Saint Jude - Diary of a soul friend
Saint Jude / Cargo
VÖ: 26.11.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Wo brennt's denn?
Erst "Room on fire" von den Strokes, dann "Sex on fire" von Kings Of Leon, jetzt "Soul on fire" von Saint Jude. Überall brennt's. Auch bei Saint Jude. Die kommen aus London, und "Soul on fire" heißt der Auftaktsong ihres Debütalbums "Diary of a soul friend". Das verspricht soviel Irrsinn, dass es fast schon wieder vernünftig klingt. Es wagt den Spagat zwischen Classic Rock, ausgefranstem Soul und modernem Rock'n'Roll und scheut dabei keine gefährlichen Irrwege geradeaus in den Abgrund. Im Grunde ist es ganz klassisch aufgebaut. Der melodische Gassenhauer steht zu Anfang, und die vertrackteren und ambitionierteren Stücke leisten artig Gefolgschaft, wobei das "artig" nicht auf die Goldwaage gelegt werden soll. Die neun weiteren Songs lehnen sich ganz schön auf und weit aus dem Fenster.
Wie ein Tagebuch nun einmal so ist, gleichen sich die einzelnen Einträge von "Diary of a soul friend" und sind doch Grund verschieden. Von schlaflosen Nächten wird hier genauso Notiz genommen wie von Autounfällen. Vorgetragen werden die kleinen Geschichten von Lynne Jackaman und ihrer rauen eindringlichen Stimme. Sie geht nach vorne, endet jedoch nie in stumpfen Rockismen, sondern lässt genug Spielraum für Sanftmut und für eine facettenreiche Instrumentierung. Zunächst fällt gar nicht auf, wieviel Gefühl sich hinter dem ganzen Staub und dem Dreck verbirgt. Die Effizienz und die Zielsicherheit sind schon ein riskantes Rasierklingenreiten, aber glücklicherweise ist das immer ein wenig neben der Spur, wie es sich für gute Tagebucheinträge gehört.
Das gospelige "Down this road" sollte in jedes Gesangsbuch aufgenommen werden, so beschwingt und eingängig schleicht es daher. Das anschließende Herzstück des Albums "Down and out" rückt sogar mit Hörnern an und könnte demnächst Alannah Myles' "Black velvet" in Castingshows als bestes dargebotenes Stück ablösen. Das ist ausschließlich positiv gemeint. Man darf sich ja durchaus freuen, wenn seine Lieblingshits einem breiteren Publikum bekannt werden. Zumindest heimlich. Über Klassiker der Rolling Stones beschwert sich schließlich auch niemand. Und die Songs von Saint Jude sind nur die moderne Form davon.
Wenn dann "Parallel life" zu einer Jamsession ausartet, ist das nicht weniger als grandios. Konsequent geht "Diary of a soul" mit "Southern belles" zuende. Es wird ein letztes Mal aufgemuckt, das Keyboard schmeißt sich an den Bass, es klingt nicht aus, sondern verstummt abrupt. Saint Jude haben mit ihrem Album einen kompromisslosen Entwurf hingelegt und entfachen ein heißes Feuer. Löschen ja/nein? Nein!
Highlights
- Down this road
- Down and out
Tracklist
- Soul on fire
- Garden of Eden
- Little queen
- Down this road
- Down and out
- Pleased to meet you
- Angel
- Rivers and streams
- Parallel life
- Southern belles
Gesamtspielzeit: 44:26 min.
Referenzen
Kings Of Leon; The Strokes; The White Stripes; The Raconteurs; The Rolling Stones; Archie Bronson Outfit; The Stills; The Jon Spencer Blues Explosion; Reverend Horton Heat; Beck; Richmond Fontaine; Young Rebel Set; The Jim Jones Revue; Cymbals Eat Guitars; The Hold Steady; Bruce Springsteen; Jerry Lee Lewis; Drive-By Truckers; My Morning Jacket; Everest; Tom Petty And The Heartbreakers; Eagles; Camper Van Beethoven; Led Zeppelin; The Sleepy Jackson; The Long Winters; Rogue Wave; The Warlocks; Stevie Ray Vaughan; A Place To Bury Strangers; The Brian Jonestown Massacre; The Seeds; Neil Young; Oasis