Ill Niño - Dead new world
AFM / Soulfood
VÖ: 29.10.2010
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Ewige Jugend
Es gibt gewisse Moden, da ist man sicher: Sind sie einmal vergangen, kommen sie nie wieder. Trotz dem gesellschaftlichen Hang zu all den abgenutzten Retro-ismen - Schulterpolster, Karottenhosen, Vokuhilas sind ja doch zu grausig. New Metal ist eine solche Mode, die vor rund zehn Jahren absolut jeden Dancefloor zu füllen wusste, tausende Bands gefielen sich in der Repetition der großen Dramen der westlichen Mittelschichtsjugend. Aber Adoleszenz ist zeitlos.
Ill Niño gehören zu den wenigen Bands, die auch über 30 noch dem Baggy-Pants-Metal frönen. In einem Segment, das sogar Multimillionensellern wie Linkin Park entgegen der ökonomischen Vernunft mittlerweile zu eng geworden ist, setzen sie auf Altbekanntes. Die Trademarks sind bereits mit dem eröffnenden "God is only for the dead" klar erkennbar: Eine in den cleanen Passagen über jeden Zweifel erhabene Stimme, einige südamerikanische Akzente über Percussion und Akustikklampfe, hartes Stakkatoriffing, heftige Strophe, melodischer Refrain. Ill Niño machen das nun schon eine Weile und sind immer noch angenehmerweise zu unterscheiden von den zergangenen offenkundigsten Klonen von Korn, den Deftones oder Coal Chamber. "Dead new world" ist gutes Handwerk, zur Kunstform gereicht es allerdings nur sehr bedingt.
"The art of war" werkelt zwischenzeitlich vertrackter, Ill Niño nehmen minimale Kursänderungen in Richtung Hardcore-Breakdown vor, kokettieren kurzzeitig mit einem technoiden Anstrich im Stile von Fear Factory, aber bei all der Kurzweil leidet der Tiefgang. "Against the wall" beginnt stark, ergeht sich jedoch nach kürzester Zeit in einem überaus schlichten Radiorefrain, die vokale Melodieführung der Strophe in "Mi revolucion" nervt merklich, und erst der Stop-and-Go-Refrain verschafft Erleichterung. Ill Niño versuchen immer wieder den Spagat zwischen Härte und Filigranität, begraben aber häufig versehentlich Percussion und Melodie unter dem Druck der fett zur Überproduktion neigenden Gitarren.
Ill Niño erinnern durchaus in den guten Momenten daran, dass in bierseliger Stimmung so mancher New Metal-Hit auf der Tanzfläche wie Katharsis aussehen kann. Das groovige "Ritual" gerät druckvoll, ohne die gniedelig-melodische Gitarre völlig zu verschütten. Etwas weniger stiernackige Härte stehen Ill Niño gut. Überaus fragwürdig bleibt allerdings, warum Ill Niño sich an dem Cover des Smashing Pumpkins-Klassikers "Bullet with butterfly wings" versuchen müssen. Eine Gotteslästerlichkeit, die zeigt: Alter schützt vor Torheit nicht.
Highlights
- Ritual
Tracklist
- God is only for the dead
- The art of war
- Against the wall
- Mi revolucion
- Bleed like you
- Serve the grave
- If you were me
- Ritual
- Killing you, killing me
- How could I believe
- Bullet with butterfly wings
- Scarred
Gesamtspielzeit: 45:18 min.
Referenzen
Soulfly; Sepultura; Ektomorf; Korn; Coal Chamber; Limp Bizkit; Deftones; 40 Grit; Incubus; Disturbed; Dry Kill Logic; Spineshank; Fear Factory; Sevendust; Linkin Park; Flaw; Slipknot; Powerman 5000; Machine Head; Staind; Killswitch Engage; LostProphets; Mudvayne; Soil; Drowning Pool; Godsmack; Skindred; Adema; 36 Crazyfists; Chimaira
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