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Fool's Gold - Fool's Gold

Fool's Gold- Fool's Gold

I Am Sound / Sony
VÖ: 29.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Weltumsegler

Die musikalische Weltreise des Indierock geht weiter: Nachdem Zach Condon als Beirut den Balkan auf die Indie-Landkarte brachte und Vampire Weekend ihren treibenden Indiepop mit afrikanischen Rhythmen würzten, steht nun die Karibik auf dem Reiseplan. Oder unternehmen wir lieber einen Abstecher nach Israel? Vielleicht könnte man die Route ja so geschickt legen, dass man an beiden Fleckchen vorbeikommt. Mit dem Debüt von Fool's Gold jedenfalls ist diese kühne Weltumseglung möglich: Hier wird der Indie-Rock auf ein Minimum reduziert, afrikanisch-karibisches Flair weht durch die Songs, hin und wieder gar dekoriert mit hebräischem Gesang. Fool's Gold klingen wie ein Abend auf dem ZDF-Traumschiff. Nur ohne Harald Schmidt als Kurschatten und andere obsolet-schwülstige Gefühlsduseleien.

Wobei, so gänzlich ohne Liebesbekundungen kommt auch "Fool's Gold" nicht aus, schließlich wird "Nadine" ein grandios schunkelnder Song auf den höchstwahrscheinlich hübschen Körper geschrieben. Immer wieder changiert Sänger Luke Top hierbei zwischen seiner Muttersprache Hebräisch und Englisch, klingt dabei nicht selten wie Ezra Koenig von Vampire Weekend, nur dass Top seine jüdischen Wurzeln auf der Zunge trägt. Die musikalischen Einflüsse von Fool's Gold beschränken sich jedoch nicht nur auf Israel und die Karibik, nein, sie lesen sich vielmehr wie Karriere-Stationen des Torhüters Lutz Pfannenstiel: Kongo, Eritrea, Äthiopien, dazu die weltmännische Großspurigkeit L.A.'s und die krautige Verkopftheit des 60er-Jahre-Deutschlands. Die goldene Seite der Globalisierung.

"Surprise hotel" gibt den groovenden Takt vor, dreht wilde Pirouetten und fühlt sich ziemlich wohl, so in direkter Nachbarschaft mit dem 80er-Hit "Lambada". Manchmal - wie im psychedelischen "Ha dvash" - schrammen Fool's Gold nur knapp an der Ethno-Schublade vorbei, doch eingestreute Handclaps und die nervöse Gitarre bewahren den Song vor zu viel Patschuli-Seligkeit. Das schüchterne Highlight des Albums ist das großartige "Yam lo moshech", eine Art Gameshow-Song, der in seiner Verspieltheit gar etwas an die letzte LP der Dirty Projectors erinnert. Und wenn in "Night dancing" gar eine ganze Bläsersektion aufs Deck geholt wird und sich nicht zwischen Mariachi-Sounds, Jazz und kakophonischem Schönklang entscheiden kann, ist dieser Dampfer längst im wahnwitzigen Licht des Horizonts entschwunden. Dieses Album ist das zeitgemäßeste denkbare Weltmusik-Update. Fragt sich nur, wo Fool's Gold als nächstes an Land gehen.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Surprise hotel
  • Nadine
  • Yam lo moshech

Tracklist

  1. Surprise hotel
  2. Nadine
  3. Ha dvash
  4. The world is all there is
  5. Poseidon
  6. Yam lo moshech
  7. Night dancing
  8. Momentary shelter

Gesamtspielzeit: 43:05 min.

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