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Avril Lavigne - Goodbye lullaby

Avril Lavigne- Goodbye lullaby

RCA / Sony
VÖ: 04.03.2011

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Ein wenig hoch hinaus

"The only way is up", sangen einst Yazz. Das ist natürlich falsch und dem Ungleichgewicht zwischen Wunschgedanken und Realität geschuldet. Aber die Devise trifft eben doch immer wieder zu, wenn es ums Berappeln, Aufrichten, Kämpfen und die Rückkehr geht. Beruflich oder privat. Für Avril Lavigne konnte es nach dem äußerst verkorksten "The best damn thing" nur aufwärts gehen. Ungeachtet der ordentlichen Verkaufszahlen war das Album aus künstlerischer Sicht für Lavigne nicht nur ein Rückschritt, sondern mindestens zwei bis drei. Die Single "Girlfriend" warf sie zurück zu präpubertären Zeiten, als ihr "Sk8er boi" zerissene Jeans noch mit einem Garfield-Aufkleber überbügelte. Dabei wähnte man sie nach "Nobody's home", einer ihrer bis dato besten Titel, von solchen Fehltritten meilenweit entfernt.

"Goodbye lullaby" tapst in der Tat nach oben, das entsprechende Schuhwerk findet sich aber noch in der Kinderabteilung. Die Instrumentierung ist zurückgefahren, die Single "What the hell" trägt noch am dicksten auf, wurde aber auch vom unvermeidlichen Star-Produzenten Max Martin inszeniert und hätte daher auch durchaus problemlos von P!nk, Kelly Clarkson oder auch Katy Perry gesungen werden können. Am Sound hätte das nichts geändert, und in letzter Konsequenz wirkt der Song im Kontext ähnlich sperrig und störend wie eine Sprungfeder einer butterweichen Matratze.

Auf weiten Teilen von "Goodbye lullaby" geht Lavigne den notwendigen Schritt zurück zu unkompliziert gestrickten und von Akustikgitarre dominierten Popsongs, in denen ranwachsende Konserven-Streicher kreisen, Pianoklänge sich wiegen und die Lavigne mit ihrer Stimme den Kanon anstimmt. Man könnte unken und die Reduktion einzig auf den unsicheren Umgang mit der Trennung von ihrem Mann, Sum-41-Sänger Deryck Whibley, zurückführen. Spekulativ. Whibley produzierte schließlich "The best damn thing" ebenso mit wie auch Teile dieses Albums. Ein Wendepunkt mag "Alice", der Track zur Neuverfilmung von "Alice im Wunderland", gewesen sein, der Lavigne gesanglich wohl mehr fordert, als ihr gesamtes zurückliegendes Werk zusammengefasst. Es geht eben auch anders.

Der größte Fehler im System Lavigne war bislang, dass Ihr Verhalten, Auftreten und ihre Texte immer noch denen eines Teenagers entsprachen, sie mit inzwischen 26 Jahren mittlerweile längst eine junge Frau ist. Deshalb funktionierte "The best damn thing" auch nicht. Und wenn sie im Zuge dieser Albumveröffentlichung davon spricht, reifer geworden zu sein, möchte man das nur zu gerne unterschreiben. Eine gescheiterte Ehe prägt und ein sinnfreies Party-Album auch. Aber abseits der erkennbaren persönlichen Note auf "Goodbye lullaby" wandeln eben auch Plattitüden-Reime, Songstrukturen nach Schablone und ein begrenzter Wortschatz immer noch mit auf ihren Pfaden. Wen das nicht stört, sieht den Fahrstuhl mit Lavigne auf dem Weg gen Dachterasse fahren. Die anderen sehen sie eher beim Treppensteigen. Das Ziel ist identisch, der Weg aber beschwerlicher und zeitaufwändiger.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Not enough
  • Alice

Tracklist

  1. Black star
  2. What the hell
  3. Push
  4. Wish you were here
  5. Smile
  6. Stop standing there
  7. I love you
  8. Everybody hurts
  9. Not enough
  10. 4 real
  11. Darlin
  12. Remember when
  13. Goodbye
  14. Alice

Gesamtspielzeit: 53:18 min.

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