No Doubt - Rock steady

Interscope / Universal
VÖ: 10.12.2001
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Löcher im Reisekoffer
Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Ist der erwähnte Jemand ein Musiker, hofft man auf positive Inspiration, die sich auf seinen Output niederschlägt. No Doubt sind für ihr neues Album jedenfalls recht weit rumgekommen, doch ihr Gepäck mit den Aufschriften "Ideen" und "Kreativität" sind anscheinend bei der Studio-Odyssee durch 13 verschiedene Locations schon am Heimatflughafen Richtung Nirgendwo geleitet worden. So wird der mit dem 2000er Werk "Return of Saturn" eingeschlagene Weg auf Pop-Pfaden mit "Rock steady" uninspiriert und vor allem konzeptlos weiter Richtung Radiotauglichkeit und Nebenhergedudel gegangen.
Auch der Gitarrenkoffer fand wohl nicht immer den richtigen Weg in die Studios in sechs Städten auf zwei Kontinenten, in denen "Rock steady" aufgenommen wurde. Der Album-Titel verkommt zu einem verspäteten Aprilscherz, denn so richtig wird die Rocksau bei No Doubt einfach nicht mehr rausgelassen. Lediglich bei "Don't let me down", "Platinum blonde life" und "Detective" schimmert das Saitenspiel durch. Der schöne Baßlauf von Tony Kanal ergänzt diese drei Stücke und macht sie so zu den verdammt rar gesäten Höhepunkten des Albums.
Der Rest ist schnell erzählt: Einfach gestickter Dancefloor-Pop mit Gwens Stefanis nervendem Quietschestimmchen im Vordergrund ("Hey baby", "Waiting room") und seichte Balladen mit Kleinkind-Melodie-Keyboard à la "Running" wechseln sich mit achtzigerlastigem Reggae wie bei "Rock steady", "Start the fire" oder "Underneath it all" ab. Immer wieder schnappen sich Gäste das Mikro und sondern ein paar mäßig interessante Raps ab. Da hilft auch das Herumwerkeln von insgesamt acht verschiedenen Produzenten (u.a. Ric Ocasek, Nellee Hooper, Sly & Robbie und William Orbit) oder auch die Mitwirkung von Prince und Dave Stewart, die gar an zwei Songs mitkomponiert haben, wenig. Bei den fröhlichen Schnellboot-Touren im Golf von Mexico gingen wohl die verbliebenen Songwriter-Qualitäten im Fahrtwind flöten. Alles rauscht vorbei ohne sich auch nur annähernd im Musikhirn als "merkenswert" plazieren zu können. "Es war eigentlich von Anfang an unser Plan, keinen Plan zu haben" wird der Blondschof im Info zitiert. Hmm, da ist dann wohl jeder Kommentar überflüssig.
Eine Woche früher als anfänglich geplant winselt nun "Rock steady" um einen Gnaden-Platz unter dem Weihnachtsbaum. Kaufen, einpacken lassen und ohne zu hören verschenken - viel verpaßt man dabei nicht. Ob man sich damit allerdings Freunde macht oder ob die Beschenkten vor lauter Wut gleich den ganzen Baum abfackeln, bleibt abzuwarten. "Go on and get the lighter / We're gonna need some fire", quäkt Stefani jedenfalls schon einmal ins Mikro. No Doubt nämlich bräuchten noch mal so richtig Feuer unterm Popo. Das würde vielleicht auf der Suche nach dem ureigenen Stil helfen. Und solange No Doubt nur weiterreisen und nicht zurückfinden, zieht sich der Hörer noch mal "Tragic kingdom" aus dem Regal und fängt an, sanft zu schluchzen.
Highlights
- Platinum blonde life
- Detective
Tracklist
- Intro
- Hella good
- Hey baby
- Making out
- Underneath it all
- Detective
- Don't let me down
- Start the fire
- Running
- In my head
- Platinum blonde life
- Waiting room
- Rock steady
Gesamtspielzeit: 49:10 min.
Referenzen
Ace Of Base; Beats International; Madonna; Save Ferris; Smash Mouth; Sugar Ray; UB40; Inner Circle; The Specials; Sublime; Long Beach Dub Allstars; OPM; SOS Band; Shaggy; Dr. Alban; Sugababes; Salt N Pepa; All Saints; P!nk; Eve; Jennifer Lopez; Natalie Imbruglia; Garbage
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