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Nelly Furtado - The best of

Nelly Furtado- The best of

Geffen / Universal
VÖ: 12.11.2010

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gehopst wie gesungen

Manche Pointe braucht etwas länger. Einst erzählten die Eltern Furtado der kleinen Nelly und ihrer Schwester, dass mit der richtigen Einstellung alles möglich ist, sogar sich bis nach China zu graben. Das Ergebnis waren ein komplett umgepflügter Garten und ungebrochener Optimismus, der die portugiesisch-kanadische Sängerin durch ihre ganze bisherige Karriere trug. Bar aller Sorgenfalten strahlt Furtado auf jedem Foto, Privatleben wird ausgeblendet, Trennungen und Hochzeit bleiben im stillen Kämmerlein verborgen. Auch musikalisch fing es eher harmlos und niedlich an, bis dann die Transformation zur Beat-Braut kam, die vielerorts ein mulmiges Gefühl hinterließ und vielleicht kein Grinsen gebraucht hätte. Auf dem letzten Album "Mi plan" dann der Bauchklatscher in die Belanglosigkeit. Und wer nun alles gern im Schnelldurchlau sehen möchte, hat dazu auf "The best of Nelly Furtado" freie Platzwahl und beste Sicht.

Die ersten Töne von "I'm like a bird" wecken gleich Erinnerungen an die ersten Momente, in denen Furtado über den Äther ging. Gepflegte Streicher werden von einem sanften Takt abgelöst, der sich dann in den jauchzenden Refrain flüchtet. Das geht auch 2010 noch in Ordnung. Auch "Turn off the light" bleibt immer noch hängen - das ist gehopst wie gesungen angenehmer Pop, der gute Laune mit dem Blumenkörbchen streut. Nun könnte man in diesem Rahmen natürlich auch tiefer schürfen und mehr in den Winkeln ihrer alten Alben pulen. Doch in diesen 70 Minuten reiht sich Single an Single, und nur die weniger bekannten Tracks kassieren etwas mehr Aufmerksamkeit bei häufigerem Hören. So etwa "Fotografía", ein Duett mit dem kolumbianischen Sänger Juanes, bei dem der Reiz des Unbekannten jedoch schnell verfliegt. Dass Furtado auch für interessantere Zusammenarbeiten mit den Roots oder Jurassic 5 zu haben ist, bleibt bei dieser Rückschau außen vor. Statt dessen geht die Formatradio-Geschichtsstunde weiter, wenn sich "Maneater" als noch passabelste Arbeit unter dem Timbaland-Hobel durch die Boxen drückt. Ein letzter Akzent, bevor der Stillstand eintritt. "Say it right" streicht dann endgültig die Segel, die sowieso schon recht schlaff vom Mast hängen.

Über bequeme Hürden wie "Broken strings", die zwar nicht schmerzen, aber auch unglaublich egal sind, kommt "The best of" dann in der Gegenwart an. "Girlfriend in the city" schlawinert sich mit polternden Drums leidlich durch, bevor "The night is young" einen dicken Teppich aus Salzstreuer-Beats ausrollt. Zwei unveröffentlichte Tracks, die die absteigende Tendenz noch einmal eindrucksvoll bestätigen. Erst "Stars", das sich nur von Gitarre und Gesang tragen lässt, sitzt wieder perfekt und zeigt, dass Furtado doch vielschichtiger ist, als es diese Zusammenstellung glauben lässt. Diese Stücke geben dem Optimismus neues Futter - auch wenn es sich bloß um einen Lolli handelt und "Manos al aire" lediglich eins dieser verflucht netten Popdinger mit Halbwertzeit unter Null ist, die schon auf dem letzten Album verbraten wurden. Auch das Gnarls-Barkley-Cover "Crazy" erweist sich als zahnlos. Und so gibt sich Furtado bei dieser Rückschau auf die letzten zehn Jahre keinerlei Mühe, irgendwie spannend oder gar anstrengend erscheinen zu wollen. Keine Ecken, keine Kanten - es dominiert der sture Wille zur Mittelmäßigkeit. Da kann sie buddeln, wie sie will: Am Ende bleiben nur ein paar Stiefmütterchen übrig.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • I'm like a bird
  • Maneater
  • Crazy (Radio 1 live lounge session)

Tracklist

  1. I'm like a bird
  2. Turn off the light
  3. **** on the radio (Remember the days)
  4. Fotografía (Duet with Juanes)
  5. Powerless (Say what you want)
  6. Try
  7. Força
  8. Promiscuous (feat. Timbaland)
  9. Maneater
  10. Say it right
  11. All good things (come to an end)
  12. In God's hands
  13. Broken strings (feat. James Morrison)
  14. Girlfriend in the city
  15. Night is young
  16. Stars
  17. Manos al aire
  18. Crazy (Radio 1 Live Lounge Session)

Gesamtspielzeit: 74:06 min.

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