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Lizz Wright - Fellowship

Lizz Wright- Fellowship

Verve Forecast / Universal
VÖ: 08.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Gemeinde

"If you believe your God is better than another man / How we gonna end all of your suffering?" Lizz Wright greift gleich am Anfang von "Fellowship" mit einem Me'Shell-Ndegéocello-Cover in die tiefste Tiefste ihrer Seele. Dort lauern Zweifel, Sorgen und Verletzlichkeit, aber auch Hoffnung. Der heilende Zusammenhalt ist nämlich sofort da, wenn der Bass grollt und die Gitarre ins Nirwahwah übergeht. Auf Wrights vierten Album geht es in jeder Sekunde um Glauben und die eigene Einstellung dazu. In dieser intensiven Auseinandersetzung mit Werten, Zielen und Gefühlen lässt sie keinerlei Platz für missionarisches Eifern.

Andere Pastorentöchter hüpfen heutzutage in bunter Unterwäsche durch die Charts und kauen Kaugummis, die deutlich mehr Geschmack haben als ihre Musik. Wright jedoch, die bereits als junges Mädchen im Chor die Gottesdienste ihres Vaters beschallte, erinnerte sich an Gospel als Grundlage all ihres Tuns. Sie nimmt für "Fellowship" ihre Zuhörer mit in eine gute alte Zeit, als Martin Luther King noch jenen Traum hatte, der sich mit einem Brother im Weißen Haus mittlerweile zum Teil erfüllen durfte. Und weil diese Art Rückbesinnung stets ein lobenswertes Unterfangen ist, bekam sie Unterstützung von Angelique Kidjo, Toshi Reagon, Bernice Johnson Reagon und Joan Wasser (Joan As Police Woman).

Wright schöpft gemeinsam mit ihnen aus den gleichen Quellen, die einst aus einer afroamerikanischen Subkultur namens Jazz ein weltumspannendes Kulturgut machten und sich danach zu Soul, Funk und HipHop weiterentwickelten. Dabei gelingen nicht nur strahlende Beschwörungen wie "God specializes", "Presence of the Lord" (im Original von Eric Clapton) und das zum Abschluss zelebrierte "Amazing grace". Es ist nicht nur das euphorische "Gospel medley", in dem Wright zu federndem Klavier durch "I've got a feeling", "Power lord", "Glory glory", "Up above my head" und "Hold on just a little while longer" fliegt und von einem wuchtigen Chor angefeuert wird. Gladys Knights "(I've got to use my) Imagination" glimmt in brodelnder Entschleunigung auf. Zusammen mit Kidjo nährt sich Wright in "All the seeds" und "Oya" an afrikanischen Polyrhythmen, und gibt sich dann den fälligen Beifall für die famos reduzierte Akustik von Jimi Hendrix' einst lärmenden Blues-Feuerwerk "In from the storm" selbst. Verdientermaßen.

Dass Wrights Musik wie schon bei "The orchard" gerne dem Jazz zugeordnet wird, liegt keineswegs an ausladender Improvisation oder raumgreifenden Harmonien. "Fellowship" ist warm, luftig, dunkel, rauschhaft, köchelnd, tänzelnd, ja: waschechter Soul. Da hochglanzpolierter Rn'B die Dudelsender dieser Welt belagert und in diesem Dolce&Gabbana-Pop eine Seele vermutet wird, die längst geflüchtet ist, könnte das aber die schlecht vorbereitete Zielgruppe überfordern. Wright klagt das jedoch nicht an. Sie verarbeitet ihre Selbstunsicherheit in aller Öffentlichkeit und wächst damit einmal mehr über sich hinaus. Hier ist keine Spur für bibelfeste Überheblichkeit. Die selbstbewusste Unsicherheit jedoch macht aus der Welt einen besseren Ort.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Fellowship
  • (I've got to use my) Imagination
  • I remember, I believe
  • In from the storm

Tracklist

  1. Fellowship
  2. (I've got to use my) Imagination
  3. I remember, I believe
  4. God specializes
  5. Gospel medley: I've got a feeling, Power lord, Glory glory, Up above my head, Hold on just a little while longer
  6. Sweeping through the city
  7. All the seeds
  8. Presence of the Lord
  9. In from the storm
  10. Feel the light
  11. Oya
  12. Amazing grace

Gesamtspielzeit: 47:26 min.

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