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This Year's Model - We walk like ghosts

This Year's Model- We walk like ghosts

Marsh-Marigold / Cargo
VÖ: 11.02.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Keine Chance für die Liebe

Immer die gleiche Frage. Alle Eier in einen Korb legen oder doch auf mehreren Hochzeiten tanzen? Niklas Gustafsson, Frontmann der schwedischen Indie-Popper The Higher Elevations, erweist sich zumindest im zweiten Fall als ziemlich leichtfüßig: Unter dem Namen Friday Bridge spielt er nicht nur nebenbei zusammen mit Keyboarderin Ylva Lindberg ABBA-affinen Electro-Pop, sondern hat nun auch seine Drittband This Year's Model wieder aktiviert. Und die ruft auf dem Nachfolger des 2007er Debüts "The clock strikes ten" nicht etwa die Geister des gleichnamigen Elvis-Costello-Albums, sondern jene, die einst durch die Frühachtziger Vorläufer des britischen Twee-Pop irrlichterten und auch schon viele ihrer sensibel klampfenden Landsleute heimsuchten.

Doch statt mit den behutsam arrangierten Liedern orientierungslosen Jungmenschen bloß eine weitere Dreiviertelstunde zu stehlen, ist Gustafsson für die Dauer von "We walk like ghosts" selbst wieder Jungspund. Verabredet sich mit einem Mädel, kommt sich dann versetzt vor und muss am nächsten Tag feststellen, dass beide nur aneinander vorbeigelaufen sind. Und die Angebetene hat natürlich einen anderen - einen Idioten, den außer ihr niemand leiden kann. War ja klar. Trotzdem: Keine Chance für die Liebe. Oder doch? Denn immerhin legen This Year's Model ein zauberhaftes Album hin, mit dem sich nicht nur Indie-Tanzböden bevölkern, sondern auch Mädchenherzen brechen lassen.

Der sture Hopser "No miracles" bedient sich neben aufgekratztem Beat und blumig wuchernder Gitarre sogar entschieden unflätiger Wörter gegenüber potenziellen Balzkonkurrenten, während "The librarian" energisch gegen die zwischenmenschlichen Umorientierungsabsichten der besseren Hälfte protestiert. Der Bass knarzt missmutig, der ungemütliche Gesang stellt klar, dass es einer Beleidigung gleichkommt, wenn ausgerechnet dieser aufgeblasene Bibliothekstyp besser sein soll als man selbst. So klängen vermutlich Shout Out Louds, würden sie sich einmal richtig aufregen.

Allerdings lässt sich auf Dauer nicht verhehlen, dass der Protagonist im Grunde selbst ein vom Leben geplagter Bücherwurm ist. Bei den mit feiner Hand gespielten Gitarrenhooks und Pianolinien von "I swear I was there" genausowenig wie im rührend tragischen "It spells ...", wo das Ouija-Brett stets nur die unvorteilhaftesten Aussagen tätigt. Im Gegenzug schwingt sich das hämische "Your boyfriend has run into trouble" zu einer Schadenfreude auf, die Pulps "Razzmatazz" in Sachen Spitzfindigkeit und Eleganz in nichts nachsteht: Der Nebenbuhler geht fremd, die Mutter lästert, die Schwester lügt wie gedruckt, und der Bruder ist auch nicht besser. Feine Familie. Da schlagen sich This Year's Model im abschließenden Titelsong lieber mit düsteren Keyboards unterm Arm in einen nebligen Goth-Pop-Wald und betrauern dort "The lost days of my life". Doch unter all ihrer Verzagtheit pocht ein tapferes Herz. Wer braucht da noch Eier?

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • No miracles
  • The librarian
  • I swear I was there
  • It spells ...

Tracklist

  1. No miracles
  2. A whisper around the town
  3. You don't have to report to me
  4. The librarian
  5. I swear I was there
  6. If you would take me out tonight
  7. The lost days of my life
  8. Millionaires
  9. It spells ...
  10. Your boyfriend has run into trouble
  11. Publisher's son
  12. The spectre begins
  13. We walk like ghosts

Gesamtspielzeit: 39:58 min.

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