Beady Eye - Different gear, still speeding

Beady Eye / Indigo
VÖ: 25.02.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Allein ist man weniger zusammen
Ein wissendes Lächeln - mehr war die Meldung vom 28. August 2009 zunächst nicht wert. So, so, hatte Noel Gallagher doch tatsächlich nach heftigem Streit mit Brüderchen Liam Oasis verlassen, Rückkehr ausgeschlossen. Schnell wanderte der Blick zum Kalender, um abzuschätzen, wann sich die Affäre, wie die gefühlten 26 Mal davor, nach großem Friedensgipfel im örtlichen Pub in Wohlgefallen auflösen würde. Die Schockstarre setzte erst einige Tage später ein, unmittelbar nach der Erkenntnis: Diesmal hatte es der ältere Gallagher ernst gemeint. Er hatte tatsächlich keinen Bock mehr auf die Schlangengrube der täglichen Zusammenarbeit mit dem Pöbel-Bruder. Und Liam? Der verkündete dem Fanvolk in knappen Worten das Ende einer der größten britischen Bands aller Zeiten: Oasis sind tot, die Zukunft heißt Beady Eye.
Während Noel also seit dem Oasis-Aus den Familienvater mimt und im Keller seine Gitarren putzt, schnappte sich der kleine Bruder mit der großen Klappe die verbliebenen Bandmitglieder und schuf neue Musik unter neuer Flagge. 13 Songs flossen den Herren Gallagher, Archer und Bell direkt aus der Feder auf das Debütalbum "Different gear, still speeding" - und spätestens hier dürften hartgesottene Parka-Träger zusammenzucken. Denn auch wenn alle drei schon in der Ex-Band Songs einbringen durften: Die Highlights im Oasis-Katalog stammten dann doch ausschließlich aus der Feder von Ihr-wisst-schon-wem. Vielleicht liegt es an der daraus resultierenden geringen Erwartungshaltung, dass das Debüt von Beady Eye dann doch über weite Strecken überrascht.
Der knackige Opener "Four letter word" zum Beispiel schickt Wah-Wah-Licks und Gniedelsoli ins Rennen und klingt mehr nach Jimi Hendrix als nach den Kinks. Das schmissige "Bring the light" hingegen könnte auch von den Blues Brothers stammen, während die ausufernde Psychedelic-Ballade "Wigwam" den Hall-Regler in neue Gefilde dreht. Unter der strengen Oberaufsicht von Noel Gallager hätten es diese Stücke wohl auf kein Oasis-Album geschafft. Aber jetzt ist der Boss ja weg, also nutzen Beady Eye ihre neue Freiheit aus und experimentieren. Einiges ist gelungen, wie das zärtlich-poppige "For anyone" oder der staubtrockene Groove-Rocker "Wind up dream". Andere Versuche gehen in die Hose. Die doofe Sixties-Hommage "The beat goes on" hätte es wirklich nicht gebraucht.
Leider stellen sich Beady Eye nicht nur hier ein Bein. Denn so viele schöne Momente wie etwa in "The morning son" es auf "Different gear, still speeding" auch gibt: Zwischendrin tummelt sich dann doch wieder eine grenzdebile Nummer wie "Beatles and Stones", die darüber hinaus auch noch dreist die Melodie von "(Get off your) High horse lady" abkupfert. Hier würde man am liebsten persönlich Heiner Geißler anrufen, auf dass er im Bruderzwist als Schlichter aktiv werde. Da der Mann aber vermutlich wenig mit Rockmusik anfangen kann, muss man sich mit dem arrangieren, was Beady Eye hier abliefern. Und das ist nicht nur dank Liams bester Gesangsperformance seit "Be here now" eher erfreulich. Von der Großartigkeit der ersten drei Oasis-Alben oder auch von "Dig out your soul" ist es zwar noch ein Stück entfernt. Aber das macht nichts, Beady Eye: Bis zur großen Gallagher-Reunion 2019 habt ihr noch viele Jahre Zeit, ein Meisterwerk zu schaffen.
Highlights
- Four letter word
- Wind up dream
- For anyone
- Wigwam
Tracklist
- Four letter word
- Millionaire
- The roller
- Beatles and Stones
- Wind up dream
- Bring the light
- For anyone
- Kill for a dream
- Standing on the edge of the noise
- Wigwam
- Three ring circus
- The beat goes on
- The morning son
Gesamtspielzeit: 51:40 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Kojiro Postings: 4344 Registriert seit 26.12.2018 |
2024-05-01 19:56:39 Uhr
Two Of A Kind mochte ich im Original aufgrund der Lennon'esken Vocals ohnehin schon sehr gerne. Demo gefällt mir ebenfalls.For Anyone Demo klingt wesentlich besser als die Albumversion. Very Beatles. |
Kojiro Postings: 4344 Registriert seit 26.12.2018 |
2024-05-01 08:07:21 Uhr
Two Of A Kind Demo:https://www.youtube.com/watch?v=VvEDeiCgH8E For Anyone Demo: https://www.youtube.com/watch?v=XQ8zxGJB-G8 |
Kojiro Postings: 4344 Registriert seit 26.12.2018 |
2024-03-21 21:56:33 Uhr
The Morning Son Demohttps://www.youtube.com/watch?v=xN-oOv4RLCU |
Socko Postings: 2210 Registriert seit 06.02.2022 |
2023-11-03 17:29:40 Uhr
1) Four Letter Word 8/102) Millionaire 7/10 3) The Roller 8/10 4) Beatles and Stones 6/10 5) Wind Up Dream 7/10 6) Bring The Light 8/10 7) For Anyone 7/10 8) Kill For A Dream 5/10 9) Standing on the Edge of the Noise 2/10 10) Wigwam 8/10 11) Three Ring Circus 5/10 12) The Beat Goes On 8/10 13) The Morning Son 8/10 Nach 5 Jahren Hör-Pause durchaus gewachsen. Ziemlich gutes Ding sogar.nur standing at the blabla taugt nicht wirklich viel |
Kojiro Postings: 4344 Registriert seit 26.12.2018 |
2022-02-13 18:54:02 Uhr
Gestern mal wieder ein paar altes Fotos / Videos auf der HD angesehen und die Fotos / Videos vom Gig 2011 in Kölle gesehen. War ein extrem geiler Gig. Viele Briten am Start. Stimme noch fein, da Tourstop in Köln relativ früh. Aftershowparty im Rose Club ebenfalls Zucker.https://www.youtube.com/watch?v=v7CZIAqA9ys Mag den Song sehr. Schönes Drumming. |
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Referenzen
Oasis; The Kinks; The La's; The Rolling Stones; The Beatles; The Jimi Hendrix Experience; The Who; Black Rebel Motorcycle Club; Stereophonics; Ride; The Doors; Deep Purple; Ocean Colour Scene; Hurricane #1; The Verve; Richard Ashcroft; The Stone Roses; The Soundtrack Of Our Lives; Suede; Mansun; Manic Street Preachers; Ash; The Charlatans; Paul Weller; Kasabian; The Jam; The Courteneers; The Small Faces; The Seahorses; The Animals; James Dean Bradfield; Noel Gallagher
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