The Naked And Famous - Passive me, aggressive you
Somewhat Damaged / Vertigo / Universal
VÖ: 18.03.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Sex sells
Schon jede Menge Leute haben sich nackig gemacht, um berühmt zu werden. Diese Taktik funktioniert zwar nicht immer, doch das kümmert The Naked And Famous nicht. Der Fünfer aus Auckland zeigt schon mit seinem Bandnamen, dass die Neuseeländer zu allem bereit sind. Und gleich das Debüt belegte so ziemlich alle verfügbaren Spitzenpositionen down under. Was vor allem - aber nicht nur - an "Young blood" lag. Diese Single ging aus dem Stand von Null auf Eins und sammelte gleich auch noch Platin ein.
Dass "Young blood" auch hierzulande schon für Blograuschen sorgte, lag keineswegs nur an der jüngsten Imagekampagne eines ehemaligen Musiksenders namens Viva, die der Song beschallte. Es lag an diesem vermaledeiten Ohrwurm selbst: an bis zum Anschlag übersteuerten Synthfäden, die sich im Hall über einem satten Gitarrendröhnen räkeln. Am naiven Überschwang in den Stimmen von Alisa Xayalith und Thom Powers, die sich ihr Dreikäsehoch anscheinend in der gleichen Krabbelgruppe wie MGMTs "Kids" angeschafft haben. Daran, dass der Refrain nicht nur davon singt, das Bittersüße zwischen den Zähnen zu haben und die Zwischenräume zu suchen, sondern eben das mit der Melodie auch noch demonstriert. Oder daran, dass der Song mittendrin zwei Mal innehält und dann wieder den die Regler aufreißt, weil noch ein paar Yeah-Yeahs warten. Und dann bleibt er nach vier Minuten einfach stehen und verschwindet. Im Hall. Wo sonst?
Doch "Passive me, aggressive you" hat nicht nur dieses Ausrufezeichen zu bieten. Der euphorische Opener "All of this" rumpelt eine elektronisch unterfütterte Indiepop-Struktur entlang, bei der sich der harmoniebedürftige Gesang den jaulenden Gitarren mit ein paar Echos zeigt, wie das mit den Hooks geht. Der überdrehte Traumtanz "Punching in a dream" synkopiert ein paar Pizzicatos und fährt dann das Mithüpf-Potential hoch. Da wird mancher an Alphabeat denken, weil sich niemand mehr an Republica erinnert. Und in den düsteren Wolken von "Frayed" vertragen sich die Shoegaze-Gitarren prima mit dem verzerrten Bass und einem synkopierten Prodigy-Beat. "Procrastination, baby!"
Denn natürlich stehen The Naked And Famous nicht außerhalb der Geschichte. Wer Zitate sucht, wird hier beinahe so schnell fündig wie in einer Doktorarbeit. Die Achtziger wedeln mit käsigen Synthesizern, aber The Naked And Famous wissen auch, dass 1989 das Debüt von Nine Inch Nails erschien. Die Grooves lehnen sich gerne an Industrial und Big Beat der Neunziger an, zielen damit aber vor allem auf die lärmende Pop-Sensibilität von My Bloody Valentine und Curve. Man höre nur einmal, wie das folkige "No way" in Verzerrung explodiert und zu seinem eigenen, elektrifizierten Zwilling wird. Wenn das verhallte Klavier von "The source" wieder an Trent Reznor gemahnt, leitet das unmittelbar zur Radiohead-Ästhetik von "The sun" über. Bei der Produktion standen jede Menge Potis ganz weit rechts: Reverb, Distortion, Flanger, Chorus - denk Dir ein paar Effekte aus, und Du wirst sie hier finden. So stehen die zärtlichen Melodien in beinahe ständiger Spannung zum harschen Sounddesign. Das hätte auch Butch Vig nicht besser hinbekommen.
Highlights
- All of this
- Punching in a dream
- The sun
- Young blood
- No way
Tracklist
- All of this
- Punching in a dream
- Frayed
- The source
- The sun
- Eyes
- Young blood
- No way
- Spank
- Jilted lover
- A wolf in geek's clothing
- The ends
- Girls like you
Gesamtspielzeit: 49:13 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
deinemudda |
2012-07-23 22:03:49 Uhr
Skandal... bei "Berlin: Tag und Nacht" lief letztens tatsächlich etwas von Fever Ray. Und bei GZSZ Metronomy und Friendly Fires. |
Passte perfekt |
2012-07-23 21:37:51 Uhr
"Young Blood" lief gerade bei Tine Wittler und den schwulen Bauern auf RTL. |
Demon Cleaner |
2012-01-16 00:35:15 Uhr
Mehr Loudness War in einem Tonträger haben aber auch nur wenige versucht, oder? |
fubu |
2011-09-13 08:51:54 Uhr
kommt da noch was oder war es das mit dem strohfeuer? |
basddsa |
2011-07-17 12:25:38 Uhr
Das Album finde ich eigentlich immer noch toll. Ich ärgere mich allerdings über Jilted Lover und Wolf In Geek's Clothing. Die beiden Songs ziehen das Album zum Schluss hin dann doch etwas runter. |
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Referenzen
MGMT; Garbage; Republica; Bif; Curve; Slowdive; Passion Pit; Kids Of 88; Ou Est Le Swimming Pool; Cut Copy; Delphic; Bear In Heaven; Empire Of The Sun; Klaxons; The Tender Trap; The Human League; Cyndi Lauper; Kim Wilde; Roxette; My Bloody Valentine; Pains Of Being Pure At Heart; Yeasayer; New Order; Alphabeat; Chairlift; Beangrowers; Ladyhawke; La Roux; Robyn; Yeah Yeah Yeahs; The xx; The Shadow Project; The Postal Service; M83; Hot Chip; Parts & Labor; TV On The Radio; Foals; Radiohead; The Cooper Temple Clause; Nine Inch Nails; Linkin Park; Shihad; Chemical Brothers; Polarkreis 18
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