Madcon - Contraband
Sony
VÖ: 03.12.2010
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Das Burgenland
Vor ein paar Wochen kochte es im HipHop-Olymp. Erykah Badu, und damit sozusagen dessen Chefin höchstpersönlich, hatte das Radio in die Ecke gepfeffert und ihren Unmut über Twitter geäußert: Zu viel einfallsloser TechRap ohne Sinn, zu viel R'n'B-Sülze ohne Gefühl. Badu trat damit eine Diskussion los, und ziemlich sicher ist sie über das vierte Album der Norweger Madcon not amused. Die haben sich für "Contraband" nämlich noch das letzte bisschen organischen Sound unterm Hintern stehlen lassen. Immerhin schaffte es "Glow" vorab schon einmal zum Eurovision Song Contest. Zwar nicht als Teilnehmersong, aber zum Pausenfüller mit Flashmob und Gehampel reichte es dann doch. Und die Nummer geht durchaus klar. Der Beat ist natürlich stumpf as fuck, pumpt aber die schwitzige Stimmung nach oben. Auch die Hook hängt mit einem Bein an der Diskokugel. "Yes, I wanna dance." Sinnbefreite Spaßmusik mag da der Begriff der Stunde sein. Der Track zieht jegliches Klischee auf sich und funktioniert gerade dadurch.
Doch musikalisch ist das schon das größte Wagnis, das "Contraband" bietet. Gerade einmal acht Sekunden hält "Out run the sun" seine Melodie, bevor die dicken Ballerbeats draufgebügelt werden. Autotune lässt grüßen, und der Refrain biedert sich aufs Schleimigste an. Die Melodie bleibt für die restlichen drei Minuten verschollen. Danach eiert "Helluva nite" mit Bottle-Buddy Ludacris um die Häuser, und der matschige Sound darf wieder seinen Schaum schlagen. Das Dreieck zwischen Club, Du und Ich wird hier nie verlassen. Auch "Be mine" haut wieder in die gleiche Kerbe, nimmt das gleiche Tempo, die gleiche Spannungskurve wie all anderen Tracks. An keiner Stelle löst sich der Knoten. "Contraband" wird besonders in seinen ersten Tracks stur vor die Wand gefahren. Ob es dann ein Rest an Selbstironie ist, am Ende "Cliché" zu bringen? Madcon scheinen es sich dann doch im Klischee zu gemütlich gemacht zu haben, fehlt ihnen doch der Mut es weiter auszureizen und so etwas wirklich Interessantes zu schaffen. Auch davon abgesehen bietet "Contraband" als schwitzige Tanzmusik nicht den nötigen Druck. "One" verschanzt sich hinter seinen Effekten, doch der Durchschlag bleibt da aus. Madcon kommen hier nie aus der Reserve, und auch die Features bleiben komplett farblos.
Dabei weiß das Duo, wie sie eine Hook passend biegen. Nicht nur "Glow" kennt das Spiel, sondern auch "Beggin'", das aus der Mottenkiste geholt wurde, zeigte die Spielfreude der Band, und das ganz ohne dicke Eier. Doch davon ist auf "Contraband" nicht viel zu spüren. Erst jene letzten beiden Nummern reißen das Ruder rum und stehen doch irgendwie außen vor. Der eine Track, weil er eigentlich gar nichts auf dem Album zu suchen hat, und der andere, weil er sich nicht ins Programm von "Contraband" pressen lassen will. Das macht es noch schmerzhafter, Madcon bei dieser Selbstdemontage zu lauschen. Auf einem interessanten Feld haben sich die beiden für den Sandkasten entschieden und bauen dort gelangweilt ihre Burgen. Die Aufmerksamkeit wird "Contraband" trotzdem bekommen, weil es zur Zeit der neue Chic ist, sich dem TechRap unterzuordnen und mit dem Strom zu schwimmen. Innovation geht anders. Auch wenn Madcon mit "Glow" wenigstens noch ein Licht aufgeht.
Highlights
- Glow (Radio edit)
- Beggin' (Original version)
Tracklist
- Out run the sun (feat. Maad*Moiselle)
- Helluva nite (feat. Ludacris & Maad*Moiselle)
- Freaky like me (feat. Ameerah)
- World shaker
- Be mine
- Do what you do (feat. Ne-Yo)
- All I do
- Walk out the door
- Share my sky
- One
- Cliché
- Glow (Radio edit)
- Beggin' (Original version)
Gesamtspielzeit: 45:34 min.
Referenzen
Taio Cruz; Tinie Tempah; 3OH!3; Usher; Ne-Yo; Mike Posner; Black Eyes Peas; Chris Brown; Justin Timberlake; Jason Derulo; Sean Kingston; Rihanna; Michael Jackson; Santigold; Mario; The-Dream; Keri Hilson; T-Pain; Timbaland; R.Kelly; Kelis; Dizzee Rascal; N.E.R.D.; B.o.B.; Spank Rock; Kanye West; Drake; Kid Cudi; Lupe Fiasco