Breach - Kollapse

Burning Heart / Connected
VÖ: 10.12.2001
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nervenzusammenbruch
Es ist tiefe Nacht. Kein Geräusch, kein Leben, nirgends. Nur Du alleine auf dem Weg, die Bäume am Rand greifen mit ihren Ästen nach Dir. Es ist keine Angst, die sich in Dir ausbreitet, sondern nur ein vages Gefühl des Unwohlseins. Panik ist noch weit entfernt, nur ein fortwährendes Kribbeln umhüllt Deinen Körper, der noch nicht ahnt, was ihm gleich widerfährt. Und dann beginnt sie, die vielleicht grauenvollste Dreiviertelstunde Deines Lebens. Presented by: Breach.
Breach aus Schweden waren mal eine Punkband unter anderem Namen, kaum noch als Wurzel der heutigen Kapelle ernst zu nehmen. Zwei Stränge gingen von den damaligen Superdong aus, der eine schifft als "Fireside" durch die strudelreichen Weltmeere, der andere widmete sich als Breach dem Metal. Und hätte dies bis heute tun können, wenn die Mannen nicht entdeckt hätten, daß man bei der richtigen Portion Neurosis aus dem heimischen CD-Schacht musikalisch absolut erfreuliche Seiten an sich entdecken kann. Und während Neurosis heute keinem mehr schlaflose Nächte verursachen, haben Breach das richtige Mittel gefunden, um Dich mitten in der Seele zu packen.
"Big strong boss" macht den zunächst zurückhaltenden Auftakt zu dieser Prise "New noise". Nach der anfänglichen Schüchternheit jedoch trifft Dich der erste heftige Schlag ins Genick. Du brichst zusammen und bist vom "Old ass player" umgeschmissen, der Dir danach ins Gesicht blickt und Dich anschreit. Unter den sanften Tönen von "Sphincter ani" kannst Du entkommen. Du wiegst Dich in Sicherheit, doch das gehört zum großen Plan. "Alarma" zieht Dich wieder näher heran, und die zweite Hälfte des Songs verpaßt Dir die nächsten Hiebe, bevor mit "Lost crew" der schmerzhafte Höhepunkt des Wutbrockens ansteht. Nach vorne, immer weiter, immer schneller. Ein Monolith von Song, auf den alles hinzuarbeitet und von dem sich der Rest der Platte stilvoll hinfortbewegt. Gitarrenwände epischen Ausmaßes, ein Sänger, der all seine Ängste, Hoffnungen und Sorgen hinauskreischt und eine Katharsis von ungekanntem Ausmaß durchwandert. Die Chance, dem Wahnsinn zu entkommen, gönnen Breach dem Verfolgten immer wieder, umgarnen ihn mit Schönheit, mit Sicherheit und mit dem Gefühl des Paradieses. Doch die Hölle ist näher als man denkt.
Auf dem Cover sehen wir ein Flugzeug, das knapp über der Wasseroberfläche entlangschwebt. Die Sicherheit des Himmels zum Greifen nahe, doch die Katastrophe, den Kollaps vor Augen. Auf der pechschwarzen Rückansicht wird der Betrachter gewahr, daß nicht nur Wasser Gefahr ausstrahlt, sondern auch ein beachtliches Bergmassiv, das als Parkplatz gänzlich ungeeignet ist. Und Breach sitzen mittendrin. Und mit ihnen der Hörer, der durch ein fesselndes Gemisch aus Aggression, Melancholie und Verspieltheit gejagt wird und nicht mehr Herr seiner Gefühle sein kann. "Kollapse" wirkt wie die Vertonung der schlimmsten Verfolgungsphantasien, an deren Ende man das Ganze mit allen Konsequenzen nicht noch einmal erleben will und doch erleben wird. Und schon ist wieder tiefe Nacht.
Highlights
- Old ass player
- Lost crew
- Teeth out
Tracklist
- Big strong boss
- Old ass player
- Sphincter ani
- Alarma
- Lost crew
- Teeth out
- Breathing dust
- Mr. Marshall
- Seven
- Murder kings and killer queens
- Kollapse
Gesamtspielzeit: 48:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Eye_Llama Postings: 553 Registriert seit 09.05.2016 |
2022-02-10 19:39:46 Uhr
Danke @Herr Bohm für die Info. Da werde ich auf jeden Fall reinhören. Auch die von @Mayakhedive genannten Projekte werde ich im Auge behalten.Habe heute wieder die Kollapse gehört. Was für ein faszinierendes Kontrastprogramm zwischen den schönsten Instrumentalsongs, die man dem Postrock zuordnen kann, und den extremsten Metal/Hardcoresongs. Es passt alles wie Faust aufs Auge. ;) |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 30384 Registriert seit 07.06.2013 |
2022-02-10 13:15:37 Uhr
BItte melde dich öfter... :) |
Mayakhedive Postings: 2479 Registriert seit 16.08.2017 |
2022-02-10 13:09:40 Uhr
Meine Herzensband ist mir auch mal wieder eine Meldung wert. Hatte bislang nur den ersten Vorabhappen von Norna, "The Truther" gehört. Wie alle, mir bekannten, Folgeprojekte (The Old Wind, Terra Tenebrosa) gefällt das und wird sicher auch den Weg in meine Sammlung finden. Wirklich zu ersetzen sind Breach dadurch aber nicht. Das liegt vielleicht gar nicht unbedingt an der Musik selbst als an der persönlichen Geschichte, die sich ja immer ein wenig mit bestimmter Musik verkettet. Und Fakt ist eben, dass die drei herausragenden Breach-Alben, allen voran der Initialkontakt "It's me god", mich damals völlig aus den Latschen gehauen haben. Ein wenig davon kommt bei jedem Hören wieder. Davon abgesehen ist z.B. so ein Ding wie "Teeth Out" auch einfach ganz objektiv gesehen eine 12/10. |
Herr Bohm Postings: 9 Registriert seit 10.02.2022 |
2022-02-10 12:42:26 Uhr
Also: 18. Februar, "Star Is Way Way Is Eye" heißt das gute Stück. Beteiligt an dem Projekt mit dem Namen NORMA ist u.a. Tomas Liljedahl (früher Hallbom) von Breach. Erste Songs gibt es hier: https://www.youtube.com/channel/UCDwSn5xAuYk_KXJNljaU-yg |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 30384 Registriert seit 07.06.2013 |
2022-02-10 11:11:39 Uhr
Schön, dass du dich meldest. Jetzt würde cih gern noch wissen, wer bald ein Album rausbringt. :D |
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Referenzen
Neurosis; Refused; Mínus; Shellac; Fugazi; Will Haven; Tomahawk; The Jesus Lizard; Unsane; Canvas; Fear Factory; Godflesh; Biohazard; Grip Inc.; Crowbar; Entombed; Earth Crisis; Pantera; Prong; Slipknot; System Of A Down; Faith No More; Mr. Bungle
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