Glasvegas - Euphoric heartbreak

Columbia / Sony
VÖ: 01.04.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hochmut und Fall
Da ist es also mal wieder so weit. Nach dem glorreichen, nach wie vor heiß geliebten Debütalbum steht der berühmt-berüchtigte Nachfolger an. Himmel und Hölle, Aufstieg und Fall, Sitzplatzreservierung oder Hausverbot kann das für eine Band bedeuten. In deren Haut möchte man da gar nicht stecken. Den Schotten von Glasvegas kann man aber ruhig unter den Kilt schauen. Recht gelassen wirken sie in Anbetracht der Veröffentlichung ihres zweiten Albums, das den klangvollen Titel "Euphoric heartbreak" trägt. Euphorie und Herzschmerz? Das geht, aber ja. Bei dem Kollektiv rund um Sänger James Allan geht sogar noch viel mehr.
Den Anspruch, ihr Debüt "Glasvegas" zu übertrumpfen, haben Allan und seine drei Kollegen dabei außen vor gelassen. Herausgekommen ist mit "Euphoric heartbreak" ein Album, wie man es sich von der Band gewünscht hatte - und wie man es auch erwarten konnte. Beim ungewöhnlichen Opener "Pain pain, never again" quatscht eine Frau auf Französisch, während die Musik, bis auf wenige sphärische Hintergrundgeräusche, keine größere Rolle spielt. Der auf einen Schlag folgende Übergang zu "The world is yours" gerät damit zwar ein wenig ins Schleudern, gewinnt dann aber doch zügig an Aufwind. Im Trommelfeuer heizt Schlagzeugerin Jonna Löfgren ihre männlichen Kollegen durch das erste kleine Highlight des Albums, während der mit dem typischen schottischen Akzent vorgetragene Refrain noch lange im Ohr bleibt: "If my lips kissed yours / If I'm your world / Then the world is yours."
Von der Euphorie zum gebrochenen Herzen sind es manchmal nur wenige Minuten. Die schmerzhafte Seite offenbart sich in "Dream dream dreaming", der Weiterführung des Songs "Daddy's gone" vom Vorgängeralbum. Die damals äußerst bittere und düstere Abrechnung mit dem prügelnden Vater bekommt hier eine weitere Seite, eine Grauschattierung in sonst so schwarzen Szenen: Der Vater träumt von seinem Bruder, der Selbstmord begangen hat, und spricht mit den Worten seines Sohnes darüber. Gepaart mit einem gänsehautverursachenden Gitarrenriff und einem scheinbar verzweifelten Allan, der sich im Refrain um Kopf und Kragen brüllt, verursacht der nächste Gang ins Bett und in die eigenen Traumwelten ein geradezu beklemmendes Gefühl. Versöhnlich wird es auf "Change", bei dem die Mutter des Glasvegas-Sängers zu hören ist - wenngleich es zugegebenermaßen schwierig ist, auch nur ein Wort von dem zu verstehen, was sie in aller Seelenruhe erzählt. Vom Piano begleietet, redet sie auf ihren Sohn ein, wie es tagtäglich Millionen von Kindern, großen und kleinen, nicht anders kennen dürften. Bis sie schließlich vorbei ist, die knappe Stunde mit dem neuen Album von Glasvegas. Diesen Test haben sie mit Sicherheit bestanden.
Highlights
- The world is yours
- You
- Dream dream dreaming
- Change
Tracklist
- Pain pain, never again
- The world is yours
- You
- Shine like stars
- Whatever hurts you through the night
- Stronger than dirt (Homosexuality, part 2)
- Dream dream dreaming
- I feel wrong (Homosexuality, part 1)
- Euphoria, take my hand
- Lots sometimes
- Change
Gesamtspielzeit: 50:03 min.
Referenzen
The House Of Love; Ride; Hurricane #1; Adorable; Kitchens Of Distinction; The Vaccines; British Sea Power; The Stone Roses; Ian Brown; Inspiral Carpets; James; Levitation; Echo & The Bunnymen; The Sound; The Comsat Angels; Luxuria; Catherine Wheel; Spiritualized; Six.By Seven; The Longcut; Swervedriver; Clearlake; The Helio Sequence; Longview; Slowdive; The Telescopes; Chapterhouse; Moose; The Jesus And Mary Chain; My Bloody Valentine; Lush; The Cranes; Malory; The Radio Dept.; Geneva; Marion; Idlewild; Shed Seven; Doves; South; Embrace; The Verve; Lowgold; Elbow; The Chameleons; Cardiacs; Joy Division; Interpol; Film School; I Love You But I've Chosen Darkness; Editors; White Lies; Stellastarr*; Cord; A Sunny Day In Glasgow; The Smiths; Teenage Fanclub; 3 Colours Red
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