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Anajo - Drei

Anajo- Drei

Tapete / Indigo
VÖ: 11.02.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Aller guten Dinge

Aus den Fehlern Anderer zu lernen, ist eine sehr bequeme Form des Trial-and-Error-Prinzips. Man erkennt die Möglichkeiten und Limitierungen, ohne sich selbst in die Gefahr des Scheiterns zu begeben. Ob Anajo nun aus den Fehlern von Virginia Jetzt! oder Fertig, Los! gelernt haben, ist nicht überliefert. Indes scheint es fast so: Die genannten Bands balancierten allesamt mit zittrigen Fußspitzen auf der Trennlinie zwischen anschmiegsamem Indierock und seichtem Schlagerpop. Doch während die Vorgenannten die Grenzen des guten Geschmacks ein paar Male zu oft überschritten, veröffentlichen Anajo mit "Drei" ein kluges, mit allen Wassern gewaschenes Album, das man getrost als ihr bestes bezeichnen kann.

Anajo schwanken auf "Drei" erneut zwischen den Adjektivpolen humorvoll, neurotisch und einfühlsam. Da ist es freilich eine große Leistung, ein angenehmes Gleichgewicht zu halten. Augenzwinkernd wird das eigene Schaffen durch den Kakao gezogen, schließlich spiele man "Mädchenmusik", und das darf in seiner Engstirnigkeit schon mal belächelt werden. Im schrammeligen "Kein Platz mehr" deklariert Frontmann Oliver Gottwald gar das Ende von Punk und Rock'n'Roll, und man möchte diesen Exitus mit einem schlichten "K.O.? O.K.!" zur Kenntnis nehmen. Doch Anajo wären nicht Anajo, trügen sie nicht auch aufmunternde Worte auf der Zunge: "Decke auf den Kopf" ist zackig und knackig und rüttelt wach, klingt nach britischem Indiepop, ist aber doch ganz und gar Augsburger Schule.

Freunde lang gereifter Nostalgie finden auf "Drei" den ein oder anderen Song, der zwingend auf das nächste Mixtape für das schöne Mädchen muss: Mit dem wavigen "Halt mich fest" als Opener oder dem schon beinahe epischen "Mann auf dem Mond" als Rausschmeißer kann man wohl wenig falsch machen. Anajo verzichten auf Brechstange und Diskurs, beweisen lieber ein gutes Händchen für clevere Alltagsbetrachtungen, die sie in druckvolle, aber nie protzige Indierock-Stücke hüllen. Mit dem überdrehten "Sommer" sprechen sie überdies jedem Dachgeschoßbewohner aus dem Herzen und fragen nach Möglichkeiten der warmen, respektive heißen Jahreszeit zu entkommen. Eskapismus in Rein- und Reimform.

Das schleichende "Blaue Stunde" lässt sich Zeit zur Entfaltung, breitet seine beinahe symphonische Atmosphäre aus und beendet ein würdevolles drittes Album mit viel Eleganz und Anmut. Die Kollaboration mit dem Poporchester scheint ihnen gut getan zu haben. Die Songs haben mehr Farbe im Gesicht, alles wirkt lebendig, in Hysterie verfallen sie kaum noch. Anajo ruhen in sich selbst und entwickeln daraus ihren sanften Schlachtruf: "Hektisches Treiben, hier können wir nicht bleiben." Ein schönes Bild: Ein Stromausfall in der Dämmerung und alles sitzt an seinem Platz, der kühle Wind streift die Haut, eine ewige Sekunde der stoischen Gelassenheit. Auf dass die Mädchen hierzu tanzen!

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Meine Wege
  • Halt mich fest
  • Mann auf dem Mond
  • Blaue Stunde

Tracklist

  1. Decke auf den Kopf
  2. Schattenkabinett
  3. Mädchenmusik
  4. Meine Wege
  5. Halt mich fest
  6. Mann auf dem Mond
  7. So wie du nicht bist
  8. Schade um die schöne Fassade
  9. Kleine Lügen
  10. Sommer
  11. Kein Platz mehr
  12. Blaue Stunde

Gesamtspielzeit: 39:40 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Gordon Fraser
2011-02-22 16:15:24 Uhr
Wie kann man denn eine Rezension mit einer derart bescheuerten doppelten Verneinung beginnen?
Auf Touren
2011-02-22 16:11:44 Uhr
http://www.auftouren.de/2011/02/22/rezension-anajo-drei/
Gordon Fraser
2011-02-22 16:06:23 Uhr
Erster Höreindruck: konsequente Weiterentwicklung von "Hallo...?" - und ein paar richtig gute Songs, gerade am Anfang des Albums. Textlich auch ein Schritt nach vorne, wobei ich so manche naive Zeile auf den ersten beiden Alben sehr charmant fand. :)
Obrac
2011-02-22 09:39:30 Uhr
Sehr gutes Album, doch.
Ali Kiraly
2011-02-22 09:35:34 Uhr
Musik ist ja bekanntermaßen immer Geschmackssache, aber ich finde die CD richtig gut ... eben weil sie nicht unbedingt nach Kinderpop klingt und irgendwie sehr ausgefallen erscheint (im Gegensatz zu den Vorgängerscheiben, die mich nur begrenzt überzeugt haben)

Und Schattenkabinett hat keinen Inhalt ?
Bitte nochmal genau anhören -> danke :-)
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