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Gruff Rhys - Hotel shampoo

Gruff Rhys- Hotel shampoo

Turnstile / PIAS / Rough Trade
VÖ: 11.02.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Flasche voll

"Welche Preisklasse darf es sein? Und welcher Duft, bitte schön?" Das sind Fragen, die man sich beim Erwerb von Haarwaschmittel heute stellen lassen muss, denn Shampoo ist wie andere früher schlicht Pflegeartikel genannte Konsumgüter ein Lifestyle-Produkt geworden. Gruff Rhys hat zwar weder solo noch mit seiner Band Super Furry Animals je schlichte Lifestyle-Produkte auf den Markt geworfen, nennt seinen dritten Soloversuch jedoch leicht verkitscht "Hotel shampoo". Aber wie das bei Rhys meist der Fall ist, trifft Ernsthaftigkeit hier auf einen Tropfen Ironie. Passend dazu symbolisieren 13 verschiedene Tuben in unterschiedlicher Form und in diversen Farben ebensoviele Songs. Die Idee ist gut, die Töne schon bereit.

Wenn eines auf diesem Album ziemlich schnell auffällt, ist es die Homogenität, welche man von Rhys und seiner Band so nicht gewohnt ist. Beim ersten Soloalbum "Yr atal genhedlaeth" experimentierte er mit der Sprache seiner Heimat Wales, auf "Candylion" betrieb Rhys ordentlich Genrehopping, doch diese Experimentierfreude wird ein großes Stück zurückgefahren. Diesmal steht das Gesamtkonzept im Vordergrund, dem sich die einzelnen Songs unterordnen müssen. Und dieses ist derart geglückt, dass man allzu ausufernde experimentelle Spielereien nicht weiter vermisst. Auch sich sehr ähnelnde Düfte können ihren Reiz haben, um im Jargon der Kosmetik zu bleiben.

Rhys zelebriert beinahe routiniert und schnörkellos ruhigen melodischen Pop, ohne dabei zu vergessen, dass eine umfangreiche Instrumentierung noch nie geschadet hat. Gleich in "Shark ridden waters" wird Buch Bacharachs "It doesn't matter anymore" Tribut gezollt, der Song kommt jedoch verhaltener daher, als sein Titel vermuten lässt. Auch "Honey all over" und Sensations in the dark" wollen anschließend nichts anderes sein als süßliche Wohlklänge mit Gitarre, Piano und recht einfachen Rhythmen. Bei letzterem sorgen als Zugabe zudem Pauken und Trompeten für gute Abendunterhaltung.

Rhys wäre aber nicht Rhys, wenn er nicht auch ein Orchester auffahren und über Gott und das Weltall schwadronieren würde. Im Duett mit El Perro Del Mar "Space dust #2" und bei "At the heart of love" werden Celli und Geigen aufgeboten, die eine geradezu herzergreifende Stimmung erzeugten. Das ist wie bei Rhys üblich ein wenig abseits jeglicher Konventionen, aber im Vergleich zu seinem früheren Werk recht klassisch gehalten. Selbst ein Glanzstück mit dem ausdrucksstarken Titel "Patterns of power" ist musikalisch gediegen und kommt erst über den Text richtig zur Geltung: "Kids are dying and I'm drinking champagne / The patterns of power, a patchwork of pain". Sein Oeuvre war noch nie eindimensional und hat schon immer auf verschiedenen Ebenen funktioniert. "Hotel shampoo" bildet da keine Ausnahme. Es könnte jedoch ein wenig dauern, bis man die Strukturen unter der Oberfläche durchschaut hat. Aber dann wird man erkennen, dass auch Shampoo nicht ohne Grund seinen Preis hat.

(Carsten Rehbein)

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Highlights

  • Shark ridden waters
  • Sensations in the dark
  • Space dust #2
  • Patterns of power

Tracklist

  1. Shark ridden waters
  2. Honey all over
  3. Sensations in the dark
  4. Vitamin K
  5. Take a sentence
  6. Conversation conversation
  7. Sophie softly
  8. Christopher Columbus
  9. Space dust #2
  10. At the heart of love
  11. Patterns of power
  12. If we were words (we would rhyme)
  13. Rubble rubble

Gesamtspielzeit: 40:20 min.

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