Cage The Elephant - Thank you happy birthday
Relentless / Virgin / EMI
VÖ: 18.03.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Generation X²
Manchmal braucht es nur ein bisschen Mathematik. Cage The Elephant haben die Generation X als Formel begriffen, die man nur quadrieren muss, damit am Ende in keinem Fall ein negatives Vorzeichen stehenbleibt. Das US-Quintett um die Brüder Matt und Brad Shultz hantiert zwar mit dem nihilistischen Lärm der Grunge-Ära, verzichtet aber auf deren lähmende Depressionen. Stattdessen mischt die Band auf ihrem Zweitwerk "Thank you happy birthday" fiese Verzerrer-Attacken unerwartet mühelos mit tanzbarem Indie, leichtgängigem Surf-Pop und verträumtem College Rock. Bubblegum-Noise käme als Bezeichnung für diesen Sound wohl grob hin, der sich ganz offensichtlich nicht für Szene-Integrität interessiert, sondern vor allem eines will: Spaß haben.
"Thank you happy birthday" reizt seine eigene Unbedarftheit beinahe mutwillig aus: Kaum ein Song verfolgt eine Idee konsequent zu Ende, stattdessen überbieten sich die Stücke gegenseitig darin, schräge stilistische Volten zu vollführen und Sounds unerwartet miteinander zu verquirlen. "2024" etwa kippt schon nach 15 Sekunden von Industrial-Charme in harmonischen Surf-Noise-Pop, "Indy kidz" schleppt sich nach dem düster-treibenden Strokes/Dead-Kennedys-Sound der ersten Hälfte nur noch doomig dahin, "Japanes buffalo" mäandert atemlos zwischen 50er-Schwoof, 90er-Bridge und den Butthole Surfers, und auch "Shake me down" ist sich selbst als einfache Slacker-Ballade mit Weezer-Anstrich ohne ausgiebige Noise-Anwandlungen scheinbar nicht genug. Das wirkt zwar sprunghaft, aber auch spannend, und ist für einige echte Höhepunkte wie "Sell yourself" gut, das zwischen Dissonanz-Kaskaden und Breakbeats ein Stahlwolle-Bad nimmt, um dem Song im Refrain dann eine wahnwitzige Funkgitarre unterzuschieben.
Cage The Elephant sind aber auch gut, wenn sie nicht wie ein eskalierendes Stil-Medley klingen: "Aberdeen" ist zwar ein vollumfängliches "Where is my mind?"-Plagiat, aber eben ein grundsolides, mit dem die Pixies und Modest Mouse gleichermaßen gut leben könnten. Fast wünscht man sich mehr solch gut greifbarer Stücke, wie auch "Right before my eyes", ein freundlich verzerrter Indie-Traum aus Synthies, Melancholie und Achtelbass. Das eigentliche Problem von "Thank you happy birthday" aber ist, dass keine künstlerische Vision, kein Sound, keine Grundidee und kein Konzept den Wust aus gut gelaunter Narrenfreiheit zusammenhalten. So wirkt all das lustvolle Experimentieren manchmal etwas blutarm, die musikalische Bandbreite gelegentlich beliebig. Cage The Elephant sind damit eine der wenigen Bands, die von etwas formelhafterem Songwriting sogar noch profitieren könnten. Manchmal braucht es nur ein bisschen Mathematik.
Highlights
- Aberdeen
- Shake me down
- Sell yourself
Tracklist
- Always something
- Aberdeen
- Indy kidz
- Shake me down
- 2024
- Sell yourself
- Rubber ball
- Right before my eyes
- Around my head
- Sabertooth tiger
- Japanese buffalo
- Flow
Gesamtspielzeit: 44:45 min.
Referenzen
Pixies; Black Francis; Mudhoney; Sonic Youth; Dinosaur Jr.; Pavement; Weezer; The Paper Chase; Modest Mouse; Wolf Parade; McLusky; Nine Inch Nails; Radiohead; The Violent Femme; Built To Spill; Bound Stems; Tapes 'N Tapes; Rosa Mota; The Flaming Lips; Field Music; The Week That Was; School Of Langugage; Les Savy Fav; Q And Not U; SJ Esau; Cold War Kids; Band Of Skulls; The Strokes; Arctic Monkeys; Bloc Party; The Vines; Silversun Pickups; Butthole Surfers; Kings Of Leon; The Libertines; Black Rebel Motorcycle Club; The Ramones; The Shins; Yo La Tengo; Matt & Kim; Crash Kings; The Dandy Warhols; Arcade Fire
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