Flatfoot 56 - Black thorn

People Like You / EMI
VÖ: 04.02.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Working class heroes
Nicht jeder Lebensweg schlittert schnurstracks in Richtung Roter Teppich. Nicht jede Karriere führt in die Chefetage von Microsoft. Und längst nicht jeder Mensch wirkt dort, wo sein Wirken gefeierte Spuren hinterlässt. Flatfoot 56, eine Folkpunkband aus Chicago, Illinois, weiß das. Ihre neue Platte "Black thorn" ist voll von mit Pomade strammgezogenen Folklore-Hits, an denen der Staub und Dreck einer ganzen Nachtschicht haftet. Sie ist eine Liebeserklärung an all die Malocher in all den dunklen Löchern, die bei ihrer Arbeit nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Sie ist ein Dankeschön an all die Menschen, die jemals von morgens fünf bis abends sieben ihre Hemdsärmel hochgekrempelt, geschwitzt und sich für ein paar lausige Kröten die Stunde ihren Rücken versaut haben. Ein Hoch auf all die fleißigen Bienen, über die sonst niemand erzählen will. Und die gemeinsam eine ganze Welt auf ihren geschundenen Schultern buckeln.
Es ist vermutlich kein Zufall, dass die Karriere von Flatfoot 56 ähnlich hemdsärmelig verlaufen ist, wie die der Arbeiter, die sie besingen. Geschenkt worden ist ihnen in all den Jahren nichts. Die Auftritte auf mittelbekannten Compilations und mittelgroßen Open-Air-Festivals hatten sie sich erst erspielen müssen. Und natürlich: erarbeiten. Kaum zehn Sekunden braucht das Intro ihres Albums, bis es den Dudelsack aufbläst und lospoltert wie einer, der nach Feierabend endlich seine Kumpels für den Abend im Pub zusammentrommeln darf. Dann kriegt es die Kurve in Handgemachtes: geschrubbte Saiten, mit Schmackes beackerte Trommeln, die erste Ladung Songs, die alle aufs Haus gehen. Immer dabei: ein bisschen Mief, Schmutz und Achselschweiß. Das Workingclass-Ethos von Flatfoot 56 kauft man ihnen auf dieser Platte für etwa 13 Euro schon vom Start weg ab.
Dabei ist es nicht mal so, als würden Flatfoot 56 losziehen wie ein Garagen-Demo aus der Frühphase der Dropkick Murphys. Bereits vor drei Platten hatten sie einen Semihit namens "That's Ok" in den Collegeradios, und wer gleich nach dieser Lektüre bei Myspace eincheckt, der ahnt auch schnell, warum sie den hatten. Der Dudelsack-Spieler von Flatfoot 56 dröhnt nie auf der Lautstärke einer Vuvuzela, die Mandoline auf dieser Platte vergrault auch Gelegenheits- Hörer nicht, die über den Begriff "Folklore" sonst jedes Schaltjahr mal im Kleinen Brockhaus stolpern. Stattdessen lehren Flatfoot 56 Folkpunk-Songs gleich in Serie, wie das mit der Eingängigkeit so funktionieren kann. Im Highlight "Courage" verbeugen sie sich nicht bloß vor den Helden aus der Arbeiterabschlussklasse, sondern pflanzen sich passgenau in eine Marktlücke zwischen Swingin' Utters und tatsächlich The Gaslight Anthem. Das hat bisher hier bloß kein Schwein mitgekriegt. Denn eigentlich kommt diese Platte mit einem Jahr Verspätung zu uns. Wird Zeit, dass ihr mal jemand unter die Arme greift.
Highlights
- Courage
- Smoke blower
- Shiny eyes
Tracklist
- The escape
- Black thorn
- Born for this
- Courage
- Smoke blower
- The hourglass
- Shiny eyes
- We grow stronger
- Son of shame
- Stampede
- You won me over
- Way of the sun
- Hot head
Gesamtspielzeit: 37:27 min.
Referenzen
Dropkick Murphys; The Dreadnoughts; Swingin' Utters; The Real McKenzies; Fiddler's Green; Irish Bastard; Roger Miret And The Disasters; The Finnegans; Across The Border; The Duck Boys; Flogging Molly; The Tossers; The Killigans; The Briggs; Blue Meanies; Great Big Sea; Crooked Fingers; The Pogues; The Bloody Irish Boys; The Gaslight Anthem
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- Flatfoot 56 (4 Beiträge / Letzter am 18.08.2011 - 20:51 Uhr)