Tapes 'N Tapes - Outside
Ibid / Cargo
VÖ: 04.03.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Der ganz normale Doppelsinn
Der altehrwürdige Eklektizismus hat es in all seiner Doppelbödigkeit ja weit gebracht. Januskopf olé: Da halten sich selbsternannte Mediensubversive schon mal für Andy Warhol oder ehemalige Großgrundbesitzer für echte Rocker im Gewande eines Doktor juris. Als mindestens zweischneidig entpuppte sich der Eklektizismus auch für Tapes 'N Tapes. Suchte die Journaille zum Debüt "The loon" noch grundbegeistert nach allem zwischen Hommage und Zitat, so findet sie bei "Outside" auf einmal alles zwischen Plagiat und Kopie - und konzentriert sich auf die Frage, ob unter dem Strich mehr Eigen- oder Fremdleistung verbucht werden darf. Nun gut, nach diesem 50+1 wird vielleicht die Punktevergabe bei Plattentests.de oder eine Dissertation in Rechtswissenschaften ausgewürfelt - aber doch sicher kein musikalisches Abschlusszeugnis erstellt.
Zumal Tapes 'N Tapes mindestens ebenso gut funktionieren, wenn man sich ganz auf das indierockende Fundament des Quartetts aus Minneapolis konzentriert. Bass und Keyboards spielen immer noch ganze Melodieläufe zwischen die Akkorde, ersterer klackert einerseits verdächtig, arbeitet andererseits aber auch quasi bundlos hallende Slides zu einem runden Klang aus. Das Schlagzeug nimmt genau diesen Faden wieder auf, generiert ebenso Beatfluss wie abweichende Betonungen. Und die Gitarren jinglen und janglen zwischen Brit-Pop, dezenten Fifties-Surf- oder Ska-Akzenten und eher leicht verwaschenen statt magenboxenden Verzerrungen. Hinzu kommt Josh Griers Gesang, der nur genau so weit schnoddert und kratzt, wie es seine grundsätzlich auf leichtes Lamento getrimmten Stimmbänder zulassen.
Auch im Songwirting beherbergt "Outside" mehr Intensität als der teils etwas bindungslos erscheinende Vorgänger "Walk it off". Da sind die poppig aufstrebenden Riffs und die konzentriert gespielte Hymnik von "Mighty long" und "Badaboom", bei denen Griers Gesang naturgemäß am allerherzlichsten aufgeht. Oder das schon eher ausgestellte Rumpeln und Pumpeln von "Nightfall" und "On and on", die aber zu den Refrains oder spätestens im Schlusssatz ebenfalls auf einfachen Melodiebögen davonziehen. Selbst der Country-Punk von "Freak out" haut mit diesen Grundkonstanten mehr als hin - ebenso das lediglich auf seine große Siebziger-Rock-Sause hinarbeitende "Hidee ho" oder "People you know" mit seinem Prom-Night-Schunkeln. "When you are the madness in my ear / I'll be alone tonight and I'll be in the clear." Sprich: So verrückt ist das alles ganz und gar nicht. Umso besser.
Highlights
- Badaboom
- Nightfall
- Freak out
- Mighty long
Tracklist
- Badaboom
- SWM
- One in the world
- Nightfall
- Desert plane
- Outro
- Freak out
- The saddest of all keys
- Hidee ho
- People you know
- On and on
- Mighty long
Gesamtspielzeit: 44:19 min.
Referenzen
Menomena; Rosa Mota; Field Music; The Week That Was; School Of Language; Clap Your Hands Say Yeah; 764-Hero; Seam; Oxford Collapse; The Spinto Band; White Rabbits; Wolf Parade; SJ Esau; Frightened Rabbit; Bound Stems; Pixies; Pavement; Stephen Malkmus; The Dismemberment Plan; Built To Spill; Dinosaur Jr.; The Flaming Lips; Talking Heads; Television; Mission Of Burma; Interpol; Editors; Sonic Youth; Les Savy Fav; Modest Mouse; Pretty Girls Make Graves; Sunset Rubdown; Guided By Voices; Spoon; Cold War Kids; Yo La Tengo; The Walkmen; Southeast Engine; Hallelujah The Hills; The Unicorns; Preston School Of Industry; The Silver Jews; The Shins; Rogue Wave; Cursive; Firewater; Broken Social Scene; The Arcade Fire; Eagle*Seagull; British Sea Power
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