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Saroos - See me not

Saroos- See me not

Alien Transistor / Anticon / Indigo
VÖ: 12.11.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die endliche Leichtigkeit des Seins

Es wimmelt. Die Musik auf Saroos' Zweitling "See me not" ist ein wahrer Ameisenbau von Tönen, Klängen und anderen Geräuschen. Ziemlich winziges Tapsen, durcheinander purzelndes Rauschen und ausfransende Harmonien, denen man nicht mehr unbedingt die akustische Herkunft anmerken kann. Saroos, das sind nämlich Christoph Brandner, Florian Zimmer und Max Punktezahl. Wer mit diesen Namen noch nichts anfangen kann, erlebt mit Querbezügen wie Lali Puna, Iso68, Contriva, Tied & Tickled Trio und Jersey vielleicht trotzdem einen Schlüsselreiz. Und wenn selbst das nicht hilft, muss eben das (W)Örtchen Weilheim fallen. Auf dem Notwist-Label Alien Transistor darf nämlich nicht jeder veröffentlichen.

Im so abgesteckten Koordinatensystem findet sich denn auch gleich der entrückt rhythmisierende Opener "Lobster claw" zurecht, dessen Offbeat-Bass von Sirenen und Rauschen nur kurz in die Irre geführt wird. "Daylight chant" könnte mit ähnlichen Stilmitteln fast zur Hymne werden, weil der Track sich ein Herz fasst und Tempo macht. Aber die ohnehin schon ausgewaschenen Gesänge werden weiter sandbestrahlt, so dass das melancholische Flirren sie in eine ganz andere Welt mitnimmt. Auch "Fog people" lässt sich von einem dunklen Bass anführen, der die wankelmütigen Texturen zerteilt wie Trockeneisnebel. Saroos' Rhythmus ist kein Tänzer.

Ein Popkontext ist auf "See me not" kaum auszumachen. Stattdessen akzeptiert der Hörer die Nichtsichtbarkeit als Prinzip. Das Titelstück hat eine quecksilberne Gitarre, die vom Knistern und Knirschen verdrängt wird. "Scott" lässt einen analogen Bass zu schleppender Perkussion grummeln, während von links und rechts verschiedene Wohlklänge heranschweben, um doch wieder nur das Zerfallen zu üben. Im Hintergrund lassen Saroos gemeinsam mit Produzent und Teilzeitmitglied Odd Nosdam Ideen aus Illbient, Krautrock, Dub, Indietronica, Drum'n'Bass, Triphop, Postrock, IDM und Jazz vorbeiwehen, die aber ebenfalls zu unstet verarbeitet sind, als dass sie sich aufdrängen könnten.

Trotz der allgegenwärtigen Formfreiheit ist "See me not" keine Loseblattsammlung oder ein fadenscheiniges Hin-und-Her. "Yukoma" wagt kurz vor Schluss sogar einen strukturierten Aufschwung. Sein süßlicher Nichtgesang und die zärtlich ausfransende Gitarre könnten in einem anderen Universum sogar im Radio existieren. In unserer Dimension stören dann aber doch die vielen schüchternen Störgeräusche. Dennoch ist "Yukoma" die Perfektion des vermeintlich undurchsichtigen Prinzips von "See me not". Kurz vor ihrem Verbleichen erinnern sich die Details stets an ein großes Ganzes, in dem sie glücklich sein können. Die Musik lässt sich niemals hängen, sondern verharrt nur deswegen auf der Stelle, weil die einzelnen Momente zum Genießen einladen. Kurze Augenblicke des Glücks. Und so passt hier doch wieder alles zusammen. Wie in einem Ameisenbau.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Daylight chant
  • Scott
  • Yukoma
  • Týden divu

Tracklist

  1. Lobster claw
  2. Daylight chant
  3. Fog people
  4. See me not
  5. Scott
  6. Yukoma
  7. Týden divu
  8. Outrigger

Gesamtspielzeit: 33:58 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Fever Haze
2010-11-21 22:47:41 Uhr
Wenn man erstmal die ersten 8 Minuten überstanden hat, isses recht angenehm. Bislang aber ingesamt gewöhnungsbedürftig, da immer wieder Dinge auftauchen, die nicht in mein Hörempfinden passen. Aber das liegt an meinem Hörempfinden.
luckycat
2010-09-24 13:05:23 Uhr
schon gelesen? hat hier schon jemand das album gehört?
http://www.xlr8r.com/mp3/2010/09/saroos

German trio Saroos (featuring members of Iso68, Lali Puna, and The Notwist) is offering up a song from its upcoming Odd Nosdam-produced album, See Me Not. "Yukoma" sounds like a mix of all its contributors, as a chopped breakbeat chugs beneath large, fuzzy chords the song carefully takes shape and becomes a tranquil accumulation of its melodic elements. A definite head-nodder for those who like their electronica slow and serene. See Me Not will be released on November 9 via Anticon in the US and Japan and on The Notwist's Alien Transistor eve

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