Spears nur scheibchenweise in eine aussichtsreiche Position. Ob das reicht? Vermutlich nicht.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Till the world ends
  • Hold it against me
  • Seal it with a kiss

Tracklist

  1. Till the world ends
  2. Hold it against me
  3. Inside out
  4. I wanna go
  5. How I roll
  6. (Drop dead) Beautiful
  7. Seal it with a kiss
  8. Big fat bass
  9. Trouble for me
  10. Trip to your heart
  11. Gasoline
  12. Criminal

Gesamtspielzeit: 44:02 min.

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User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2020-10-21 20:47:23 Uhr
Rateyourmusic irrt nicht: Dieses Album ist tatsächlich ziemlich gut, abgesehen von 2-3 Songs, die mal problemlos mit Deluxe-Edition-Tracks auffüllen kann. Ihr zweitbestes hinter "Blackout".
Er muss es wissen
2011-05-11 07:51:08 Uhr
Hammer Album. Geht richtig derbe ab. Gefällt mir gut! Kommt nicht ganz an die letzte Katy Perry ran, aber nah dran.
Onkel Werner
2011-04-23 09:55:48 Uhr
Britney ist die Beste!
Leatherface
2011-04-21 16:41:10 Uhr
Oje, wer noch immer der Meinung war, die ganzen Pop-Püppchen wären untereinander austauschbar, bekommt jetzt den Beweis, dass die jeweiligen Songs optimal auf die jeweiligen Stimmen zugeschnitten sind und dass Britney keinen Rihanna-Song singen kann. Und damit werden wir jetzt wohl per Radio und Co beschallt.
Frage:
2011-03-31 20:19:46 Uhr
Warum kein VU oder Nico bei den Referenzen?
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