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Six Organs Of Admittance - Asleep on the floodplain

Six Organs Of Admittance- Asleep on the floodplain

Drag City / Rough Trade
VÖ: 04.03.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Schall ist rund

Geschlossenheit ist Stärke, und Stärke ist Geschlossenheit. Diese an George Orwell erinnernde Erkenntnis gilt nicht nur in der Politik, sondern auch für das ein oder andere Musikalbum. Solch ein Album wirkt nach dem ersten Hördurchgang oft unspektakulär und konturlos, es entfaltet sich erst nach mehrmaligem Repeat-Tasten-Druck. Westküstenbewohner Ben Chasny, kreativer Alleinunterhalter von Six Organs Of Admittance, ist ein Vielschreiber und übt sich auf "Asleep on the floodplain" vornehm in Verweigerung. Er überlässt hier den Instrumenten und dem Dröhnen die Herrschaft über das gemächliche Treiben. Chasnys Stimme bleibt zumeist im Hintergrund, übernimmt jedoch immer dann das Zepter, wenn es ausufernd wird.

Es scheint mehr Licht auf "Asleep on the floodplain" als auf dem Vorgänger "Luminous night". Es herrscht so etwas wie Klarheit, wenn sich Chasny gleich zu Beginn dem eingängigen und herrlich einfachen Instrumental "Above a desert I've never seen" zuwendet. Die Akustikgitarre gibt manchmal mehr her, als man gemeinhin annimmt. Das anschließende "Light of the light" erinnert dann stark an Devendra Banhart. Im Grunde verirren und verlieren sich Gesang und Instrumente irgendwo im Dickicht des Niemandslandes, aber selbst da gibt es Spannendes zu entdecken, wenn man Entspannung als spannend bezeichnen will. Mit der Zeit nimmt man hier nicht mehr wahr, wann ein Song aufhört und ein anderer anfängt, wenn man nicht jede Sekunde wachsam ist und auf das Display schaut.

Chasny überlässt dabei nichts dem Zufall. Er hat sich ganz auf sich selbst konzentriert und in mühevoller Kleinstarbeit alle Aufgaben selbst übernommen. Mit "Asleep on the floodplain" wollte er jeglichen Restriktionen, die eine Albumproduktion so mit sich bringt, schlicht trotzen. Unter den zehn erschaffenen Stücken befinden sich sogar zwei wahre Geniestreiche: Der leichte melodische Folksong "Hold but let go" überzeugt durch Eingängigkeit und mantraartige Wiederholung des Titels. Und das monströse zwölfminütige "S/word and Leviathan" versucht, alles in einen Song zu packen, was eben reinpasst. Es werden mehrere Filme parallel abgespielt oder der gleiche Film mehrmals, so genau weiß man das nicht. Das von der Feministin Catherine Keller inspirierte Stück fährt Hörner und 12-String-Gitarre auf und besticht durch repetitive Strukturen, die entfernt an Steve Reich erinnern. Chasnys Gesang taucht auf und wieder ab und immer so weiter und so fort.

Das ändert nichts daran, dass "Asleep on the floodplain" vollkommen abgerundet ist. Mit dem finalen "Dawn, running home" kommt es dann auch irgendwo an. Wo auch immer dieses Irgendwo sein mag, Gitarren, Harmonium und Orgel blühen ein letztes Mal im Glanze dieses Glückes, nachdem das Stück mit Ambient-Sound begonnen hat. Das ist ein Grund, warum es Chasny als sein Lieblingsstück bezeichnet. Das passt ja, der Abschluss als Höhepunkt. Dem ist nichts hinzuzufügen.

(Carsten Rehbein)

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Highlights

  • Hold but let go
  • S/word and Leviathan
  • Dawn, running home

Tracklist

  1. Above a desert I've never seen
  2. Light of the light
  3. Brillant blue sea between us
  4. Saint of fishermen
  5. Hold but let go
  6. River of my youth
  7. Poppies
  8. S/word and Leviathan
  9. A new name on an old cement bridge
  10. Dawn, running home

Gesamtspielzeit: 43:55 min.

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