The Green Apple Sea - Northern sky, southern sky

K&F / Broken Silence
VÖ: 15.10.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Ruhe nach dem Sturm
Manchmal passieren einfach blöde Dinge, ohne dass man sie kommen sieht. Oder auch nur erahnt. Das kann ganz banaler Mist sein, etwa wenn man auf dem Nachhauseweg vom Club, in dem es einem sowieso nicht gefallen hat, plötzlich in einen alten Kaugummi tritt und das Drecksding nicht mehr los wird. Doch es können auch sehr schöne Dinge passieren, wie damals der erste Kuss vom Schwarm, auf den man schon so lange stand. Den wurde man dafür leider recht schnell wieder los. Natürlich sind es aber immer die traurigen Dinge, mit denen man nicht rechnet und die einen völlig aus der Bahn werfen. Auf einer Argentinienreise mussten die Nürnberger The Green Apple Sea nämlich erfahren, dass daheim ein geliebter Mensch verstorben war. Und weil sie genau dieses tragische Geschehen eben gar nicht mehr loslassen wollte, machen sie aus ihrer Trauer ihr drittes Album "Northern sky, southern sky". Und plötzlich fanden sich da auch fröhliche Momente wieder.
Denn so blöd es sich anhören mag: Für jede Tür, die sich schließt, öffnet sich eine andere. Aber genug der Omasprüche, denn trotz der vielen traurigen Töne gibt es bei The Green Apple Sea viel zu entdecken. Der Opener "Northern sky", anfangs nur von der Akustikgitarre begleitet, wartet mit Lagerfeuer-Harmonie auf, bei der der mehrstimmige Gesang beinahe das wichtigste Instrument ist. Das verträumte "Sleep! Now!" klingt wie das langsame Aufwachen an einem sonnigen Morgen, auch hier von der Gitarre und einem sanften Schlagzeug langsam Richtung Klavier geleitet, das kurz aber intensiv für den grandiosesten Moment im ganzen Song sorgt. Das hoffnungsvolle "Satellite wings" tätigt dafür großzügig diverse Americana-Anleihen, während das düstere "Downward spiral" schwermütig die zweite Hälfte des Albums einleitet.
Die Zeit heilt jedoch alle Wunden, um den letzten Omaspruch für heute anzubringen, und so wird "Northern sky, southern sky" auch wieder versöhnlich. "Golden morning" lässt textlich sicher Spielraum für diverse fachmännische Bedeutungsanalysen, doch ist aber so derart satt instrumentiert wie kein anderer Song des Albums und bleibt auch dank der Handclaps und Fingerschnipser noch ein Weilchen im Gedächtnis, obwohl die Band ihn bereits eine halbe Minute vor Schluss auszublenden beginnt. Nachdem das extrazarte und doch versöhnliche "Close to break" schließlich kurz vor Schluss noch einen gelungenen Abschied feiert, verabschieden sich The Green Apple Sea mit dem Rausschmeißer "Rock'n'roll band" in feinster Bluegrass-Manier und mit steigerndem Bombastsound nach etwas mehr als einer halben Stunde. Und wieder einmal zeigt sich, dass Oma recht hatte - denn aus ihrer misslichen Situation haben die Franken etwas verdammt Gutes machen können.
Highlights
- Northern sky
- Sleep! Now!
- Golden morning
Tracklist
- Northern sky
- Nightmares
- Satellite wings
- Broderick
- Sleep! Now!
- Whale watching
- Downward spiral
- Golden morning
- Close to break
- Rock'n'roll band
Gesamtspielzeit: 35:33 min.
Referenzen
Conor Oberst; Bright Eyes; Damien Rice; Boy Omega; An Angle; Ryan Adams & The Cardinals; Elliott Smith; Okkervil River; The Good Life; Wilco; Josh Ritter; Fionn Regan; Elvis Perkins In Dearland; My Morning Jacket; Bob Dylan; Neil Young; Crosby, Stills, Nash & Young; Jenny Lewis; She & Him; The Band; Gram Parsons; Kevin Devine; Smog; Bill Callahan; Ben Kweller; Sparklehorse; Iron & Wine; Nick Drake; Howie Beck; Andrew Bird; Ron Sexsmith; Pete Yorn; Sun Kil Moon; Matt Ponda PA; Commander Venus; Joni Mitchell; Rachael Yamagata
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