Azure Ray - Drawing down the moon
Saddle Creek / Cargo
VÖ: 22.10.2010
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Der Schlaf der Gerechten
Sieben Jahre ist es nun her, dass sich Orenda Fink und Maria Taylor als Azure Ray zusammengeschlossen und ihr letztes Album "Hold on love" veröffentlicht haben. Danach wurde es ruhig um die Band, nicht aber um die Damen. So veröffentlichte jede für sich Soloalben, EPs, nahm an verschiedenen Kollaborationen teil und versuchte sich so von der allumfassenden Bandwolke zu lösen. Hat nicht geklappt – wobei das auch kaum jemanden wirklich gestört hat. Oder interessiert. Sieben Jahre später sind also Azure Ray wieder da. Von einem Paukenschlag zu sprechen, wäre angesichts der vorherrschenden Ruhe auf "Drawing down the moon" allerdings auch verkehrt. Ob sich der genannte Mond nicht eher einlullen ließ und von alleine runterzuplumpsen drohte, ist nicht überliefert, lässt sich aber auch nicht ganz verleugnen, da selbst Fink auf dem Cover eingeschlafen zu sein scheint.
Wie auf "Hold on love" geht es auch auf dem Neuling im Jahr 2010 gemächlich zur Sache. Da zeugt es fast schon von Ironie, dass der schlaftrunkene Opener nicht einfach nur "Wake up, sleepyhead" heißt, sondern auch noch mit den gesäuselten Worten "This is only a dream" endet. Nein, Azure Ray machen es dem Hörer auch dieses Mal nicht ganz leicht. Dabei gelingt es ihnen eigentlich recht gut, die wirklich schönen Songs zu verstecken und zur rechten Zeit platzen zu lassen. "Shouldn't have loved" etwa beinhaltet mehr als nur den ewig leisen Harmoniegesang - Keyboard und das beinahe nervöse Schlagzeug entführen den Song auf eine holprige Fahrt weit weg vom Traumland. Vor dessen Toren steht der Hörer im Verlauf von "Drawing down the moon" zwar mehrmals, aber nicht nur ein Song wie das schöne "Make your heart", tröstet samt Bright-Eyes-Gedächtnisstreicher gekonnt darüber hinweg.
Denn eigentlich beherrschen sie ihre Sache ja ziemlich gut, die beiden. Das beweist auch "Don't leave my mind", das eine zugegebenermaßen äußerst sachte Zurechtweisung des vermeintlichen Exfreundes ist, dank seiner vom Schlagzeug getragenen Melodie aber über die knapp vier Minuten gerettet wird. Das monotone "Dancing ghosts" hat es da schon schwerer, den inneren Schweinehund zu überwinden und den Hypnotiseur, der den Hörer mit seinen "Du wirst müde, Deine Lider werden schwer"-Rufen locken will, zur Hölle zu jagen. Eine ganze Weile passiert auf diesem Album eben leider Gottes nicht viel. Nicht mal der Rausschmeißer "Walking in circles" schafft es, ein letztes Aufbäumen zu bewirken, und wenn, dann findet dies höchstens unter einer kuschligen Decke statt. Dass Azure Ray leider nicht das Album gemacht haben, was man von ihnen ob des freilich vorhandenen Talents erwartet hätte, ist schade. Dass es trotzdem kein schlechtes geworden ist, ist immerhin eine kleine Überraschung – und auf die hat man bei "Drawing down the moon" ja auch lange genug gewartet.
Highlights
- Don't leave my mind
- Make your heart
- Shouldn't have loved
Tracklist
- Wake up, sleepyhead
- Don't leave my mind
- In the fog
- Larraine
- On and on again
- Make your heart
- Silver sorrow
- Signs in the leaves
- Love and permanence
- Shouldn't have loved
- Dancing ghosts
- Walking in circles
Gesamtspielzeit: 43:13 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
lesenswert |
2011-02-14 01:00:04 Uhr
was über azure rays neues albumhttp://www.zitty.de/bright-eyes-tim-kasher-und-azure-ray.html |
börse |
2010-10-28 10:24:59 Uhr
links auf dem cover hat sich ja anja kohl reingemogelt! verblüffend. |
Konsum |
2010-10-09 18:39:39 Uhr
Häh???Davon wusste ich ja gar nix. Mmmh. Mal anhören. Von mir aus hätte man es aber bei den alten Sachen belassen können. Gibt ja auch noch die Solo-Scheiben. |
sdf |
2010-10-09 18:20:24 Uhr
ich höre es gerade. finds langweilig, aber die verpackung in schwarz-durchsichtigem case ist großartig! |
Becci |
2010-10-09 17:46:21 Uhr
Ich hätte ja nicht gedacht, noch mal in den Genuss eines Azure Ray Albums zu kommen. Aber ich liebe ja Überraschungen. Schönes Album. Nicht so gut wie Hold on Love, aber dennoch gut. Das passende Album für den Herbst. Und irgendwie find ich auch bei diesem Album die Songs von Maria besser als die von Orenda. Manche Dinge ändern sich eben nie. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Orenda Fink; Maria Taylor; Now It's Overhead; Bright Eyes; Devics; Ai Phoenix; This Mortal Coil; Cocteau Twins; Piano Magic; Rilo Kiley; My Bloody Valentine; Isobel Campbell; Beth Orton; Edith Frost; Hope Sandoval & The Warm Inventions; Mazzy Star; Carter Family; Mary Timony; Lucinda Williams; Ani DiFranco; Sarah McLachlan; Over The Rhine; Fiona Apple; PJ Harvey; Eva Cassidy; Jann Arden; Amanda Rogers; Emmylou Harris; Liz Phair; Maria Solheim; Diana Krall; Emiliana Torrini; Feist; Elysian Fields; Beth Gibbons & Rustin Man; Kristin Hersh; Natalie Merchant; Nina Nastasia; Lisa Germano; Aimee Mann; Jolie Holland; Low; Stina Nordenstam; Sophie Zelmani; Cat Power; Neko Case; Tori Amos
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Azure Ray - Remedy (10 Beiträge / Letzter am 30.06.2021 - 17:19 Uhr)
- Azure Ray (18 Beiträge / Letzter am 16.04.2021 - 00:23 Uhr)
- Azure Ray - Drawing Down the Moon (6 Beiträge / Letzter am 14.02.2011 - 01:00 Uhr)
- Azure Ray - Hold on love (28 Beiträge / Letzter am 18.02.2005 - 00:06 Uhr)