Dislocated Styles - Pin the tail on the honkey
Roadrunner / Universal
VÖ: 03.12.2001
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Des Königs dicke Hose
Jeder kennt wohl das Märchen, in dem skrupellose Halunken einem gutgläubigen und mental herausgeforderten Monarchen viel Kohle für buchstäblich Nichts aus der Nase leihern und das Ganze als Intelligenztest verkaufen. Wir alle haben herzlich über die Geschichte gelacht und uns gesagt, daß uns das nicht passieren könne, schon deshalb, weil wir ja keine Kaiser sind. Trotzdem versuchen immer wieder schmierige Typen, uns in unserer Funktion als König Kunde mit minderwertigem vollschlanken Beinkleid zu locken und zu täuschen.
Und so hält man uns schon wieder eine solche dicke Hose unter die Nase und will uns weismachen, daß dieses Modell in seiner vollen Schönheit nur von den richtig coolen Menschen erkannt werden kann. Die ersten Gedanken des Betrachters aber sind: Häßliches Patchworkteil, eklig kratziger Stoff und Scheiß-Schnitt. Der Arsch, der in diese Hose paßt, muß erst noch gebacken werden. Ob ihn dann jemand haben wollte, steht auf einem anderen Blatt.
Sechs tapfere Schneiderlein, die sich Dislocated Styles nennen, haben "Pin the tail on the honkey" zusammengenäht. Der Vergleich mit den vielen Köche, die den Brei verderben, liegt - nicht zuletzt wegen des Wortes Brei - zwar nahe, trifft den Kern aber trotzdem nicht richtig. Bei genauerer Betrachtung der Hose fällt nämlich auf, daß sie doch ein paar nette Stellen hat. Vor allem Keyboarder Greg Forney und DJ Jason Dubree spinnen immer wieder mal den einen oder anderen hübschen Flicken zurecht. Um aus der Hose ein tragbares Kleidungsstück zu machen, reicht es nicht aus. Ein Putzlumpen bleibt ein Putzlumpen, auch wenn man Straß und Flitter draufnäht.
Von diesen Verzierungen abgesehen, sind die hier offerierten Buxen nämlich eher lieblos aus Stoffetzen zusammengestückelt, die zu allem Überfluß auch noch stark nach Second Hand Laden müffeln. Schlagzeug, Bass und Gitarre brettern spannungsfrei vor sich hin, und auch der Gesang wirkt nicht grade knackig-frisch. Vielleicht hätte man das vor etwa 10 Jahren, als diese Styles noch nicht so ausgerenkt waren, noch anders gesehen, allerdings hätten die Konkurrenten dann nicht Limp Bizkit und Crazy Town, sondern Senser oder Urban Dance Squad geheißen. Bessere Karten für Dislocated Styles wären das wohl auch nicht gewesen.
Fast nichts auf diesem Album kann so richtig überzeugen, außer dem coolen Jazzgroove des Bonustracks "Utopia" und vielleicht noch "Liquified" das mit einem schönen James Brown-Sample aufläuft und Spaß macht, solange man nicht auf den pubertierenden Text achtet. Ansonsten bietet "Pin the tail on the honkey" leider nicht viel Erfreuliches. "Override and revise your traditional thought / No matter how many Limp Bizkit albums you bought" ist bei Dislocated Styles leider nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Nächstes Mal dann bitte auch Konsequenzen ziehen.
Highlights
- Liquified
- Utopia
Tracklist
- My little Brother
- Fire in the hole
- Revolution
- Liquified
- Possessed by demons
- Unified
- Grapefruit
- Riders of the silence
- Clocks
- Online virus
- Wet video
- Criminal typewriters
- Reckoning
- Stress
- Utopia
Gesamtspielzeit: 48:26 min.
Referenzen
Limp Bizkit; Crazy Town; Cypress Hill; SX-10; Quest; 4Lyn; Dog Eat Dog; 28 Days; Papa Roach; Korn; Ill Niño; Disturbed; Spineshank; Powerman 5000; (hed) P.E.; Kid Rock; Rage Against The Machine; Smokin' Suckaz Wit Logic; Urban Dance Squad