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Maps & Atlases - Perch patchwork

Maps & Atlases- Perch patchwork

Fat Cat / Rough Trade
VÖ: 08.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wie im Taubenschlag

Grau ist alle Theorie. Oder vielmehr mit Holzfällerhemden bekleidet sowie mit Freakmatte und Fusselbart, nun ja, nicht gerade gesegnet. Genau wie Maps & Atlases aus Chicago. Die werden zudem ob ihrer fortgeschrittenen musikalischen Fähigkeiten nicht selten in die Schublade mit den Math-Rock-Bands gepackt, weil sie irgendwann einmal Hella und Don Caballero als Einflüsse angegeben haben. Trotzdem steht das Quartett mitnichten mit Geodreieck und Winkelmesser auf der Bühne. Sondern mit Spaß, Freude und fein ziselierten Songs. Maps & Atlases sind nämlich ein launiges Völkchen. Stets guter Dinge und bis in die zotteligen Haarspitzen von dem beseelt, das "The charm" seinen Titel gibt.

Kurzes Stirnrunzeln zwar, wenn David Davison fröhlich näselnd zu den Worten "I don't think there is a sound that I hate more / Than the sound of your voice" ansetzt - doch dann seliges Lächeln und Zurücklehnen, weil der Nachsatz "When you say that you don't love me anymore" diese nur scheinbar unfreundliche Aussage sofort ins Gegenteil verkehrt. Dazu schwillt allerlei hektisches Gepauke und Getrommel an, bis ein abrupter perkussiver Break dem Ganzen ein Ende setzt. Ein praktisch ausschließlich aus Schlagwerk bestehender, zuckerfreier Song - und dabei himmlisch süß wie nur was.

Erst nach und nach enthüllt "Perch patchwork" seine ausufernde instrumentale Vielfalt wie den Coverblick auf Berge und Meer. Bläser frohlocken, alles strotzt vor vergnüglichem Gefiedel und aufgeregtem Geklapper. Die Gitarren spielen übermütige Loops, schlagen munter Purzelbäume und gemahnen eher an eine naturbelassenere Version von Sunset Rubdown denn an angestrengtes und anstrengendes Gefrickel. Auch wenn gelegentlich die Klampfen verstimmt und die Banjos verbogen sind - hier müssten eigentlich nur die Ohren woanders angewachsen sein, und schon könnte man gar nicht anders, als im Kreis zu grinsen. Vor allem über das aufgekratzt dahertippelnde Riff und die Holzbläser von "Pigeon", während ein Vögelchen zum Fenster reinfliegt und Hallo sagt.

Auch sonst geht es zu wie im Taubenschlag: Der scheppernde Spacerock-Swing "Living decorations" reicht gleich für mehrere psychedelische Küchlein, "Banished be cavalier" besäuft sich an Rumba-Frohsinn und Ringelreihen tanzendem Breakgedudel. Der Hörer zuckt beinahe zusammen, wenn plötzlich zickiger Post Punk und Drum-Stakkato durch "If this is" rattern und XTC und Maximo Park kurzzeitig nicht 25 Jahre, sondern nur ein Hinhören voneinander entfernt sind. Sprich: Mit einer allgemeingültigen Formel können und wollen diese verhinderten Mathematiker ebensowenig dienen wie mit einem Kompass, der durch die Landkarte ihres Schaffens weist. Sie gehen lieber auf Entdeckungsreise. Selbst schuld, wer da nicht mitgeht. Kleiderordnung: bunt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • The charm
  • Banished be cavalier
  • Pigeon
  • If this is

Tracklist

  1. Will
  2. The charm
  3. Living decorations
  4. Solid ground
  5. Is
  6. Israeli caves
  7. Banished be cavalier
  8. Carrying the wet wood
  9. Pigeon
  10. If this is
  11. Was
  12. Perch patchwork

Gesamtspielzeit: 36:31 min.

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