The Cave Singers - No witch

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 25.02.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Besenreinen
"Mach die Hütte!" Ein Ausruf, der zuweilen auch uns bei Plattentests.de entfährt. Zum Beispiel, wenn die Stürmer der respektiven Lieblingsfußballclubs in aussichtsreicher Position vor dem gegnerischen Tor stehen. Wenn graubraune Soße aus dem CD-Spieler auf den sündhaft teuren Marmorboden der Redaktionsräume tropft, weil der Chef zwischen all den leeren Pilzrahmsuppentüten den Überblick verloren hat. Oder klampfenbewehrte Barden wie Bon Iver, The Low Anthem oder Timber Timbre mit einer neuen Platte vor der Tür stehen, die aus Gründen notwendiger innerer Versenkung in einem Holzverschlag fernab jeglicher Zivilisation aufgenommen wurde. Bei The Cave Singers aus Seattle sollte man hingegen davon ausgehen, dass auch ihr drittes Album nicht in einer der namensgebenden steinernen Unterkünfte, sondern schlicht in einem Studio entstand. Und außerdem nicht verhehlen kann, dass das Trio ursprünglich aus einer dezent angedreckten Punk-Ecke kommt und trotz zusehends sprießender Bärte nicht nur Richtung akustisches Hippietum, sondern vor allem zum klassischen, manchmal raubeinigen Bluesrock strebt.
Zwar lässt sich "No witch" mit zwei eher sanft gezupften und gefiedelten Kleinigkeiten zunächst beschaulich an, doch spätestens beim ohne Umwege zur Sache kommenden Rock-Groove von "Black leaf" spielen The Cave Singers in einer Rumpelkammer zwischen lauter grobborstigen Gitarrenschrubbern, Reißzwecken zum Gurgeln und Rappelkisten-Drums auf. Und obwohl viele Songs auf kreiselnden Licks aufbauen, beziehen sie gerade daraus ihre delikate Spannung, die ständig in einen ruppigen Ausbruch umzukippen droht. Was dann aber eher die Ausnahme auf "No witch" ist: Das auf gradlinigem Schlagzeug dahermarschierende "Clever creatures" lebt eher von der Dynamik des Wechselspiels aus wurmartig durchlaufendem Riff und hineinlugender Leadgitarre, bei "Faze wave" beharkt sich perkussives Geklapper mürrisch mit auf kleiner Flamme köchelndem Fingerpicking und jenseitigem Coda-Grundrauschen.
Zudem zündet "No witch" einige psychedelische Stichflammen, die mitunter Verweise auf die Endsechziger Phase der Rolling Stones zulassen: "Outer realms" klingelt und klöppelt sich in einen Mantra-artigen, entschleunigten Rausch, "Haystacks" zieht das Tempo an und bekundet mit Schellenkranz, Mundharmonika und Gospelchor jede Menge Sympathie für den Leibhaftigen. Bis bei "No prosecution if we bail" noch einmal der Folk-Punk abgeht und Pete Quirks überschnappendes Geschrei den Rausschmeißer markiert - mit einem Nachdruck, der keine Widerrede duldet. Schade eigentlich. Doch man soll nun einmal gehen, wenn es am schönsten ist. Und für einigen Glanz in der höchstens hexenbesenreinen Hütte sorgen The Cave Singers hiermit allemal. Auch wenn sie eigentlich gar keine haben.
Highlights
- Black leaf
- Falls
- Clever creatures
- Faze wave
Tracklist
- Gifts and the raft
- Swim club
- Black leaf
- Falls
- Outer realms
- Haller Lake
- All land crabs and divinity ghosts
- Clever creatures
- Haystacks
- Distant sures
- Faze wave
- No prosecution if we bail
Gesamtspielzeit: 42:45 min.
Referenzen
The Low Anthem; Iron & Wine; Bon Iver; Peter Wolf Crier; Fleet Foxes; J. Tillman; Akron/Family; Blitzen Trapper; Bowerbirds; CODY; Monsters Of Folk; The Rural Alberta Advantage; Port O’Brien; Grand Archives; Deer Tick; Volcano Choir; Holopaw; The Dodos; The Mountain Goats; The Tallest Man On Earth; The Felice Brothers; Megafaun; Phosphorescent; The Acorn; M. Ward; Black Rebel Motorcycle Club; Black Mountain; Led Zeppelin; The Rolling Stones; Pixies; Devendra Banhart; Scott Matthew; Arbouretum; Vetiver; Wye Oak; Wolf People; The Pernice Brothers; Great Lake Swimmers; Sparklehorse; Timber Timbre; Neutral Milk Hotel; Neil Young; Bob Dylan; Woody Guthrie; Muddy Waters; R. L. Burnside; The Replacements; Bonnie 'Prince' Billy; Smog; Bill Callahan; Ray LaMontagne; A. A. Bondy; Neil Halstead; John Mellencamp; Pretty Girls Make Graves
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