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Leonard Cohen - Songs from the road

Leonard Cohen- Songs from the road

Legacy / Columbia / Sony
VÖ: 14.09.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Für immer

Es gab viele Gründe für Leonard Cohen, seine Meditationen für beendet zu erklären. Da war die Managerin, die mit seinem Geld abgehauen ist. Das unterschätzte "Dear Heather". Und diese funkelnde, glühende Energie, die den singenden Poeten wieder auf die Bühne befahl. 15 Jahre waren vergangen und Cohen mittlerweile 74 Jahre alt, als er 2008 die Koffer für die nächste Welttournee packte. Gemeinsam mit Bassist Roscoe Beck wurde das Gesamtwerk überarbeitet und einem gediegenen Bandsound angepasst. Die Webb-Schwestern wurden eingeplant, Sharon Robinson sowieso, außerdem Bob Metzger und viele andere tolle Musiker, auf dass diese Welttournee das große Vermächtnis Cohens werden konnte.

So betritt diese große Musikerfamilie die in einen blauen Vorhang stilvoll eingehüllte und mit warmem Licht geflutete Bühne und nimmt den Takt auf. Plötzlich tänzelt ein kleiner Mann auf die Bühne, lüftet den Hut und breitet seine Arme aus. Cohen ist nicht nur für sich, sondern vor allem für die Menschen wiedergekehrt. Und in den einhundert Minuten des Konzerts wird offensichtlich, wie sehr diese ihn vermisst haben. Das Publikum ist selig: Augen, Ohren, sonstige Sinnesorgane - alles klebt an dem alten Mann, der mit seinem Charme und seiner beschwörenden Stimme die größten Hallen der Welt auch nach all den Jahren noch in Bann hält.

So kommen die großen Songs einer einzigartigen Karriere beinahe schwerelos zur vielleicht letzten Ehre: "Lover, lover, lover" mit Flamenco-Gitarre und gemächlichem Beat. "Bird on the wire", das mit dem elektrisierendsten Metzger-Gitarrensolo ausgestattet ist, das man je gehört hat. Song reiht sich an Song, das Atmen wird schwerer und schwerer: Ein zarter Hauch zieht durch die Halle, und "Chelsea Hotel" nimmt Fahrt auf: "You preferred handsome men / But for me you would make an exception", und alle Zuhörer sind den Tränen nahe. "We are ugly / But we have the music."

Jedes Lied wird zum gefeierten Höhepunkt und das Konzert ein einziges Superlativ. Der alte Mann, der da vor seiner wundervollen Band steht, kniet, weint und folgt seiner Stimme in die Tiefen der Hölle. Dann erklingen die schaurigen Töne einer akustischen Gitarre in einer vernichtenden Akkordfolge, und Cohen singt die ersten Zeilen von "Avalanche", Opener des Jahrhundertalbums "Songs of love and hate" und das wohl emotional aufreibendste Lied seiner Karriere. Und sofort beschwört das Konzert diese existenzielle Stimmung wieder herauf. Ein gewaltiges Ereignis.

"Suzanne" und "The partisan" treiben die Beklemmung weiter voran. Und dennoch fällt bei der Beobachtung des Publikums auf, wie glückselig die Menschen mit ihren Sitzen verschmelzen, wie sie ganz Geist sind. Ein Lächeln durchflutet die Halle, während einige der traurigsten Songs der Musikgeschichte mit herzergreifender Hingabe gespielt werden. "Famous blue raincoat" und "Hallelujah", geraten zum orgasmischen Freudentanz: Verzauberte Menschen halten sich zu den Songs dieses wundersamen Musikers in den Armen und küssen sich. Mit "Closing time" tanzt er geschmeidig von der Bühne. Es fehlen die Worte, es fließen die Tränen.

Eine nachdrückliche Empfehlung also, wenn auch mit einigen wenigen Einschränkungen: Obwohl die fantastische Band gebührend zur Geltung kommt und man zudem einen glanzvollen Einblick in Cohens euphorische, himmlische Konzerte erhält, fehlen das von den Webb-Schwestern engelsgleich vorgetragene, unbeschreibliche "If it be your will" und der Stimmungsbrecher "Take this waltz". Und noch einiges anderes, das der Mitschnitt "Live in London" hingegen bereithält. Es ist die Kombination dieser beiden Zusammenstellungen, die die Konzertreise von Cohen und seiner Band zu einem wertvollen, unvergesslichen Höreindruck macht. Ein gerührter Lou Reed sagte einmal über Cohen bei dessen Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame: "He is the highest and most influential echelon of songwriters." Und das ist die Wahrheit.

(Christian Preußer)

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Highlights

  • Bird on the wire
  • Chelsea hotel
  • Avalanche
  • Famous blue raincoat
  • Hallelujah

Tracklist

  1. Lover, lover, lover
  2. Bird on the wire
  3. Chelsea hotel
  4. Heart with no companion
  5. That don't make it junk
  6. Waiting for the miracle
  7. Avalanche
  8. Suzanne
  9. The partisan
  10. Famous blue raincoat
  11. Hallelujah
  12. Closing time

Gesamtspielzeit: 67:28 min.

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