The Get Up Kids - There are rules

Quality Hill / Soulfood
VÖ: 04.02.2011
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nothing to write home about
Es hatte furchtbar kommen müssen. Als sich The Get Up Kids 2008 zum ersten Mal seit vier Sommerpausen wieder in die Arme fielen und kurz darauf ihr erstes Album seit bald zehn Jahren ankündigten, sind laut einer Agentur-Meldung exakt 10.081 Internet-Blogs beinahe implodiert. Menschen um die 30 fühlten sich für einen Moment wieder wie um die 20. Zogen öffentlich blank und berichteten in Hyperventilations-Prosa davon, wie sie ihre Triple-Ex-Partner nachts um zwei aus dem Bett bimmelten. Um ihnen alte Kammellen von der Band zu erzählen, die sie ihnen vor knapp drei Fußball-WMs unter die Mix-Kassette gejubelt hatten. Diverse Seitenscheitel wurden wieder strammgezogen. Samenzieher wie "Valentine" am aktuellen Partner getestet. Visions-, Ox- und Intro-Ausgaben entgilbt und nach Anekdoten aus der guten alten Zeit durchwühlt.
Dann waren die ersten Songs von "There are rules" da. Und all die Vorfreude, die in gewissen Kreisen größer war als jeder Harry-Potter-Hype, fiel in sich zusammen wie eine Wasserwelle, der ihr Besitzer das Haarspray entzogen hat. Übrigens: Die komplette Platte ist auch nicht viel besser. "Rally 'round the fool" heißt eines ihrer Stücke, es lässt Gitarren wie Wale singen, es dröhnt knapp eine Schlagzahl über einer halbwegs hautverträglichen Postcore-Ballade – und enthält doch mehr Luft als ein Song von Chester Bennington. Die zweite Halbzeit dieses Albums schlurft an Elektronik-Elementen, unfertigen Garagenrock-Ideen und Song-Baustellen vorbei – und gibt alten Fans noch nicht mal einen der überlebensgroßen Ohrwürmer, von denen sich diese Band über Jahre gut genährt hat. Stellen wir repräsentativ für mindestens 10.081 Blogger, die sich in diesem Moment den Scheitel kratzen, die Gretchenfrage in der Sprache ihres Vertrauens: "What. The. Fuck!?"
Bereits einmal hatten The Get Up Kids einen kleinen Stilwechsel vollzogen. Dabei tauschte "On a wire" rückblickend einfach die E-Gitarren gegen akustische aus, abgeschrubbte Fingernägel gegen Plektrums – und sonst fast nichts. Matt Pryors patentierte Micky-Maus-Stimme kabbelte wie eh und je mit und gegen so viele Melodien, man hätte sie in einem Workshop für Harmonielehre vorführen können. Dazu ließ sich auch Plattentests.de zur komplett ausgelutschten These von der Band aus, die erwachsen geworden sei – noch heute so platt, abgedroschen und falsch wie damals.
Im Vergleich zu "On a wire" ist "There are rules" viel mehr als nur ein Stilbruch, der Fans von mittellauten Gitarren an den Karren fährt. Zwar dauert es bloß eineinhalb Songs, bis sich The Get Up Kids in einen Refrain wie vor zehn Jahren hinüberretten. Aber die Riffs und Elektronika aus "Automatic" rasseln ebenso schleppend wie die dünnen Song-Ideen dahinter, der Beat von "Better lie" ufftatat stoischer als Gabber-Musik – und dass die zweite Halbzeit dieses Albums fast eine Frechheit ist, wurde bereits gesagt. 10.081 Gefährdete, hört gut zu: Das braucht wirklich kein Mensch.
Highlights
- Regent's court
Tracklist
- Tithe
- Regent's court
- Shatter your lungs
- Automatic
- Pararelevant
- Rally 'round the fool
- Better lie
- Keith Case
- The widow Paris
- Birmingham
- When it dies
- Rememorable
Gesamtspielzeit: 42:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
jo |
2011-01-28 10:59:58 Uhr
Höre sie heute wohl zum ersten Mal.Aber nach den ganzen Kommentaren und der Rezension zu schließen, gibt es ja anscheinende leider nicht wirklich viel, auf was man sich freuen könnte... |
bebbo |
2011-01-27 17:53:21 Uhr
ich finde den sound einfach unmöglich und gerade für diese band völlig unpassend. etwaige emotionen, die frühere alben ausgemacht und erzeugt haben werden durch diesen ganzen elektro- klimbim völlig zugekleistert. und ja, auch die songs selbst sind größtenteils schwach. |
eric |
2011-01-27 15:30:49 Uhr
Die Kritik der Songbaustellen ist ja durchaus zu berechtigt. Ähnlich war auch mein erster Eindruck: Zu viele Songs haben höchstens den Ansatz einer guten Idee, doch dann verpufft der restliche Teil Song, oder bleibt an einer seltsamen Oberfläche. Da berührt mich zu wenig, leider. |
Sven |
2011-01-27 15:13:04 Uhr
Das Problem ist ja nicht mal die Veränderung der Band, das Problem sind die Songs auf der neuen Platte der Band. Schmonzetten a la "Something to write home about" wären jetzt eh peinlich gewesen, wobei ich nicht weiß, was peinlicher wäre: Ü30er, die Lieder über Blümchenliebe singen oder die vielen Nicht-Songs, mit Wohlwollen Skizzen auf dem Weg zur Demoversion, die auf dem Album gelandet sind. |
Pure_Massacre |
2011-01-27 15:02:46 Uhr
Na ja....SO schlecht ist sie auch nicht, aber wirklich warm werde ich damit wohl nicht werden. |
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Referenzen
The New Amsterdams; Koufax; Ok Go; Action Action; Hot Hot Heat; Moros Eros; Young love; Brand New; Something Corporate; Saves The Day; Dashboard Confessional; Last Days Of April; Piebald; The Promise Ring; The Ataris; Gameface; Braid; Midtown; Samiam; Jimmy Eat World; New End Original; The Juliana Theory; Yellowcard; The Starting Line; Muse; Hey Mercedes; Knapsack; The Jealous Sound
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