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Tangerine Dream - The endless season

Tangerine Dream- The endless season

Eastgate / Sony
VÖ: 25.02.2011

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Music on a stick

Vor einigen Jahren wurde an dieser Stelle einmal über die Musikform des Doppelalbums philosophiert. Genau, der vermeintlich natürliche Feind der Rockmusik, der nur dem Größenwahn anheim Gefallenen wirklich passiert. Nun, streng genommen ist der Albumzyklus die nächste Evolutionsstufe. Die erste Platte ist meistens großartig und macht Appetit auf mehr. Die nächsten Alben sind dann wie "Matrix Reloaded" - wer den ersten Teil nicht kennt, versteht nichts, die anderen sind in Gedanken schon beim Finale. Also dort, wo Künstler wie Konsumenten froh sind, dass der Irrsinn endlich ein Ende hat.

Dennoch stellt sich die Frage, wer eigentlich der größere Nerd ist: die Produzenten eines solchen Zyklus - wie eben Tangerine Dreams "The five atomic seasons" - oder diejenigen, die es tatsächlich schaffen, alle Bestandteile an einem Stück zu hören? Für letztere ist offenbar zumindest der Beginn des letzten Teils "The endless season" gedacht, denn bis einschließlich "Escape" mäandern die Synthesizer-Bäche eines Edgar Froese vor sich hin, als sollten eben jene Amstückhörer ja nicht übermäßig verschreckt werden.

Erst ab "The seven barriers" tauchen vermehrt einige nahezu tanzbare, zumindest aber griffige Passagen auf und sorgen für die Haken und Ösen, die den Hörer am Wegdämmern hindern. Wenn es hier aufrüttelnde Momente geben sollte, die der zugrundeliegenden Story rund um die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki angemessen wären, hat Froese sie hervorragend versteckt. Zusammen im Übrigen mit der Begründung für die offenbar völlig willkürliche Einteilung dieser Klangcollage in elf Tracks. Nichts gegen einen einstündigen Klangteppich, dann aber konsequent ungeteilt wie zum Beispiel The Orbs "Metallic spheres".

Natürlich sind Tangerine Dream eine Ikone ihres Genres. Natürlich muss Edgar Froese niemandem mehr etwas beweisen. Aber hatten die vier ersten Alben dieses Zyklus' noch ihre durchaus großen Momente, so ist "The endless season" über weite Strecken ein akustisches Auslaufen, die Ruhe nach dem Sturm. Und es ist diese Erkenntnis, die dann halt doch wieder das Gesamtkonstrukt abrundet. Nur wirklich interessieren tut es außer Froese wohl wirklich nur noch eine unentwegte Anhängerschaft, die Nerds unter den Nerds der elektronischen Musik. Es scheint, als habe er tatsächlich den Punkt längst verpasst, an dem er einen großen Namen würdig zu eben jener Ruhe hätte setzen können, die "The endless season" ins Koma versetzt.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The seven barriers

Tracklist

  1. Flashback
  2. Devotion
  3. Virtue of hope
  4. Escape
  5. The seven barriers
  6. Logic of intuition
  7. Shunyata
  8. Restless mind
  9. Wild ocean of blue fate
  10. Breaching sky
  11. Morphing

Gesamtspielzeit: 64:36 min.

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