The Baseball Project - Vol. 2: High and inside
Blue Rose / Yep Roc / Cargo
VÖ: 04.03.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
All-Star-Teamarbeit
Manche Dinge sind einfach nicht jedermanns Sache. Spinat zum Beispiel. Oder Discomusik. Krawatten mit roten Punkten mag auch nicht jeder, wie man hört. Und wenn es eine Sportart aus dem großen Land auf der linken Seite der Weltkarte gibt, mit der viele Europäer so gar nichts anfangen können, ist das Baseball. Gibt es für die Amerikaner kaum etwas Schöneres, als Männern in engen Hosen von einer Base zur anderen hetzend zuzusehen, könnte das Gähnen hierzulande nicht lauter ausfallen. Selbst dann, wenn eine Supergroup daherkommt, die es sich zur musikalischen Lebensaufgabe gemacht hat, eben genau diesem Sport zu huldigen. Ist in dieser Band dann noch ein gewisser Peter Buck, dessen Hauptband R.E.M. dieser Tage auch ihr neues Album veröffentlicht, darf man sich schon mal gerne an den Kopf greifen.
Denn das eigentlich Irre an "Vol. 2: High and inside" ist, dass es wirklich gut ist. Hat das Debüt "Vol. 1: Frozen ropes and dying quails" gelinde gesagt kaum jemand interessiert, sorgt der Nachfolger mit seinen Mitschunkel- und Mitsingliedern für Aufmerksamkeit. Für Buck, Scott McCaughey (The Minus 5), Steve Wynn (The Dream Syndicate) und Linda Pitmon wurde The Baseball Project offensichtlich zur obersten Spaßpriorität. Songs wie "Fair weather fans" und "Ichiro goes to the moon" sind astreine Rockabilly-Nummern. Bei letzterem singt unverkennbar niemand geringeres als Death-Cab-For-Cutie-Frontmann Ben Gibbard im Hintergrund, während The Hold Steadys Chris Finn "Don't call them Twinkies" nicht nur geschrieben hat, sondern darauf auch den Gesang übernimmt. So wird auch schnell klar: Beim Baseball Project wird Teamarbeit ganz groß geschrieben.
Neben Gibbard und Finn kommen nämlich auch unter anderem Chris Funk und John Moen (beide The Decemberists), Yo La Tengos Ira Kaplan und Steve Berlin von Los Lobos zum Einsatz. Im schwermütigen "Tony (Boston's chosen son)" befördert Afterhours' Rodrigo D'Erasmo an der Violine das Team in die Spielfeldmitte, und auch "Look out mom" zeigt dank deutlichen Country-Einschlags, dass The Baseball Project längst eine autonome Eigendynamik entwickelt hat. Neben sprichwörtlichen Gassenhauern wie dem Opener "1976" und dem poppigen "Twilight of my career" gefällt vor allem das abschließende "Here lies Carl Mays". Dem Super-Pitcher gewidmet, der für große Mannschaften wie die Boston Red Sox und die New York Yankees gespielt hat, bezeugt es mit Akustikgitarre bewaffnet den wahren Charakter des Albums: Hier werden Helden und Idole besungen, von denen eine halbe Welt noch nie etwas gehört hat. Schlimm ist das nicht. Es macht puren Spaß, diesen Huldigungen beizuwohnen.
Highlights
- 1976
- Tony (Boston's chosen son)
- Ichiro goes to the moon
- Here lies Carl Mays
Tracklist
- 1976
- Panda and the freak
- Fair weather fans
- Don't call them Twinkies
- Chin music
- Buckner's bloero
- Tony (Boston's chosen son)
- Ichiro goes to the moon
- The straw that stirs the drink
- Look out mom
- Pete Rose Way
- Twilight of my career
- Here lies Carl Mays
Gesamtspielzeit: 46:28 min.
Referenzen
The Minus 5; Steve Wynn; The Dream Syndicate; Big Star; Alex Chilton; The Byrds; Uncle Tupelo; Wilco; R.E.M.; The Replacements; Paul Westerberg; The Jayhawks; Camper Van Beethoven; Buffalo Springfield; The Rolling Stones; The Posies; Ken Stringfellow; The Breakup Society; Yo La Tengo; The Presidents Of The United States Of America; Guided By Voices; Spiv; The Young Fresh Fellows; Buffalo Tom; The Faces; Teenage Fanclub; Shoes; Matthew Sweet; The dB's; Game Theory; Peter Holsapple; Chris Stamey; Continental Drifters; Phish; Cheap Trick; The Ramones; Johnny Thunders